Schloss Horneck: Siebenbürger Sachsen wagen Neustart



Schloss Horneck / Foto: Wikipedia / / CC-BY-SA 3.0
Schloss Horneck / Foto: Wikipedia / Roger Wollstadt / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Wikipedia / Bgabel / CC-BY-SA 3.0

Die einstige Deutschordensfeste Schloss Horneck liegt malerisch über Gundelsheim am Neckar. Seit 1960 haben hier die Siebenbürger Sachsen das Sagen. Das wird sich auch nach Insolvenz des Schloss-Eigentümers und dem Verkauf Türmchen-bewehrten Anlage nicht ändern.

Hintergrund: Der langjährige Schlossbesitzer, der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“, hatte 2,7 Millionen Euro Schulden angehäuft und war 2015 nicht mehr zahlungsfähig.

Das Alten- und Pflegeheim des Hilfsvereins in einem Neubau neben dem Schloss mit 89 Bewohnern musste daraufhin an einen anderen Betreiber übergeben werden.


Blick vom Gundelsheimer Schloss auf das Neckartal / Foto: Wikipedia / p.schmelzle / CC-BY-SA 2.5
Blick vom Gundelsheimer Schloss auf das Neckartal / Foto: Wikipedia / p.schmelzle / CC-BY-SA 2.5

29 Siebenbürger Senioren, die im Schloss betreut wurden, wurde gekündigte, weil der Brandschutz nicht gewährleistet war.

Aus der Insolvenzmasse des Hilfsvereins kaufte der Bundesverband der Siebenbürger Sachsen das Schloss vor einigen Wochen für eine Million Euro heraus, allerdings ohne das angrenzende Pflegeheim.

Der neugegründete Verein „Kulturzentrum Schloss Horneck“ unter seinem Vorsitzenden Dr. Konrad Gündisch soll das Schloss nun verwalten.

Der Verein will das Schloss als Kultur- und Begegnungszentrum weiterführen. Das Siebenbürgische Museum Gundelsheim auf dem Schloss und die Siebenbürgische Bibliothek sollen auf alle Fälle erhalten werden.

Ziel ist es, dem Identitätsverlust der Siebenbürger Sachsen und ihrer Nachkommen vorzubeugen – und die Geschichte der einstigen deutschstämmigen Minderheit in Rumänien weiter zu erforschen.



Traumhafte Lage: Schloss Horneck über dem Neckar / Foto: Wikipedia / p.schmelzle / CC-BY-SA 3.0
Traumhafte Lage: Schloss Horneck über dem Neckar / Foto: Wikipedia / p.schmelzle / CC-BY-SA 3.0

Geplant ist auch die Auslobung eines „Hornecker Kunstpreises“. Preisträger könnten auch im Schloss wohnen und arbeiten, so die Idee.

Einnahmen sollen durch Vermietung von Räumen und weiterhin durch Trauungen erwirtschaftet werden (wobei Siebenbürger Sachsen natürlich Sonderkonditionen eingeräumt bekommen).

Nun darf man gespannt sein, wie es mit dem Schloss weitergeht.

Schloss Horneck geht auf eine Burg aus der Zeit um das Jahr 1200 zurück, die den Weg zwischen Heilbronn und Heidelberg sichern sollte. Aus dieser Zeit hat sich nur der Bergfried erhalten.

Schlossfassade von Horneck / Foto: Wikipedia / p.schmelzle / CC-BY-SA 2.5
Schlossfassade von Horneck / Foto: Wikipedia / p.schmelzle / CC-BY-SA 2.5

1250 trat Burgher Konrad von Horneck mit seinen beiden Söhnen in den Deutschen Orden ein. Die Burg wurde damit Eigentum des mächtigen Ritterordens. Von Horneck wurde erster Ordens-Komptur der Gegend.

Die Bedeutung der Burg Horneck wuchs im 15. Jahrhundert erheblich. 1438 wurde die Festung zu einer der drei Residenzen des Deutschmeisters neben Riga und der Marienburg. Die Burg über Gundelsheim, gelegen in einer der ertragreichsten Kommenden der Ordensritter, war damit immer wieder Zentrale des gesamten Ordens.

In der Schlosskapelle wurden hochrangige Ritter wie Deutschmeister Jost von Venningen (gestorben 1455) begraben. Sein Grabstein hat sich erhalten.

Während des Bauernkriegs war die Burg der verhassten Ritter im April 1525 ein bevorzugtes Ziel der Bauern. Wohl auf Anordnung von Götz von Berlichingen, der seine Burg Hornberg ganz in der Nähe hatte, wurde die Burg Horneck erobert und verwüstet, das Ordensarchiv schändlicherweise angezündet.

Deutschmeister Dietrich von Cleen und seine Ritter dachten gar nicht daran, die Burg zu verteidigen. Der Ordens-Chef floh nach Mergentheim, wo er und auch seine Nachfolger nun bleiben sollten.

Zur Strafe für ihr Zerstörungswerk mussten benachbarte Bauern sich am Wiederaufbau der Burg und der Umgestaltung zum Renaissanceschloss beteiligen. Im Vergleich zum Wüten der Bauern waren die Schäden, die der Dreißigjährige Krieg am Schloss anrichtete, verhältnismäßig gering.

1720 empfand der Komptur die spielerische Renaissance-Fassade als nicht mehr zeitgemäß. Er ordnete die Umwandlung in ein weitgehend schmuckloses Barockschloss an.

Nach der Säkularisierung fiel das Schloss 1805 an Württemberg. Es folgte eine lange Reihe privater Besitzer. Das Schloss wurde zum Sanatorium, zur Brauerei und zum Krankenhaus.

1960 zogen dann die vertriebenen Siebenbürger Sachsen ein und machten ihre „Sachsenburg“ zum „Heimathaus Siebenbürgen“.


Weiterlesen:
Siegbert Brus berichtet ausführlich in der Siebenbürgischen Zeitung: „Schloss Horneck erwacht zu neuem Leben
Über den damals noch geplanten Schloss-Verkauf berichtete die SWR-Landesschau im August 2015: „Gundelsheimer Schloss: Siebenbürger Sachsen bieten eine Million“ (der Artikel ist nicht mehr online)

Und hier eine YouTube-Fotogalerie zum Schloss: