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Schlösser-Verfall in Vorpommern: Schloss Divitz auf Roter Liste



Schloss Divitz in den 1860er Jahren / gemeinfrei / Foto oben: So sieht Schloss Divitz heute aus / Bild: Screenshot Youtube
Schloss Divitz in den 1860er Jahren / gemeinfrei / Foto oben: So sieht Schloss Divitz heute aus / Bild: Screenshot Youtube
Europa Nostra, die Europäische Union für das Kulturerbe, schlägt Alarm in Sachen Schloss Divitz (Mecklenburg-Vorpommern). Die Organisation stellt jährlich eine Liste über die sieben am stärksten vom Verfall bedrohten Kulturstätten Europas auf.

Darauf findet sich diesmal auch das frühbarocke Wasserschloss bei Barth am Rand des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft.

Schloss Divitz ist eine der bedeutendsten Wasserburgen Norddeutschlands, die noch im 18. Jahrhundert im barocken Stil umgebaut worden ist. Es gehörte von 1892 bis zur Enteignung 1945 der Familie der Grafen von der Groeben.


Heute ist das seit der Wende leer stehende Herrenhaus kaum mehr als eine Ruine. Der Weckruf der Kulturerbe-Schützer kommt reichlich spät.

Der Verein „Kulturgüter Wasserburg Divitz“, der das Schloss im Juni 2014 kurz vor der geplanten Zwangsversteigerung erworben hat, kann die Sanierung nicht alleine stemmen.

Der Fall Schloss Divitz ist besonders tragisch, da das Land 1,1 Millionen Euro an Fördermitteln für die Notsicherung bereit gestellt hatte. Das Geld wurde wieder gestrichen, als der geplante Verkauf durch die privaten Eigentümer an den Landkreis im Spätsommer 2014 platzte.

Das Europa-Nostra-Programm zum Erhalt „der sieben meistgefährdeten Kulturstätten“ listet diese Denkmale auf, um durch die Mobilisierung von Partnern ihre dauerhafte Bewahrung zu ermöglichen.

Schloss Rossewitz / Foto: Wikipedia / Global Fish / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Schloss Divitz in den 1860er Jahren / gemeinfrei
Schloss Rossewitz / Foto: Wikipedia / Global Fish / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Schloss Divitz in den 1860er Jahren / gemeinfrei

Die Siebener-Liste ist natürlich symbolisch gemeint. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), Mitglied bei Europa Nostra, betont, dass das Denkmal in Divitz stellvertretend für viele akut bedrohte Landschlösser und Herrensitze in Deutschland steht.

Allein Mecklenburg-Vorpommern zählt mehr als 2000 Adelssitze – mehr als 400 davon sind in schlechtem Zustand. Oft ist ihre Lage zwar idyllisch, doch so abgelegen, dass es nicht gelingt, ihnen mit einer neuen Funktion die Zukunft zu sichern.

Denn nicht alle Bauten lassen sich nun mal auf wirtschaftlich vernünftige Weise zu einem Wellnessressort, einer Schönheitsklinik oder einer luxuriösen Wohnanlage umbauen.


Beispielsweise gehört Schloss Rossewitz auf halbem Weg zwischen Güstrow und Rostock seit 1994 zu den Sorgenkindern der Stiftung Denkmalschutz, da der Erhalt des frühesten Barockbaus in Mecklenburg noch immer nicht gesichert ist.1982 und – erneut – 1992 war das Dach eingestürzt.

Rossewitz gilt wegen seiner illusionistischen Wandmalereien als ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Es ist heute in Privatbesitz.

Ein weiteres Beispiel sei Schloss Ivenack. Hier förderte die Denkmalstiftung die Dachsanierung, um wenigstens vorerst den weiteren Verfall zu stoppen.

Auch nicht schlecht: Jagdschloss Gelbensande war Vorbild fürs Schloss Cecilienhof / Foto: Wikipedia / Richard Schröder / CC-BY-SA 3.0
Jagdschloss Gelbensande war Vorbild fürs Schloss Cecilienhof / Foto: Wikipedia / Richard Schröder / CC-BY-SA 3.0

Ein glücklicheres Schicksal haben Schloss Bothmer, die größte barocke Schlossanlage des Landes, aber auch die Jagdschlösser Gelbensande bei Rostock und Granitz bei Binz auf Rügen.

Beim Rittergut Pansevitz auf der Insel förderte die DSD die Sicherung der Schlossruine. Der angrenzende Landschaftspark wurde vor wenigen Jahren zum Friedwald.

Die letzten Ruheplätze unter den jahrhundertealten Bäumen ermöglichen so heute den Erhalt des Parks.

Das Beispiel zeigt nach Ansicht der manchmal etwas verschwurbelt formulierenden Denkmalstiftung: „Innovative Lösungen, durch die leerstehende Häuser eine wirtschaftlich rentierliche Lösung erhalten, retten Denkmale“.



Die Deutsche Welle berichtet über leer stehende Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern (von 2012):

Weiterlesen:

Weitere Informationen und Fotos zu Schloss Divitz auf der Seite „Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern
Zur aktuellen Entwicklung schreibt die Ostsee-Zeitung: „Letzte Rettung für alte Mauern

Mehr zu der Aktion auf der Seite von Europa Nostra (engl.)
Diesem Artikel liegt eine Pressemitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zugrunde: „Die 7 meistgefährdeten Kulturstätten Europas 2016