Schloss Friedenstein: Tausende Besucher sahen gestohlene Gemälde

Frontalansicht der Fassade von Schloss Friedenstein in Gotha
Schloss Friedenstein in Gotha – vom gegenüberliegenden Museum aus gesehen / Foto (und Foto oben): Burgerbe.de

Es war der spektakulärste Kunst-Diebstahl der DDR: Fünf wertvolle Ölgemälde wurden von einem oder mehreren Unbekannten in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1979 auf Schloss Friedenstein gestohlen.

Nach Verjährung des „Kunstraub von Gotha“ genannten Verbrechens, sind die Werke von Jan Brueghel dem Älteren, Anthonis van Dyck, Jan Lievens und Hans Holbein dem Älteren nun heimgekehrt. Plakate verkünden: „Sie sind zurück“

Sie waren in der Woche bis 26. Januar 2020 im herzoglichen Museum Gotha zu sehen. Das Interesse an den Kunstwerken war enorm. Nun gibt es auch Hinweise auf den oder die Täter.
Wie viel Geld geflossen ist, um die fünf Bilder zurückzuholen, ist nicht bekannt. Ihr damaliger Wert wurde mit etwa 4,5 Millionen D-Mark angeben. Das entspricht heute etwa 50 Millionen Euro.



Die gestohlenen Gemälde von Schloss Friedenstein, Gotha / Bild: Pressemitteilung Stadt Gotha

Man weiß lediglich, dass das Diebesgut im Sommer dem damaligen Ratsvorsitzenden der Stiftung Schloss Friedenstein, Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch für einen hohen Geldbetrag angeboten worden waren.

In Geheimverhandlungen handelte Kreuch die Modalitäten der Prüfung und Übergabe aus.

Echtheit bestätigt

Die Echtheit der Werke konnte inzwischen durch ein Berliner Labor bestätigt werden. Sie haben die 40 Jahre mit einigen Schrammen und Kratzern überstanden.

Schloss Friedenstein / Foto: Burgerbe.de

Das Verbrechen ist zwar verjährt, doch wurden der Dieb oder die Diebe, bzw. die späteren Erben dadurch nicht automatisch rechtmäßige Eigentümer.

Mittlerweile droht den zwei Männern aus Baden-Württemberg und Thüringen, die die Bilder der Stiftung zurückverkaufen wollten, ein Verfahren wegen versuchter Erpressung und Hehlerei.

Der oder die Diebe waren 1979 einfach eine Regenrinne, bzw. einen Blitzableiter hinaufgeklettert. Durch ein ungesichertes Fenster stiegen Sie dann ins Schloss ein. Offenbar gezielt ließen der oder die Täter folgende Bilder mitgehen:
„Brustbild eines jungen Mannes“ von Frans Hals
„Landstraße mit Bauernwagen und Kühen“ von Jan Brueghel dem Älteren
– „Selbstbildnis mit Sonnenblume“ von Anthonis van Dyck und
„Alter Mann“ von Jan Lievens sowie
„Heilige Katharina“ von Hans Holbein dem Älteren.


Steigeisen am Tatort

Zurück blieben Steigeisen aus westlicher Produktion. Die Alarmanlage des Schlossmuseums war in dieser Nacht nicht eingeschaltet. Zum Horror der Kunstfreunde existierten nicht einmal von allen Bildern Farbaufnahmen.

Nach der kurzen Präsentation im herzoglichen Museum werden die Bilder nun erstmal restauriert. 2021 sollen sie dann im Rahmen einer größeren Ausstellung präsentiert werden.

Bis 1567 stand auf der Anhöhe über Gotha seit mehr als 400 Jahren die Burg Grimmenstein. In jenem Jahr wurde der sächsische Herzog Johann Friedrich der Mittlere vom sächsischen Kurfürsten August I. monatelang auf Grimmenstein belagert und schließlich gefangen genommen. Die Burg wurde geschleift.

Schloss Friedenstein-Bauherr Ernst I., „der Fromme“. Bild: gemeinfrei

Jahrzehntelang blieben die Ruinen wüst liegen. 1643, als der Dreißigjährige Krieg in dieser Gegend zu Ende war, legte Herzog Ernst I. „der Fromme“ von Sachsen-Gotha den Grundstein für eine frühbarocke Schlossanlage von enormen Ausmaßen. Das Herzogtum war gerade neu gegründet worden, Ernst brauchte „etwas Repräsentatives“.

Der Name „Friedenstein“ drückte die Hoffnung aus, dass die Schrecken des Krieges in Gotha nun endgültig vorbei waren. Das Schloss ist heute die größte erhaltene Schlossanlage des 17. Jahrhunderts in Deutschland.

Ohne Baugerüste wird man das Schloss die nächsten Jahre nicht vorfinden. Bis voraussichtlich 2032 finden im Bereich des Westflügels umfangreiche Sanierungsarbeiten statt.

Man sieht es gleich, wenn man den Schlosshof betritt.

Der Innenhof von Schloss Friedenstein im Januar 2020 / Foto: Burgerbe.de

Weiterlesen:

Die FAZ bringt eine Meldung der Deutschen Presseagentur dpa: „Gemälde nach spektakulärem Diebstahl zurück in Gotha“ (Link zum Artikel)

Zu den Ermittlungen berichtete der MDR: „Kunstraub Gotha: Hat sich die Erbengemeinschaft strafbar gemacht?“.
Gothas OB Kreuch redete im MDR-Interview über die Geheimverhandlungen zur Rückholung der verschollenen Bilder (beide Beiträge sind nicht mehr online).

Link:

Mehr zu Schloss Friedenstein und dem Projekt „Barockes Universum Gotha“ auf der Seite der Stiftung Friedenstein

Lage:
Schloss Friedenstein
Schlossplatz 1
99867 Gotha