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Falschmeldung: „Dracula-Schloss“ wird doch nicht verkauft




Ein Artikel des Telegraph berichtet über die Verkaufsabsichten der Habsburger / Bild: Screenshot
Ein Artikel des Telegraph berichtet über angebliche „Verkaufsabsichten“ der Habsburger / Bild: Screenshot

Ein gewichtiger Teil der deutschsprachigen Medien ist auf eine „vampirische“ Falschmeldung des britischen „The Telegraph“ hereingefallen. Dieser hatte gemeldet, ein New Yorker Nobelanwalt biete das „Dracula Schloss“ Bran in Rumänien auf dem Immobilienmarkt an: „Transylvania’s most famous fortress is for sale“. Von FAZ bis zur Online-Ausgabe der „Kronen-Zeitung“ wurde die Geschichte fleißig nacherzählt und je nach Boulevard-Faktor weiter angespitzt. Ich habe auch darüber berichtet.

Der Kern der Story entpuppt sich jetzt als aufgeblasene Sensationshascherei des Telegraph-Autors.
Das deckte netterweise das Wiener Wirtschaftsblatt auf. Die Österreicher haben beim New Yorker Anwalt nachgefragt, der das Schloss angeblich anbietet. Der betont: Das „Dracula-Schloss“ steht aktuell gar nicht zum Verkauf.

Wie jetzt?

Schloss Bran in den Südkarpaten soll 98 Millionen Euro kosten / Foto: Wikipedia / Huffer
Schloss Bran in den Südkarpaten soll nicht verkauft werden / Foto: Wikipedia / Huffer / CC BY 3.0 DE

Es ist das alte Spiel mit dem Konjunktiv – Die „Was wäre wenn?“-Frage: Telegraph-Autor Christopher Middleton hatte sich erkundigt, ob das Schloss verkäuflich sei. Die Besitzer aus der Familie Habsburg hatten es schließlich 2006 schon einmal vergeblich dem rumänischen Staat für 80 Millionen Dollar angeboten.

Was soll der Anwalt da anderes sagen als: „Nur, wenn der Preis stimmt“.

Sinngemäß äußerte er sich dem Journalisten gegenüber auch so. Der Schreiber (oder der redigierende Redakteur?) machte daraus aber flugs die für alle Vampirfans spektakuläre „fortress is for sale“-Geschichte.

Die Überschrift führt sogar noch weiter in die Irre: „Werde Teilhaber am Dracula-Schloss“.

Bei der Übernahme des Texts in deutsche Online-Medien wurde die „Sensation aus Transsilvanien“ dann fröhlich weiter angespitzt. Plötzlich tauchte dann die Zahl 98 Millionen Euro (135 Millionen Dollar) als angeblich geforderter Kaufsumme auf, und schon standen die Eigentümer als gierige Blutsauber am Pranger. Peinlich das Ganze.

Das Schloss gehört übrigens drei Geschwistern aus einem Zweig der Habsburger-Familie, Erben des letzten rumänischen Königspaars. Sie betrieben dort ein ziemlich erfolgreiches Museum.

Links:

Die Geschichte des Wirtschaftsblatts mit dem schönen Titel: „57 Zimmer, kein Bad: Dracula-Schloss wird (nicht) verkauft“ ist leider nicht mehr online.
Auch die Falschmeldung des Telegraph: „Buy a stake in Dracula’s castle“ ist inzwischen offline.

Ein paar Bilder von Schloss Bran via YouTube: