Wie die Hannoversche Allgemeine Zeigung meldet, wird der zu diesem Zeitpunkt 35-jährige Erbprinz Ernst-August von Hannover jr. das Schloss zum Jahreswechsel 2018/2019 für einen Euro an eine Immobilienfirma übertragen, die Liemak Immobilien GmbH.
Diese Firma wiederum ist eine hundertprozentige Tochter der landeseigenen Klosterkammer Hannover. Das Land wolle sich im Gegenzug verpflichten, 27 Millionen Euro in die Sanierung von Schloss Marienburg zu investieren, so die Zeitung. Der Bund hatte bereits 13,6 Millionen Euro zugesagt.
Zu der Vereinbarung gehört auch ein Paket von Kunstschätzen im Wert von rund zehn Millionen Euro, das die Welfen offenbar einer neu zu gründenden Landesstiftung übergeben. Auch Land rund um Schloss Marienburg will der Nachfahre der Könige von Hannover verkaufen.

Das Land und Stiftungen sollen dem Adeligen Kunstwerke für rund zwei Millionen Euro abkaufen. Mit den Einnahmen wolle er Kredite ablösen.
Dem Verkauf voraus ging ein Streit zwischen dem Erbprinz und Welfen-Chef Ernst-August um die Kontrolle über Schloss Marienburg. Der streitbare Senior hatte das Schloss dem Prinzen geschenkt, forderte es einige Jahre später im Zuge der Auseinandersetzung vom Prinzen zurück. Nun geht der Adelskrimi also in die nächste Runde. Aus der Welfenfamilie wird bereits Kritik am Schloss-Deal laut.
Die FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag kritisiert derweil laut NDR, dass das Parlament nicht in die Kaufverhandlungen einbezogen worden sei.
Wenn sich die Gerüchte bewahrheiten und die @NdsLandesReg wirklich klammheimlich einen Deal zum Kauf der #Marienburg mit dem Fürstenhaus Hannover ausgehandelt hat, dann ist das ein riesiger Affront gegenüber dem Parlament, sagt @SchuetzSusi.
— FDP Fraktion Nds (@fdpfraktionnds) 28. November 2018
Die Kunstschätze auf Schloss Marienburg sind längst nicht mehr so zahlreich wie zur Jahrtausendwende. Weil die Welten 2005 mal wieder dringend Geld brauchten, hatte Ernst-August Senior einen Großteil der auf dem Schloss lagernden Welfen-Schätze beim Auktionshaus Sotheby’s versteigern lassen.
Der Ausverkauf des niedersächsischen Kulturguts brachte 44 Millionen Euro ein, die zum Teil in eine Stiftung zum Erhalt des Schlosses flossen.
Der künftige Besitzer des Schlosses, die Klosterkammer Hannover, wurde 1818 durch Georg IV. (König von England und Hannover) gegründet, um ehemals kirchliches Vermögen zu verwalten.

Nach der umfassenden Sanierung soll ein neuer Pächter für die Gastronomie gesucht werden.
Das Schloss war im Auftrag der Königin Marie von Hannover in den Jahren zwischen 1858 und 1869 im Stil einer mittelalterlichen, gotischen Burg entstanden. Kurz vor der Fertigstellung annektierten die Preußen das Königreich Hannover.
Ein Jahr lang hielt sie es allein aus, dann gingen ihr die Schikanen der Preußen derart auf die Nerven, dass sie ihrem Mann Georg V. ins Wiener Exil folgte.
Schloss Marienburg kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Auch Hochzeiten im Schloss sind möglich.
Hier ein paar Impressionen vom Schloss beim Örtchen Pattensen:
Weiterlesen:
Reinhard Bingener schreibt über die Hintergründe bei faz.de: „Ein Euro fürs Welfenschloss“
Der aktuelle Stand in der Hannoverschen Allgemeinen: „Welfen verkaufen Schloss Marienburg für 1 Euro“
Hier geht es zum Artikel von Marco Seng und Simon Benne in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: „Welfen geben Marienburg auf – Land übernimmt“