Der junge Fürst war weitgereist: das Heilige Land, Kastilien, Aragon, Burgund und die Niederlande hatte er besucht und allerlei Ideen mitgebracht. Und nun wollte er eine standesgemäße Residenz für sich und den Hofstaat.
Also ließ er die alte Veste zum opulenten Renaissanceschloss umbauen. Geld spielte bei den jahrzehntelangen Arbeiten keine Rolle.
Und genau dieser Umgang mit seinen Barmitteln sollte das größte Problem des Fürsten werden…
Das Stadtschloss glich in den ersten Jahren einer großen Baustelle, doch es reichte nicht. Auf dem Land wollte er auch noch ein Domizil.
Also ließ Ottheinrich 1530 wenige Kilometer außerhalb der Neuburger Stadtgrenze noch das (bis heute erhaltene) Jagdschloss Grünau hochziehen.
Zum Ärger des Kaisers machte Ottheinrich keinen Hehl aus seinen Sympathien für die Lutheraner und legte die Kapelle im neuen Flügel nach den Gewohnheiten der neuen Lehre an.
Das Gotteshaus mit seinen italienisch anmutenden Wandmalereien ist heute der älteste erhaltene evangelische Kirchenbau im ansonsten weitestgehend tiefkatholischen Bayern.
1544 erreichten Ottheinrichs Schulden den astronomischen Wert von einer Million Gulden. Er war praktisch zahlungsunfähig.
Für Ottheinrich kein schlechtes Geschäft, das sein Herrschaftsgebiet 1546 ohnehin vom Kaiser besetzt wurde, der den Protestantismus doch gerne ausgerottet hätte. Der gebannte Fürst floh nach Heidelberg.
Er versuchte im Exil, seine Geldprobleme durch Alchemie oder Erbschaft zu lösen. Gold kam allerdings keines dabei heraus.
1552 durfte er zurückkehren. Und nun kam er doch noch zu Vermögen. Sein Onkel, Kurfürst Friedrich von der Pfalz, starb im Februar 1556 und vererbte Ottheinrich eines der wichtigsten Fürstentümer im Reich.
Die neue Residenz des fast 200 Kilo schweren Erben war nun das (noch unzerstörte) Heidelberger Schloss. Er ließ es gleich um den prachtvollen Ottheinrichsbau erweitern. Am Kaiser rächte er sich, indem er in der Pfalz den Protestantismus einführte.
Drei Jahre später machte das Herz des massigen Herzogs im 56. Lebensjahr schlapp. Sein Neffe Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken übernahm das Ruder auf Schloss Neuburg.
Er liess die Fassade im Innenhof mit aufwändigen Wandmalereien schmücken – biblische Motive, die an Ottheinrichs wechselhaftes Schicksal erinnern sollten.
1665 änderte sich das Gesicht des Schlosses abermals: Kurfürst Philipp Wilhelm ließ den Ostflügel im Barockstil umbauen und mit zwei Rundtürmen ergänzen.
Als Schmankerl für dekadente Adelsfeste ließ er im Ostflügel eine künstliche Grotte mit mehreren unterschiedlichen Höhlen anlegen.
Heute steht man kopfschüttelnd davor, aber im Schein hunderter Kerzen und mit Tischen voller Leckereien mag dort ein barockes Festessen doch ganz lustig gewesen sein.
Die fürstlichen Zeiten im Schloss endeten spätestens 1831 mit dem Tod von Herzoginwitwe Anna Amalie von Sachsen. Das Fürstentum Pfalz-Neuburg war schon 1808 im Königreich Bayern aufgegangen. König Max I. wohnte sogar einige Jahre im Schloss an der Donau.
Die Münchner Wittelsbacher hatten danach kein besonderes Interesse mehr am einstigen Residenzschloss ihres Vettern Ottheinrich.
Das historische Mobiliar holten sie 1866 an die Isar oder ließen es versteigern. Das leer geräumte Schloss wurde zum Lazarett und bis 1919 zur Infanteriekaserne.
Heute gehört das Schloss dem Freistaat Bayern und ist zum Teil Museum und Ausstellungsraum der Bayerischen Staatsgalerie. Zu sehen sind hier etwa 120 Gemälde der flämischen Barockmalerei.
Im Ostflügel wird die Ausstellung „Das Fürstentum Pfalz-Neuburg“ gezeigt. Eine modern gestaltete, anschauliche Präsentation.
Lage:
Schloss Neuburg
Residenzstraße 2
86633 Neuburg an der Donau
Ein paar Impressionen von Schloss Neuburg:
Pingback: Kultur-News KW 09-2017 | Kultur - Geschichte(n) - Digital
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.