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Schloss Haigerloch: Und im Felsen der Atomkeller



Schloss Haigerloch ist weiter in Privatbesitz
Schloss Haigerloch ist weiter in Privatbesitz / Fotos: Burgerbe.de
Was haben die Renaissance und die Atombombe miteinander zu tun? Normalerweise nicht viel, da Leonarda da Vinci halt die Grundlagen fehlten, auch noch Kernwaffen zu erfinden.

Aber im schwäbischen Haigerloch liegen diese Themenfelder ziemlich nah beieinander. Also geografisch gesehen.

Denn in den Felsen unterhalb des Schlosses findet sich das Atomkellermuseum. Hier köchelte im Zweiten Weltkrieg ein Versuchsreaktor vor sich hin, bestückt mit Uranwürfeln. Der Durchbruch zum Bombenbau blieb den NS-Physikern dank zu geringer Ressourcen glücklicherweise verwehrt…

Heute kann man sich im Museum über die Geschichte der Erforschung der Kernspaltung informieren. In der benachbarten Ölmühle wird die Ausstellung „Werner Heisenberg – Leben und Wirken“ gezeigt.

Das Schloss über dem Atomkeller geht auf eine 800 Jahre alte Burg auf einem Felssporn zurück. Sein heutiges Aussehen verdankt es Graf Christoph von Hohenzollern-Haigerloch (1552-1592).

Dem passte die zugige Trutzburg gar nicht mehr, und er ließ ein schmuckes – und ziemlich ausgedehntes – Renaissanceschloss daraus machen, mitsamt Schlosskirche (heute St. Trinitatis).

Architekt ertrank in der Ach

Durch seinen frühen Tod erlebte Graf Christoph die Fertigstellung der Anlage indes nicht mehr. Vollendet wurde der Bau durch den Architekten Michael Beer, der auch den Wiederaufbau von Schloss Sigmaringen (1658 bis 1659) leitete. Den Baumeister ereilte ein tragischer Tod: Er ertrank 1666 mit 61 Jahren in der Bregenzer Ach.

Schloss Haigerloch erwies sich als derart unwichtig und abgelegen, dass es von Kriegszerstörungen weitgehend verschont blieb.


Schloss Haigerloch und die Schlosskirche / Foto:  Wikipedia / Felix König / CC-BY-SA 3.0
Schloss Haigerloch und die Schlosskirche / Foto: Wikipedia / Felix König / CC-BY-SA 3.0
Die Nazis nutzten die Lage dann für ihre hochgeheimen Experimente. In einem ehemaligen Braukeller richteten Wissenschaftler um die Professoren Heisenberg und von Weizsäcker 1944 einen Forschungsreaktor ein.

Die Aktivitäten blieben von der alliierten Aufklärung unentdeckt. Doch während auf deutscher Seite ein paar Forscher mit viel zu wenig Uran herumbosselten, hatten die USA längst gigantische Ressourcen und tausende Arbeitskräfte für das Manhattan-Projekt in Marsch gesetzt.

Mit historischem Erfolg.

Seit 1975 gehört das Schloss einem Unternehmer. Ab 1981 öffnete er die Schlosstore für Tagungen, Feste und kulturelle Veranstaltungen. Heute beherbergt das Schloss auch ein Hotel.

Die Schlossrenovierung wurde übrigens 1989 mit dem Denkmalschutzpreis des Schwäbischen Heimatbundes, dem Peter-Haag-Preis, honoriert.



Links:

Homepage von Schloss Haigerloch
Infos zum Atomkellermuseum unterhalb der Schosskirche finden sich hier.

Und so sieht der Komplex via GoogleMaps aus: