Der Verfall von Schloss Reinhardsbrunn schreitet voran. Selbst für Thüringer Verhältnisse, wo hunderte Burgen und Schlösser stark reparaturbedürftig sind, ist der Fall skandalös.
Nach der Wende hatten zwei Hotelgruppen große Pläne mit der Anlage, die auf ein mittelalterliche Kloster zurückgeht. Sie kauften das Schloss von der Treuhand, um ein Luxushotel daraus zu machen.
Der Plan zerschlug sich, auch eine Rückübertragung an die Alteigentümer, das Haus Sachsen Coburg und Gotha (1945 enteignet) kam nicht zustande. Dann kamen englische, ukrainische und russische Käufer – doch immer wurde das Schloss offenbar nur als Spekulationsobjekt gesehen.
2006 erwarb eine thüringische Firma die Anlage für nur 25.000 Euro – und übernahm Schulden in Höhe von 200.000 Euro. Eine eigenartige Transaktion. 2011 ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Geldwäsche bei den diversen Verkäufen.
Die momentanen Eigentümer aus Russland lassen die Anlage derart verkommen, dass sich sogar Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) einschaltete.
Aus rechtlichen Grünen könnte der Kreis Gotha baulich dringend gebotene Sicherungsmaßnahmen selbst in Auftrag geben, eine sogenannten Ersatzvornahme. Der Kreis könnte dann versuchen, das Geld bei den Eigentümern einzutreiben (viel Erfolg dabei).
Laut Thüringer Allgemeine schließt das Kulturministerium eine „Enteignung als allerletzten Schritt“ nicht aus, wenn das Denkmal in seiner grundlegenden Substanz gefährdet sei.
Bodo Ramelow, Vorsitzender der Linksfraktion im Thüringer Landtag, hat Anzeige wegen des Verdachts auf Betrug und Insolvenzverschleppung gestellt. Das berichtet der MDR: „Es entstehe der Eindruck, dass das Schloss dazu diente, einen Wert vorzugaukeln, den die Firma, die es besaß, nicht hatte“, so Ramelows Begründung der Anzeige laut MDR.
Letzte Entwicklung im April 2014: Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht lässt durch Gutachter prüfen, ob Schloss Reinhardsbrunn enteignet werden kann. Das Gutachten soll im Frühjahr 2014 vorliegen.
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Und hier geht’s zum äußerst informativen Artikel von Matthias Tüsing in der Thüringer Allgemeinen (inzwischen hinter der Paywall): „So mancher Burg und manchem Schloss in Thüringen droht Verfall„.
Der Autor behandelt darin nicht nur die Situation in Reinhardsbrunn, sondern macht sich auch grundlegende Gedanken zu verfallenden Burgen und Schlössern in Thüringen, dem „Grünen Herzen Deutschlands“ mit seiner Vielzahl an historischen Immobilien.