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Britische Schlossherren und die Profite aus der Sklaverei

Querschnitt durch die Decks eines Sklavenschiffs mit menschlicher Fracht / Bild: gemeinfrei / Foto oben: Penrhyn Castle / Foto: Wikipedia / Bs0u10e01 / CC-BY-SA 4.0
Die Schlösser und Herrensitze, die die sanftgrüne Landschaft rund um London, in Wales und bis hin nach Schottland sprenkeln, ziehen heute tausende Touristen an.

Weitgehend unbekannt ist, das hohe Summen Blutgeld aus Sklavenhandel und -arbeit in vielen der prächtigen Anwesen stecken.

Beispiel Penrhyn Castle. Die Burg in Britanniens Westen ist eines der beliebtesten pseudo-mittelalterlichen Gebäude auf der Insel. Seit den 1950er Jahren ist sie in staatlichem Besitz und ein Museum.

Die Familie Pennant ließ das Castle zwischen 1822 and 1837 im County Gwynedd im burgenreichen Wales rund um Reste einer mittelalterlichen Burg errichten. Die Grundfläche des Baus war monumental: Auf der britischen Insel ist nur noch das königliche Windsor Castle größer.

Die Familie steckten eine nach damaliger Kaufkraft astronomische Summe von 150.000 Pfund (heute wohl weit über 10 Millionen Euro) in den Bau.

Die Sache hat aus heutiger Sicht nur einen Haken: Der exorbitante Reichtum war durch Sklaverei in den Pennant-Clan gekommen. Richard Pennant (1739-1808), der das Anwesen für seine Familie erworben hatte, war einer der ganz großen Namen unter den westindischen Plantagenbesitzer.

Penrhyn Castle heute / Foto: Wikipedia / rob bishop / CC-BY-SA 2.0

Auf den vier jamaikanischen Plantagen des ersten Baron Penrhyn zwangen seine Vorarbeiter rund tausend Sklaven zur Arbeit.

Pennant hat seine westindischen Besitzungen nie betreten. Er regierte sie per Brief. Die Profite investierte er im nördlichen Wales.

Als Abgeordneter im britischen Unterhaus stritt er Anfang des 19. Jahrhunderts vehement gegen die Abschaffung der Sklaverei.

Sklaverei-Recherche des National Trust

Der britische National Trust hat zum Zusammenhang zwischen Sklavenhaltern wie Pennant und heutigen britischen Schlössern und Herrenhäusern jetzt einen Bericht veröffentlicht unter dem Titel „Addressing our histories of colonialism and historic slavery“.

Ein Kapitel darin beschäftigt sich auch mit Richard Pennant, Penrhyn Castle und dem transatlantischen Sklavenhandel

Bei den Recherchen des National Trust zeigte sich, dass es bei 93 der herrschaftlichen Anwesen, die heute dem National Trust gehören, Zusammenhänge zu Kolonialismus und Sklavenhandel gibt. Das ist etwa ein Drittel des gesamten Bestands.

Einnahmen kamen aus dem Handel mit den Deportierten, der Zwangsarbeit und auch aus staatlichen, zum Teil mehrere Millionen Pfund schweren Ausgleichszahlungen an britische Sklavenhalter.

Diese Summen flossen im Zuge der Abschaffung der Sklaverei 1837. Sie waren die Entschädigung dafür, dass Sklavenhalter im Britischen Weltreich ihren profitablen „Besitz“ nicht mehr ohne Entlohnung für sich arbeiten lassen durften.

Wer weiter von Sklavenarbeit profitieren wollte, hatte natürlich die Möglichkeit, sein Geld zum Beispiel in Plantagen in den US-Südstaaten anzulegen…

Hilary McGrady, die Generaldirektorin des britischen National Trust, zu den Ergebnissen des Sklaverei-Reports:

Die 1800 Sklavenschiffe von Nantes

Auf der anderen Seite des Kanals wird das Thema auch langsam entdeckt. In Nantes, im Schloss der Herzöge der Bretagne, ist ein Museumsraum dem Sklavenhandel gewidmet. Viele Einwohner der Stadt an der Loire-Mündung haben rund 200 Jahre lang vom Sklavenhandel profitiert.

Im Chateau Nantes erinnert ein Raum an den transatlantischen Sklavenhandel / Foto: Burgerbe.de

Auf Schiffen aus Nantes sollen rund 550.000 afrikanische Sklaven verschleppt worden sein, viele davon in die französischen Besitzungen in der Karibik.

Heute erinnert ein Mahnmal am Ufer der Loire an die Zeit der Sklaverei: Dort sind unter anderem die Namen der 1800 Sklavenschiffe aus Nantes vermerkt.

Für 2021 ist die Errichtung eines zentralen Mahnmals für die deportierten Sklaven im Jardin des Tuilleries in Paris geplant. Darüber berichtet der Deutschlandfunk auf seiner Seite (Links siehe unten).

Deutscherseits schraubt man gerade im Berliner Deutschen Technikmuseum an einer neuen Installation zur Geschichte der Sklavenschiffe. Auch das Kurfürstentum Brandenburg hatte schließlich mit Schiffen – ohne großen finanziellen Erfolg – im Sklavenhandel mitgemischt.

Quellen und Links:

Hier geht es zum Bericht des National Trust: „Addressing our histories of colonialism and historic slavery

Das Kapitel zu Penrhyn Castle in dem Bericht trägt den Titel: „Penrhyn Castle and the transatlantic slave trade“ (Link zum Artikel)

Joe Minihane schreibt für CNN: „The grim truth behind Britain’s stately homes“ (Link zum Artikel)

Anne Françoise Weber berichtet auf der Seite des Deutschlandfunks: Geschichte der Sklaverei in Frankreich: Forderung nach einem nationalen Museum (Link zum Artikel)

Andreas Conrad meldet im Tagesspiegel im August 2020 den letzten Stand zum Umgang mit den Sklavenschiffen im Deutschen Technikmuseum: „Weg mit dem Menschenkäfig. Im Technikmuseum soll Schwarze Geschichte nicht mehr nur Opfererzählung sein“ (Link zum Artikel)

Penrhyn Castle kann übrigens auch besichtigt werden



2 Gedanken zu „Britische Schlossherren und die Profite aus der Sklaverei“

  1. Interessant, von Deutschland, Nordrhein-Westfalen – Stadt Gronau bin ich lebendes Augenzeuge der Familie meines Vaters – Emmanuel Bartsch u. Bertha Brehm – dessen Sohn, Waldemar Bartsch.
    Er war am 17.02.1918 in Gronau geboren. Ich recherchiere nach Geschichte und Familienstammbaum Dokumente oder Informationen, die mir beistehen, um Beweise zu haben. Ich als Nachkommen bin in Graz/Stmk Österreich geboren, 1953 nach Brasilien mit Eltern ausgewandert.

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