Unter der Überschrift „Denkmal sucht liebevolle Hände!“ war Schloss Rantzau im Kreis Plön im Frühjahr 2016 im Portal Immobilienwelt inseriert. Kaufpreis: 400.000 Euro plus Maklercourtage und Steuern.
Das klang erstmal ziemlich wenig für 30 Zimmer mit circa 1200 Quadratmeter Wohnfläche und ein gut 100.000 Quadratmeter großes Grundstück mit Park und exotischem Baumbestand.
Der Grund fürs Schnäppchen
Die Maklerin erging sich zwar in Beschreibungen der Schönheiten der Holsteinischen Schweiz, vergaß dabei jedoch komplett auf den Erhaltungszustand des dreistöckigen Herrenhauses einzugehen, der ja der Grund für den Schnäppchenpreis war…
Interessanterweise wusste nicht einmal die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Plön, wie genau es um das denkmalgeschützte Schloss stand, schreibt das Hamburger Abendblatt. Das Anwesen gehörte zu diesem Zeitpunkt noch einem Hamburger Anwalt, der es gerne loswerden wollte.
Die Geschichte der Anlage geht fast 800 Jahre zurück: Im 13. Jahrhundert stauten die frisch geadelten von Rantzaus hier den Bach Kossau zu einem See auf und setzten ihren burgartigen Herrensitz auf eine künstliche Insel.
Wie dieser Bau ausgesehen hat, ist nicht mehr bekannt. Auf seinen Grundmauern ließ Heinrich von Rantzau von 1590 das heutige Schloss als Spätrenaissance-Bau errichten.
Der erstaunlich fortschrittlich denkende Humanist Rantzau amtierte als Statthalter des dänischen Königs.
Er gab sich Mühe, sein Schloss zu einem der modernsten und aufwendigsten Adelssitze in den von ihm regierten Herzogtümern Schleswig und Holstein zu machen.
Fürstbischof wünschte Turmuhr
1740 verkaufte die Familie das Gut für 94.000 Reichsthaler an den Fürstbischof von Lübeck, Adolf Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf. Der Gottesmann gab sofort einen großangelegten Umbau zum Barockschloss in Auftrag.
Auf diese Zeit geht auch der Mittelbau mit der prächtigen Turmuhr zurück.
Allzuviele rauschende Feste konte Adolf Friedrich auf seinem soeben fertig gewordenen Schloss allerdings nicht feiern, da er 1751 König von Schweden wurde und nun ganz andere Aufgaben warteten.
Gut Rantzau fiel daraufhin für 200 Jahre an die Familie von Baudissin.
Im 20. Jahrhundert erwies sich der Gutsbetrieb als immer unrentabler. Nach dem Krieg zogen rund 170 Flüchtlinge ins Schloss, die zum Teil bis 1960 blieben. 1965 gaben die von Baudissins auf und verkauften an bürgerliche Nachfolger.
In den späten 1970er Jahren zündeten Unbekannte zwei Mal den alten Wirtschaftshof an, der abbrannte.
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Es folgten mehrere Besitzerwechsel. 2010 bekam die damalige Eigentümerin massive Probleme mit dem Denkmalschutz, die in einer Durchsuchung des Schlosses durch die Behörden gipfelten.
Beim Versuch das Schloss zu entkernen, war reichlich historische Bausubstanz wie alter Putz abgeschlagen und entsorgt worden.
Die Besitzerin hielt das angesichts eines vermuteten starken Hausschwamm-Befalls für unerlässlich. Offizielle Stellen bezweifelten das. Mehr dazu in einem Abendblatt-Artikel von 2010: „Staatsanwälte durchsuchen Schloss Rantzau“
Danach wechselte Schloss Rantzau erneut den Besitzer. Das Schloss kann nicht besichtigt werden.
Weiterlesen:
Mark Hasse berichtet im Hamburger Abendblatt: „Ruine oder Kleinod – Was wird aus Schloss Rantzau?“
Update:
Seit dem Sommer 2016 hat Schloss Rantzau einen neuen Besitzer: Es ist der Bielefelder Unternehmer Johannes Gartemann. Der zum Kaufzeitpunkt 64-Jährige hat mit der Sicherung der Bausubstanz begonnen.
Da wünsche ich alles Gute und viel Erfolg!
Hallo Jan.
Auf den ersten Blick eine schöne Immobilie mit besonderem Charme und so gar nicht von der Stange. Aber Interessant – woher soll dann ein potentieller Käufer wissen, wie viel er/sie in petto halten soll, wenn Instandhaltungs- oder Sanierungskosten keinem bekannt sind? Also die 400.000 plus was? Naja, irgendwie muss das ja rauszukriegen sein. Keiner kauft gerne eine Fragezeichen-Immobilie! Auf den ersten Blick auf jeden Fall schön anzusehen.
Viele Grüße aus Lübeck
André
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