Schloss Pfaffroda für nur 60.000 Euro zu verkaufen



Schloss Pfaffroda im Jahr 1859 / Foto oben: 44Pinguine (Angela Monika Arnold, Berlin) / CC-BY-SA 3.0
Schloss Pfaffroda im Jahr 1859 / Foto oben: 44Pinguine (Angela Monika Arnold, Berlin) / CC-BY-SA 3.0

Die Zeiten, als die Treuhand Schlösser und Burgen der Ex-DDR für einen Euro verramschte, sind vorbei. In Sachsen muss man inzwischen schon 60.000 Euro hinlegen, um das Schloss eines ehemaligen Ritterguts zu bekommen.

Konkret geht es um Schloss Pfaffroda im Erzgebirgs-Örtchen Olbernhau. Der Haken am Schnäppchen: Unter dem schadhaften Dach des denkmalgeschützten Schlosses steckt ein Sanierungsbedarf von rund zwei Millionen Euro.

Deswegen wollen die Sozialbetriebe Mittleres Erzgebirge die Immobilie auch schnell loswerden. Aber: „Auch das Konzept muss stimmig sein“, wie sie der Freien Presse mitteilen.




Aktuell seien drei Interessenten im Rennen. Ende März 2017 wollten die Sozialbetriebe entscheiden, wer denn nun den Zuschlag erhält.

Schloss Pfaffroda auf einer Postkarte von 1912 / gemeinfrei
Schloss Pfaffroda auf einer Postkarte von 1912 / gemeinfrei

Leer steht das Schloss nicht: Es beherbergte ein Museum zur Geschichte von Pfaffroda. Hier gibt es Informationen über die Besiedelung der Gegend durch Mönche des Klosters Ossegg und die Geschichte der die Region prägenden Familie von Schönberg. Auch der Alltag zu DDR-Zeiten wurde beleuchtet.

2018 wurde das Museum aufgelöst. Heute wird im Schloss eine Sammlung zur Schlossgeschichte gezeigt.

Außerdem ist das Christliche Jugenddorfwerk Schlossbrücke Mieter. „Acht Jugendliche mit Suchthintergrund werden auf Langzeittherapien vorbereitet. Regelmäßig findet im Schloss der Pfaffrodaer Weihnachtsmarkt statt“, schreibt die Freie Presse.

1352: Die von Schönbergs kommen

Die von Schönbergs kamen 1352 in die Gegend und bauten erstmal eine Burg. Caspar und Barbara von Schönberg ließen sich hier zwischen 1575 und 1578 ein Renaissanceschloss hinsetzen.

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Im Dreißigjährigen Krieg teilweise zerstört, ist das heutige Schloss weitgehend ein Wiederaufbau von 1650. Im Zweiten Weltkrieg galt das abgelegene Schloss als so sicher, dass hier Ausstellungsstücke der Dresdner Rüstkammer zum Schutz vor Bombenschäden eingelagert wurden.

Zum Teil wurden sie so gut versteckt, dass die wertvollen Stücke zunächst gar nicht mehr wieder zu finden waren: Ein vergoldeter Kragen einer Rüstung des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. von 1664 aus Dresdener Beständen tauchte erst 2002 bei Umbauarbeiten wieder auf.

Die Schönbergs blieben bis 1945 Schlossherren. Hubertus Diener von Schönberg wurde nach dem Krieg von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet.

Die DDR-Verwaltung richtete 1947 im Schloss ein Altenheim ein. Dummerweise brannte im Dezember 1953 das Essen der Senioren an und setzte den Südflügel bis hin zur Turmspitze in Brand.

Die Schäden wurden bis 1956 behoben.

Die Familie von Schönberg kam nach der Wende wieder. Sie hat die Gruft des Schlosses erworben. 2004 wurde hier der enteignete Schlossherr bestattet.

Schloß Pfaffroda
Am Schloßberg 8
09526 Pfaffroda

Homepage von Schloss Pfaffroda

Weiterlesen:

Georg Müller schreibt in der Freien Presse: „Für Schloss Pfaffroda sind noch drei Bewerber im Rennen

Nachtrag: Käufer des Schlosses ist die Familie von Schönberg. Die Schönbergs kehren damit nach 70 Jahren zurück auf ihr Schloss. Mehr dazu in der Freien Presse (nur ohne Adblocker sichtbar).