1860: Über Schloss Großenhain raucht der Schlot einer Garnspinnerei / Foto: gemeinfreiDas Wahrzeichen des sächsischen Städtchens Großenhain war ab 1836 ein kräftig rauchender Schornstein, der aus dem Bergfried von Schloss Großenhain herausragte. Er spuckte die Abgase einer Dampfmaschine in die Luft, die die Webstühle der Garnspinnerei der Gebrüder Eckhardt antrieb.
Gut 130 Jahre lang blieb das einstige Landgrafenschloss eine Fabrik. Heute ist der Schlot verschwunden, und die Anlage präsentiert sich als Kulturschloss Großenhain – Ort von Opernaufführungen, Konzerten, Tagungen und Hochzeitsfeiern.
Ein an die Burg angebautes Gebäude der Schnapsfabrik von 1870 steht noch / Fotos: Burgerbe.deDer Rheinländer ist beim Umgang mit der Vergangenheit pragmatisch: Was sich noch irgendwie gebrauchen lässt, wird weiterverwendet. Das gilt auch für historische Gebäuden, wobei da heute der Denkmalschutz Grenzen setzt.
Im Jahr 1849 war das noch nicht der Fall. Niemand kam dem Spirituosen-Fabrikanten Heinrich Xaver Sieger mit irgendwelchen Vorschriften ins Gehege, als der seine Branntweinfabrik in die Ruine der einstigen kurkölnischen Landesburg im Herzen von Zülpich verlegte, die seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte. Weiterlesen »Landesburg Zülpich: Festung wurde zur Schnapsfabrik
Die Hörder Burg / Foto: Wikipedia Eurext / CC BY-SA 3.0Die Hörder Burg in Dortmund sieht von weitem aus wie ein Bauwerk aus hellen Legosteinen. Verzierte Giebel, Türmchen, alles spricht in einer aufgeräumten Puppenstuben-Ästhetik.
Und sie soll verkauft werden. So eine Zuckerbäcker-Architektur zieht erfahrungsgemäß drei Gruppen von Geldgebern an:
1) Millionäre, die etwas „Hübsches für die Gattin“ suchen, um diese abzulenken.
2) „Gesundheitskonzerne“, die Schönheitskliniken für gelangweilte Millionärs-Gattinnen (und junge Damen, die dies schnell werden möchten), einrichten wollen
3) Sparkassendirektoren ohne jegliche Anflüge von Bescheidenheit, die einen „standesgemäßen“ Amtssitz suchen und nur durch strikte Denkmalschutzauflagen daran gehindert werden können, den Thronsaal zum Chefbüro zu machen.