Die Geschichte von Schloss Fallersleben im heutigen Wolfsburg beginnt mit einer Tragödie.
Während der Bauzeit erleidet der Auftraggeber Franz von Braunschweig-Lüneburg, erster Herscher des neuen Herzogtum Gifhorn, eine Infektion am Fuß. Diese will nicht heilen und breitet sich aus.
Ohne Antibiotika eine schlimme Sache. Es bleibt nur die Amputation. Doch die erfolgt zu spät.
1549 stirbt der Herzog qualvoll auf seinem Schloss Gifhorn.
Seine Witwe Klara mit den beiden Töchtern Katharina wurde vom Nachfolger flugs auf die Baustelle von Schloss Fallersleben abgeschoben. Bis 1551 ließ sie das Wasserschloss fertigstellen.
Es entstand ein 40 Meter langes Fachwerkschloss auf einem Steinfundament: Inklusive großer Vorratskeller, in die man heute (vor dem Schloss) durch Plexiglasscheiben hineinschauen kann.
Ganze 27 Jahre lang lebte die Adelige auf dem Schloss. Sie brachte das Örtchen durch ihre Hofhaltung wirtschaftlich ordentlich voran. Nach ihrem Tod 1576 setzte der Herzog einen Schlossverwalter ein.
Verwandte der Herzogsfamilie wohnten hier bis zum Dreißigjährigen Krieg, in dessen Verlauf das Schloss schwer beschädigt wurde. Danach wurde das Schloss zu einem der Sitze der wachsenden herzoglichen Verwaltung.
Wassergraben zugeschüttet
Die Beamten konnten mit dem Wassergraben wenig anfangen und ließen ihn zuschütten (heute ist ein kleines Stück Graben angedeutet, überspannt von einer Brücke).
Das Schloss war im Ort nicht sonderlich beliebt: Hier saßen die Finanzbeamten.
Zur napoleonischen Zeit wuchs August Heinrich Hoffmann im dem Flecken auf (das „von Fallersleben“ ist kein Adelstitel, sondern ein Merkmal zur Unterscheidung). Das Schloss, damals bewohnt von französischen Besatzungssoldaten, hat er möglicherweise nie betreten.
In seinem Heimatort war man auf den patriotischen Hochschullehrer nicht gut zu sprechen. Drei Mal wurde er wegen seiner Gesinnung ausgewiesen.
Heute erinnert das Hoffmann von Fallersleben-Museum im Schloss an die Demokratiebewegung des 19. Jahrhunderts und an den Sprachforscher, der ganz nebenbei auch den Text für das „Lied der Deutschen“ schrieb.
Das war 1841, und er war gerade mal wieder im Exil: Auf der damals britischen Insel Helgoland.
Das Lied war ein visionärer Wunsch, denn weder Einigkeit, noch Recht, noch Freiheit waren in den deutschen Ländern spürbar, von denen es zudem noch einen ganzen Haufen gab. Fallerslebens Song wurde 1922 zur deutschen Nationalhymne.
Als „Deutschlandlied“ bildeten seine drei Strophen sozusagen den Soundtrack der kommenden Jahre.
Von Fallersleben wurde 1879 an seinem SterbeortCorvey begraben.
Seit 1972 gehört Schloss Fallersleben der Stadt Wolfsburg.
Angesichts des 175-jährigen „Hymnen-Jubiläums“ im Jahr 2016 plante der Heimatverein Fallersleben einige Aktionen, schreibt die Wolfsburger Allgemeine. Motto: „Kaum schreibt ein Wolfsburger mal einen Hit, schon singt ihn ganz Deutschland“. Der Artikel ist leider nicht mehr online verfügbar.
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Website des Hoffmann-von-Fallersleben-Museums