Und was liegt da näher, als Familienbesitz zu verkaufen, dessen Erhalt eh nur Kosten verursacht.
Und so trennte sich der Adelige 1978 vom Thurn-und-Taxis-Schloss Wörth an der Donau. Die bestens erhaltene schlossartige Renaissancefestung ging für einen unbekannten Betrag an einen Bauunternehmer.
Dieser reichte die Anlage weiter an eine öffentlich-private Investorengruppe.
Der kegelförmige Schlossberg ist seit circa 914 befestigt: Zunächst als einfache Fliehburg für die Bevölkerung der umliegenden Dörfer. Die suchte hier vor durchziehenden Reiterhorden, raublustigen Hussiten und ähnlichen Bedrohungen Zuflucht.
Erst 1433 konnte Bischof Konrad VII. von Soest die Kontrolle über die Burg wiedererlangen. Den Umbau zur Renaissancefestung leitete dann Fürstbischof Johann III. von der Pfalz ein.
Er blieb ansonsten vor allem wegen seiner Hetze gegen die Regensburger Juden und aufgrund seiner aufgehäuften Schulden im Gedächtnis.
Die Bischöfe nutzten das ausgedehnte Schloss in erster Linie als sichere Sommerresidenz. Wer an ihrer göttlichen Sendung zweifelte, musste mit einem Aufenthalt im unter Johann III. errichteten Gefängnisturm rechnen.
Im Dreißigjährigen Krieg davon gekommen
Wundersamerweise überstand die Anlage den Dreißigjährigen Krieg ohne größere Schäden.
Das bisherige Herrschaftsgebiet der Regensburger Bischöfe riss sich das Königreich Bayern unter den Nagel. Die Wittelsbacher überließen die „Freie Reichsherrschaft Wörth“ 1812 der Familie von Thurn und Taxis als Ausgleich für den Wegfall von deren Postmonopol in Bayern.
Das Schloss wurde ab 1848 als Gericht genutzt. Die Nazis quartierten die Justiz 1939 kurzerhand aus und richteten im Schloss ein Lager ihres Reichsarbeitsdienstes ein.
Das Schloss, das man heute als Pro Seniore-Altenheim sieht, wurde zwischen 1985 und 1998 gründlich renoviert. Netterweise kann man den Burghof besichtigen und Fotos machen.
Das Innere des Schlosses war vor der Corona-Pandemie nur im Zusammenhang mit Führungen, bzw. am Tag des offenen Denkmals öffentlich zugänglich. Anfragen für Besichtigungen bitte an die Verwaltungsgemeinschaft Wörth an der Donau, Telefon 09482-9403-0.
Aus dem 17. Jahrhundert sind noch Wandmalereien im Rondellzimmer erhalten. Die Schlosskapelle stammt von 1616.
Anfahrt/Lage:
Schloss Wörth
Schlossberg 1
93086 Wörth an der Donau
Neben Schloss Wörth a.d. Donau gibt es übrigens noch Schloss Wörth an der Isar und das Schlösschen Wörth am Rheinfall Schaffhausen – von den Schweizern liebevoll „Schlössli“ genannt.
Und hier einige winterliche Drohnenbilder vom Schloss an der Donau: