Schloss Hirschberg: BND-Agentenschule als Luxushotel? Plan geplatzt!



Repräsentativ: Die Diele im Schloss Hirschberg erstreckt sich über zwei Stockwerke. Foto von 1909 (gemeinfrei) / Foto oben: Wikipedia / Gras-Ober / CC-BY-SA 3.0 mit KI-generiertem Agenten

Schlafen wie James Bond… unter diesem Motto hätten Zimmer auf Schloss Hirschberg in Weilheim angeboten werden können.

Hamburger Investoren planten 2016, die einstige Immobilie des Bundesnachrichtendienstes (BND) nahe München zu einem Gesundheits- und Luxushotel zu machen.

Der Haken an der Sache: Das Schloss mit seinen 1300 Quadratmetern war für die Pläne der HAGE GmbH & Co KG viel zu klein. Daher sollte ein terrassenförmiger Anbau unterhalb des denkmalgeschützten Gebäudes angedockt werden.

So etwas geht natürlich nur, wenn der Denkmalschutz keine Bausünde wittert und zustimmt. Ein unterirdischer Gang sollte Schloss und Anbau verbinden.

150 Jobs in Ex-Agentenschule?


Im Anbau seien 300 Doppelzimmer und Suiten „im Fünf-Sterne-Standard“ geplant, hieß es vom Investor.

150 Arbeitsplätze sollen entstehen. Mit diesem Argument ließe sich der Denkmalschutz im geplanten Fünf-Sterne-Hotel möglicherweise aushebeln.

Zuvor war auf dem Schloss über dem Haarsee eine plastisch-chirurgische Schönheitsklinik geplant. Dieses Projekt hatte der Weilheimer Bauausschuss allerdings im Mai 2016 abgelehnt – wegen zu wenig detaillierter Pläne.

Ein geschichtsträchtiges Anwesen hatten sich die Hamburger Investoren da ausgesucht. Von 1907 bis 1909 ließ der gerade verheiratete königlich-bayerische General Karl-Rudolf von Hirschberg hier für eine Million Goldmark ein luxuriöses Jugendstil-Neobarock-Schlösschen hinsetzen.



Teich und privates Schwimmbad

Bevor die Schlapphüte kamen: Schloss Hirschberg auf einer Postkarte von 1912. Foto: gemeinfrei

Die Ausstattung mit Zentralheizung und privatem Schwimmbad war damals hochmodern. Auf den damals 2700 Quadratmetern hatte die Familie reichlich Platz.

Doch die goldenen Jahre des bayerischen Kavallerie-Generals auf Schloss Hirschberg währten nicht lange: Von 1914 bis 1918 diente er an der Westfront.

Die Idee, das Hirschberg’sche Vermögen in Kriegsanleihen zu investieren, zwang die Familie dann im Verein mit der Hyperinflation 1923 zum Auszug und zur Vermietung des Schlosses an die Bankiers-Familie von Bleichröder.

Die Nazis mit ihrer Vorliebe für Burgen und Schlösser wurden während des Krieges auf die Luxusimmobilie aufmerksam. 1943 beschlagnahmte der Staat das Anwesen. Das Reichsaußenministerium richtete hier ein Gästehaus ein.

Der Duce hoffte hier auf Siege

Prominenteste Besucher waren der gerade in Italien gestürzte Benito Mussolini mit seinem Clan. Der „Duce“ blieb im September 1943 nur ein paar Tage, seine Familie wartete bis zum Oktober auf eine Besserung der Lage.

Bis Kriegsende residierte dann der ebenfalls abgesetzte ungarische „Reichsverweser“ Miklos Horty mit Blick auf den Haarsee und hoffte auf die Kriegswende durch noch streng geheime Nazi-Wunderwaffen

In den Nachkriegsjahren wurde das (1953 vom Staat gekaufte) Schloss zunächst Lager für Displaced Persons, dann Ausbildungsstätte für ukrainische Priester.

> Das Schloss im Sommer / Foto: Wikipedia / Gras-Ober / CC-BY-SA 3.0

Ein neuer Mieter trat 1961 auf den Plan: Der Bundesnachrichtendienst. Dessen Zentrale in Pullach lag ja nicht weit entfernt. Der BND schulte hier seinen jungen Führungsnachwuchs – und gab der Anlage des Tarnnamen „Wildpark“.

Alles war streng geheim. Dummerweise wurden die Telefone seit circa dem Jahr 1975 durchgehend von der Stasi abgehört.

Die Lauscher aus der DDR dürften ordentlich Überstunden gemacht haben, als sich 1984 das Spitzenpersonal der westlichen Geheimdienste im für diesen Zweck extra renovierten Spiegelsaal von Schloss Hirschberg traf.

Dem BND wurde der Unterhalt der streng geheimen Immobilie nach Ende des Kalten Kriegs schließlich zu teuer. Im Jahr 2000 zog die Agentenschule aus. 2004 ging das Schloss in Privatbesitz über (angeboten wurde es für 3,9 Millionen Euro).

Doch kein Luxushotel

Nachtrag: Der im Ort umstrittene Plan mit dem Luxushotel hat sich inzwischen zerschlagen. 2018 erfolgte daraufhin ein erneuter Besitzerwechsel.

Das einstige BND-Schloss wird heute privat genutzt und kann nicht besichtigt werden.

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Der Artikel im Münchner Merkur „Schloss Hirschberg: Ein Luxus-Hotel über dem Haarsee?“ ist nicht mehr online verfügbar.