Was haben der knorrige Prinz Philipp, August Oetker jr. und die Prinzessin zu Leiningen (Ex-Gattin des Aga Khan) gemeinsam? Also außer einem gewissen Wohlstand, den man in diesen Kreisen ja voraussetzen darf?
Antwort: Eine der exquisitesten Erziehungen, die man in Deutschland kaufen kann: Sie alle besuchten das Nobel-Internat Schloss Salem nahe des Bodensees. Mein Lieblings-Absolvent ist übrigens Oliver Hassencamp („Die Ritter von Burg Schreckenstein“).
Entscheidend beim Schulbesuch ist hier der Geldbeutel der Eltern: Allein das Schulgeld liegt zwischen 33.000 und 35.000 Euro pro Jahr (Übersicht der Kosten). Hinzu kommen noch üppige Nebenkosten und Jahresgebühren.
Oh, Stipendien für besonders intelligente Schüler, denen nur der Makel anhaftet, aus Familien mit Durchschnittseinkommen zu stammen, gibt es natürlich auch.
In jedem Fall müssen Eltern allerdings einen Eigenanteil in Höhe von 6000 Euro pro Jahr leisten.
Die Schule Schloss Salem mit ihren ca. 700 Schülern verteilt sich (noch) auf vier Standorte: Die ca. 80 Schüler der Unterstufe leben und lernen auf Burg Hohenfels, einem weißen Barockschlösschen im Burgenstil auf einem Bergsporn, zwölf Kilometer nördlich des Bodensees.
Die seit 1931 von der Schule genutzte Burg Hohenfels dürfte Hassencamp allerlei Inspiration für den Alltag seiner Schreckenstein-Ritter mitgegeben haben. Vielleicht ist Hohenfels ja sogar Schreckenstein…
Die Mittelstufe nutzt die Gebäude der ehemaligen Reichsabtei Salem. Die Oberstufe ist in Schloss Spetzgart bei Überlingen und im benachbarten Campus Härlen angesiedelt.
Besichtigen kann man nur das Gelände der ehemaligen Reichsabtei Salem, im Jahr 1919 Gründungsort der Schule. Das sympathische an den klotzigen Gebäuden ist die aufgemalte Deko an Ecken und Fenstern: Der reiche barocke Schmuck rund um die Fenster ist nur schöner Schein.
Ursprünglich war der weitläufige Komplex ein 1137 gegründetes Zisterzienser-Kloster. Die meisten Gebäude stammen aus den Jahren unmittelbar nach 1700.
Sie sind prächtige Wiederaufbauten nach einer Brandkatastrophe von 1697. Die opulente barocke Pracht der Äbte von Salem grenzt schon an Größenwahn. Es gibt sogar einen Kaisersaal, falls der Chef des Reichs mal zu Besuch kommen sollte.
1804 konnten die Markgrafen von Baden den durch Weinbau märchenhaft reich gewordenen Klosterbesitz einkassieren, wovon die Nachkommen der großherzoglichen Familie noch heute profitieren (Mitglieder der Familie wohnen noch in einem Abteigebäude).
2009 verkaufte das Haus Baden (nach 90-jährigem Streit) den größten Teil der Anlage und diverse Kunstschätze für 58 Millionen Euro Steuergeld an das Land Baden-Württemberg (siehe Handelsblatt: „Haus Baden verkauft Schloss Salem ans Land„.
Zumindest ist so sichergestellt, dass das Abteilgelände weiter zugänglich bleibt (Erwachsene zahlen sieben Euro Eintritt, Kinder 3,50 Euro), und nicht von irgendwelchen Adels-Sprösslingen einstmals regierender Geschlechter gesperrt werden kann.
Fotografieren ist hier übrigens nur für private Zwecke erlaubt.
Die Homepage zu Schloss Salem der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist sehr informativ und bietet auch allerlei Broschüren zum Download.
Hier ein sehr schöner Film über Kloster und Schloss Salem von Kilian Reichert: