Präsident Obama auf Schlössertour in Berlin


Schloss Bellvue bei Nacht / Foto: Wikipedia/Avda
Schloss Bellevue bei Nacht, der rechte Flügel war früher einmal eine Fabrik / Foto: Wikipedia/Avda / Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Schloss Bellvue 1797: Der Fabrikflügel an der Spree ist gut zu erkennen. Foto: Wikipedia/Zenodot Verlagsgesellschaft
Schloss Bellevue 1797: Der Fabrikflügel an der Spree ist gut zu erkennen. Foto: Wikipedia/Zenodot Verlagsgesellschaft
Heute ist US-Präsident Barack Obama zu seiner zweiten Berlin-Stippvisite eingeflogen. Wenn der wüsste, dass die Deutschen ihn eigentlich in einer alten Lederfabrik empfangen wollen, würde er wahrscheinlich eine seiner undurchschaubaren Commander-in-Chief-Mienen aufsetzen und Air-Force-One gleich den Rückflugbefehl geben. Aber der Reihe nach…

Der 25-stündige Besuch in der Hauptstadt dreht sich hauptsächlich um zwei Schlösser: Schloss Charlottenburg und Bellevue (vom neuen Stadtschloss ist ja noch nichts zu sehen…) – und das Brandenburger Tor.

Auf Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, wird Barack Obama von Joachim Gauck empfangen. Auf Wunsch von Gauck ist auch junges Publikum ist dabei: zum Beispiel 30 Sechstklässler der deutsch-amerikanischen John-F.-Kennedy-Schule (Link zur Berliner Zeitung).

Ziel von Obamas Berlin-Besuch: Das Brandenburger Tor
Ziel von Obamas Berlin-Besuch: Das Brandenburger Tor / Foto: Burgerbe.de

Architektonisch ist das Ganze eine ziemlich preußische Angelegenheit: Bauherr des Schlosses war ein jüngerer Bruder des Alten Fritz, Prinz Ferdinand, Nun bestand aber 1785 das Problem, dass auf dem Grundstück des neuen Schlosses schon die eingangs erwähnte alte Lederfabrik stand – direkt an der Spree.

Klar hätte der brandenburgische Royal das Relikt abreissen lassen können, erhaltungspflichtige Industriedenkmäler gab es ja noch nicht. Aber das hätte Geld gekostet. Und der Neubau erst…

Also entschied sich Sparfuchs Ferdinand, die alte Fabrik einfach als rechten Schlossflügel in das Ensemble einzubauen und auf der gegenüberliegenden Seite eine Kopie hinzusetzen. Alles schön klassizistisch.


Seinen Namen Bellevue bekam das Schloss wegen der schönen Aussicht Richtung Westen über Park und Spree bis zur Kuppel von Schloss Charlottenburg. Als man 1880 den Blick durch ein Eisenbahn-Aquädukt verbaute, wurde der Name trotzdem beibehalten.

Ab 1916 nutzte die Oberste Heeresleitung („OHL“) die Räume. Kaiser Wilhelm II. versuchte hier, wieder Kontrolle über die militärische Befehlskette zu bekommen, indem er Ende Oktober General Ludendorff als Befehlshaber vor die Tür setzte. Es sollte ihm nichts mehr nützen…

Auf Schloss Charlottenburg ist Obama zum Abendessen eingeladen / Foto: Wikipedia/GFDL / cc-by-sa 3.0
Auf Schloss Charlottenburg ist Obama zum Abendessen eingeladen / Foto: Wikipedia/GFDL / cc-by-sa 3.0
Ab 1939 ging es im Schloss präsidial zu: Weil Nazi-Außenminister Joachim von Ribbentrop ein Auge auf das Reichspräsidentenpalais geworfen hatte, musste das dortige Büro des Reichspräsidenten (ein Amt, das sich zu diesem Zeitpunkt längst Hitler unter den Nagel gerissen hatte) umziehen – und zwar ins „Reichsgästehaus“, ins Schloss Bellevue.

Nach dem Krieg wurde das ausgebrannte Schloss 1954 wieder aufgebaut und nun offiziell Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten – Hauptsitz war die Villa Hammerschmidt in Bonn. Richard von Weizsäcker drehte diese Reihenfolge dann 1994 einfach um.

2004/05 musste das Schloss erstmal grundlegend saniert werden. Heute sieht alles natürlich picobello aus, und Obama wird keine Schimmer davon haben, auf was für historischem Boden er da steht…

Eine Wiederholung der präsidialen Schlösser-Tour durch Obamas Nachfolger Donald Trump ist nicht geplant.