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Klage: Preußen-Prinz will Burg Rheinfels zurück



Das profitable Schlosshotel auf dem Gelände der Burg Rheinstein / Fotos: Burgerbe.de
Das profitable Schlosshotel auf dem Gelände der Burg Rheinfels / Fotos: Burgerbe.de
Wem gehört Burg Rheinfels an der Loreley?

94 Jahre nach der Übernahme der Burg durch die Stadt St. Goar beansprucht nun die Familie Hohenzollern die Burg – aufgrund eines Grundbucheintrags von 1924. Das berichtet die Rhein-Zeitung.

Danach klagt der Chef des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, auf Rückübertragung einer der einst größten Barockfestungen Europas.

Die Stadt St. Goar und das Land Rheinland-Pfalz haben inzwischen Millionen in den Erhalt der Anlage und ihre touristische Erschließung investiert.

Ordentlich Profit wirft in erster Linie das Romantik Schloss Rheinfels auf dem Burggelände ab. Der Hotelchef hat nach Bekanntwerden der Klage des Preußen-Prinzen (der Adelige klagt gegen das Land Rheinland-Pfalz und das Hotel) erstmal die Investitionen ins Haus gestoppt, schreibt die dpa.




Die vor dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Schildmauer
Die vor dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Schildmauer
Der Rechtsstreit geht zurück auf die turbulente Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Der Kaiser war grantelnd in die Niederlande geflohen. Die Weimarer Republik hatte im November 1918 zunächst die Besitzungen der Hohenzollern konfisziert.

Nach reichlich Streit und einer vergeblichen Volksabstimmung zur „Fürstenenteignung“ kam es am 6. Oktober 1926 zum vertraglichen Kompromiss zwischen Preußen und Vertretern der Hohenzollern.

Danach wurde der Staat Eigentümer von 75 Schlössern und Gärten. Dem ehemaligen Königshaus verblieben 39 Gebäude und Grundstücke. Darunter die Burg Hohenzollern und am Rhein die Burgen Sonneck, Stolzenfels und Rheinstein.

An einem Erhalt der Ruine der Burg Rheinfels hatte das ehemalige Herrscherhaus damals offenbar kein großes Interesse. Die Burg verblieb in öffentlicher Hand.

Die Ruine erinnert an die einstige Größe der Festung Burg Rheinfels
Die Ruine erinnert an die einstige Größe der Festung Burg Rheinfels

Laut Grundbuch wurde die Stadt St. Goar im Jahr 1924 Eigentümerin der Anlage. Und just auf diesen Grundbucheintrag bezieht sich die prinzliche Klage.

Denn der Grundbucheintrag enthält eine so genannte Rückauflassungsvermerkung zugunsten der Preußischen Krongutsverwaltung. Diese Auflassung ermöglicht in bestimmten Fällen die Rückübertragung des Besitzes-

Die Krongutsverwaltung kümmerte sich nach der Enteignung um den einstigen Hohenzollern-Besitz. Der Prinz sieht sich als Rechtsnachfolger der Krongutsverwaltung.

Blick von Burg Rheinfels ins Rheintal
Blick von Burg Rheinfels ins Rheintal

Dass die Auflassungsvermerkung ins Grundbuch kam, ist nicht verwunderlich. Schließlich erfolgte der Eintrag 1924, also zwei Jahre, bevor preußischer Staat und Hohenzollern den Streit um das Vermögen des früheren Herrscherhauses beilegten.

Doch nach 1926 wurde der Vermerk nicht gelöscht. Ein gefundenes Fressen für die Hohenzollern-Juristen.

Eine mündliche Verhandlung war auf den 25. Oktober 2018 vor dem Landgericht Koblenz terminiert, fiel allerdings wegen einer Erkrankung des Richters aus.

Man darf davon ausgehen, dass Anwälte in diesen Tagen diverse alte Grundbücher prüfen, ob nicht noch irgendwelche Vermerke zugunsten der verflossenen Herrscherhäuser bestehen. Schließlich geht es um Millionen.

Burg Rheinfels war 1843 durch Prinz Wilhelm (den späteren Deutschen Kaiser Wilhelm I.) in den Besitz der Hohenzollern gelangt.



Burg Rheinfels neben Rhein und Weinbergen entstand zunächst als Zollburg.
Burg Rheinfels neben Rhein und Weinbergen entstand zunächst als Zollburg.

Der erzreaktionäre Hohenzollernspross war mehrere Jahre in Koblenz stationiert und plante schon den Wiederaufbau, ließ es dann aber bleiben. Zumindest verhinderte er einen weiteren Abbruch.

Die Nazis hätten große Teile der Anlage gern abgerissen, um eine „Thingstätte“ zu bauen. 1938 ließ der Verein Hansenorden aus St. Goar Schildmauer und Hansensaal wieder aufbauen.

Nach dem Krieg, 1956, baute die Stadt St. Goar unterhalb der Burg ein Hotel und Restaurant, heute das Romantikhotel Schloss Rheinfels (Link zur Hotel-Seite).

Kommentar:

Die Erben der einstigen Herrscherhäuser fallen immer wieder durch ihre Gier und den Ausverkauf historischen Erbes auf. Erinnert sei an die Auktion von Kunstgegenständen durch Welfen-Chef Ernst August 2005.

Wenn es um Geld geht, sind die hochadeligen Herrschaften zum Teil noch nicht in der Demokratie angekommen.

Die Klage der Hohenzollern hat auch ein Gutes: Schließlich dürften jetzt diverse Medien den Fokus darauf richten, wie einstige Herrscherhäuser heute weiterhin von Steuergeldern ihrer einstigen Untertanen profitieren.

Weiterlesen:

Der größte Teil des Artikels der Rhein-Zeitung ist leider nur für Käufer eines Online-Passes lesbar: „St. Goar: Preußen-Prinz will die Burg Rheinfels zurück

Die Deutsche Presseagentur bringt eine Zusammenfassung: „Hohenzollern-Chef will Burg Rheinfels zurück

Einen tieferen Einblick in die Thematik mit Schwerpunkt auf dem Gebiet der ehemaligen DDR bietet eine Ausarbeitung des wissenschaftliches Dienstes des Bundestages: „Restitution von Kunst- und Kulturgut, das von Behörden der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone/DDR entzogen wurde“ (Download als PDF)

UPDATE

Februar 2020: Der Rechtsstreit wurde Anfang 2020 durch einen außergerichtlichen Vergleich beigelegt. Mehr dazu im Artikel „Rechtsstreit um Burg Rheinfels beigelegt“ (Link zu n-tv). Einzige Folge für Burgbesucher: Der Eintritt zur Burg wird erhöht.



4 Gedanken zu „Klage: Preußen-Prinz will Burg Rheinfels zurück“

  1. Der Kommentar ist eine Frechheit und an Unterstellungen nicht zu überbieten. Der Autor sollte mal seine inneren Kompass neu einnorden und sich was schämen.

  2. Pingback: Preußen-Prinz will Burg Rheinfels zurück | Archivalia

  3. Pingback: Kultur-News KW 38-2018 - Kultur - Geschichte(n) - Digital

  4. Sehr schöner Kommentar :-). Lese Deine Webseite über den RSS Reader seit Jahren und freue mich bei jeder neuen Veröffentlichung.

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