Die Macher von Star Wars standen vor einem Problem: Sie konnten nicht das gesamte „Krieg der Sterne“-Universum am Computer neu designen. Der Bau so vieler Plaste- und Sperrholz-Modelle (heute meist Computergrafiken) wäre doch etwas zu aufwendig gewesen.
Und auf der Erde gibt es schließlich auch ein paar schön-exotische Fleckchen, die sich mit ein bisschen futuristischer Deko ans galaktische SciFi-Genre anpassen lassen.
So wurde 1976 aus einem abgelegenen Stück tunesischer Wüste der Drehort für Sequenzen auf dem Wüstenplaneten Tatooine.
Und für die Szenen im von dutzenden Türmchen, breiten Treppen und riesigen Sprossenfenstern geprägten Palast von Königin Padmé Amidala im ersten Teil der Star-Wars-Saga reiste das Filmteam nach Italien: Nach Caserta in Kampanien.
Da sitzt also Amidala, Königin des friedliebenden und paradisischen Planeten Naboo, im Herrscherornat auf ihrem Thron im Palast ihrer Hauptstadt Theed und hat reichlich Ärger mit der Handelsförderation.
Die fiesen Aliens wagen es auch noch, die Funkverbindungen zur Galaktischen Republik zu kappen und eine Invasion zu starten.
Im Palast rücken die Eroberer ohne Gegenwehr ein und nutzen die weiten Treppenfluchten, um die Monarchin (gespielt von Natalie Portman) abzuführen, damit sie gefälligst einen „Vertrag“ unterschreibt und das ganze Unternehmen legalisiert.
Aber zum Glück gibt es ja noch Jediritter wie Obi Wan Kenobi (Ewan McGregor)…
Der Amidala’sche Filmpalast aus „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ ist in der irdischen Wirklichkeit eines der größten Schlösser Europas: Der Palazzo Reale von Caserta, etwa 40 Kilometer von Neapel.
Hier wollten eigentlich die Bourbonen-Könige residieren und über große Teile Italiens (genauer: Über das „Doppel-Königreich“ Neapel/Sizilien) auspressen.
Dummerweise erwiesen sich die Baupläne als derart aberwitzig (1200 Räume, 1970 Fenster), dass es nach der Grundsteinlegung 1752 rund 100 Jahre dauern sollte, bis das Riesenschloss fertig wurde.
Da war mit dem absolutistisch regierten Königreich allerdings schon nicht mehr viel los: Der letzte Imperator Schlossbesitzer, König Franz II, kapitulierte 1861 vor der Invasion der Garibaldi-Truppen.
Und es waren keine Jediritter da, um ihm zu helfen…
Treppenhäuser und Säle wurden nun Drehorte für die Krieg der Sterne-Innenaufnahmen. Natürlich wurden die Szenen hinterher mit Computertechnik nochmal verfremdet, aber Fenster, Säulen, Treppen, Balustraden und Boden sind charakeristischer italienischer Barock.
Wahrscheinlich haben sich die Naboo-Könige diese Epoche der terranen Kunstgeschichte einfach zum Vorbild genommen. Wer Lust hat, kann bei bei Netflix nochmal ganz genau hinschauen…
Falls es hier noch einmal zu einer imperialen Invasion kommen sollte: Der Palast und sein 100 Hektar großer Park voller Brunnen, alles inspiriert durch das Schloss von Versailles, steht seit 1997 unter dem Schutz einer Unesco-Welterbestätte. Ein Angriff darauf wäre ein Kriegsverbrechen.
Links:
Website des Palazzo Reale Caserta
Ausführliche Informationen über den Planeten Naboo findet man in der Jedipedia.
Der Trailer zu „Star Wars – Die dunkle Bedrohung“:
Und hier ein (italienischer) Kurzfilm über den Palazzo Reale in Caserta: