Rogalin: Schloss des 100-jährigen Ex-Präsidenten Polens



Schloss Rogalin / Foto: Wikipedia / Jan Jerszyński / CC-BY-SA 3.0
Schloss Rogalin / Foto: Wikipedia / Jan Jerszyński / CC-BY-SA 3.0

Schloss Rogalin: Die Kapelle / Foto: Wikipedia / J.-H. Janßen / CC-BY-SA 3.0
Schloss Rogalin: Die Kapelle / Foto: Wikipedia / J.-H. Janßen / CC-BY-SA 3.0

Zu den eigenartigsten Gebilden des Kalten Kriegs gehörten Exilregierungen: Anerkannt von einer handvoll Staaten, ohne eigenes Land – aber im festen Glauben, bald schon wieder an die Macht zu kommen.

Edward Raczyński, Besitzer von Schloss Rogalin bei Posen, war ein Promi in dieser Exilantenszene. Von 1979 bis 1986 war der Graf Präsident der Republik Polen. Also Exilpräsident mit Sitz in London, denn das republikanische Polen war schon mit dem Hitler-Stalin-Pakt faktisch untergegangen.

Zum Ärger der „Volksrepublik“ Polen, machte die vor Nazis und Russen geflüchtete Exilregierung auch nach 1945 einfach weiter.


Außenminister der polnischen Exilanten war von 1941 bis 1943 besagter Edward Raczyński. Er stammte aus einer alten polnischen Adelsdynastie, die sich nach fortwährenden Teilungen Polens auf die preußische Seite gestellt hatte und 1824 auch in den preußischen Adelsstand erhoben worden war.

Sitz der Raczyńskis war das spätbarocke Schloss Rogalin südlich von Posen: Ein mit Kunstschätzen vollgestopfter Adelspalast, der das Weiße Haus locker in den Schatten stellt.




Graf Edward Raczyński im Jahr 1932 / gemeinfrei
Graf Edward Raczyński im Jahr 1932 / gemeinfrei

Im katholischen Polen gehört natürlich eine Schlosskapelle dazu (mit familieneigenen Mausoleum): ein frühklassizistischer Bau in der Art eines säulenumstandenen römischen Tempels. Im Park wachsen Eichen, die zu den ältesten Europas gehören.

Die Kommunisten hatten natürlich nichts Eiligeres zu tun, als den bereits von den Nazis beschlagnahmten Raczyński-Besitz zu verstaatlichen. Seit 1949 gehört das Schloss dem Nationalmuseum Posen.

Graf RaczyńskiHartnäckigkeit wurde belohnt: 1989/90, im Alter von 97 Jahren erlebte er noch den Sturz des Regimes und die Wiedergeburt des demokratischen Polens (eine Entwicklung, die die Exilregierung überflüssig machte).

Nachdem er mit 100 Jahren noch seine langjährige Lebensgefährtin Aniela Lilpop geheiratet hatte, konnte er 1993 zufrieden das Zeitliche segnen.

Sein Leichnam wurde nach Polen überführt. Die Bestattung in der Kapelle von Schloss Rogalin wurde als Staatsbegräbnis zelebriert. Raczyński forderte das Schloss nicht zurück. Er vermachte es „dem polnischen Volke“. Und so bleibt es heute Museum – und Erinnerungsort an einen Exil-Präsidenten…

Ein paar Fotos gibt’s bei Tripadvisor