Am 12. Juli 1776 schreckte Kanonendonner die Bewohner des Hafenstädtchens New York auf. Die Tinte auf der Unabhängigkeitserklärung war noch nicht ganz trocken, da zeigte die Royal Navy bereits, wie London mit aufständischen Kolonisten umzugehen gedachte.
Die britischen Kriegsschiffe HMS Phoenix (44 Kanonen) und HMS Rose (20 Kanonen) nahmen vom Hudson River aus die sogenannte Grand Battery am Südende Manhattans unter Feuer.
Deren Kanonen schossen zurück – unterstützt von Geschützen, die die Kolonialarmee auf dem vor Manhatten gelegenen Governors Island aufgestellt hatten. Die Briten setzen ihre Kanonade jedoch trotz der Gegenwehr ungerührt fort.
Viel ging nicht zu Bruch, aber den Kolonisten saß der Schrecken in den Gliedern, dass die britische Marine im Stande war, seelenruhig zwei Stunden lang New York zu beschießen.
Die Angst vor den Briten blieb auch nach dem Friedensschluss bestehen. Als die Beziehungen zwischen den neugegründeten Vereinigten Staaten und Großbritannien Anfang des 19. Jahrhunderts auf einen neuen Krieg zusteuerten, wollte man in Washington eine Wiederholung der Blamage von New York gerne vermeiden.
Also wurde im Jahr 1811 rund 90 Meter vor der Kaimauer der Südwestspitze Manhattans eine Insel aufgeschüttet und darauf ein fast komplett rundes Kanonenfort aus Sandstein angelegt mit einem 4000 Quadratmeter großen Hof: die „westliche Batterie“ – heute als Castle Clinton ein nationales Monument der USA.
Ein schmaler Damm verband die Befestigung mit der Küste. Im Fort waren 28 Kanonen aufgestllt, die in der Lage waren, durch Schießscharten die Bucht vor New York mit ihren Kugeln zu bestreichen. Sie konnten 32 Pfund schwere Geschosse etwa 2,4 Kilometer weit feuern.
Auf Governors Island wurden derweil die Festungen Fort Jay und Castle Williams hochgezogen.
Allerdings taten die Briten den Amerikanern nicht den Gefallen, in das Kreuzfeuer der Kanonen zu fahren. Die Royal Navy blockierte den Hafen von New York lieber vom Atlantik aus, was sich als äußerst effektiv erwies.
Am Ende hatte die Batterie keinen einzigen Schuss abgefeuert. 1815 wurde sie zu Ehren des New Yorker Bürgermeisters DeWitt Clinton in Castle Clinton umbenannt – und war dank des Baus neuer Forts schon wieder überflüssig.
Die New Yorker sahen das pragmatisch und machten es 1824 zum Theater Castle Garden: Einem Restaurant mit Bühne für Großveranstaltungen. 1840 sorgten sie für ein Dach. In den 1850er Jahren hatte hier Lola Montez umjubelte Auftritte.
Angesichts der Menge an Einwanderern machten die Behörden dem bunten Treiben ein Ende: 1855 wurde Castle Clinton zum ersten Punkt zur Registrierung und Weiterleitung von Immigranten – es war die erste solche Stelle überhaupt in der US-Geschichte.
Rund 8,5 Millionen künftige US-Bürger wurde im Castle bis 1890 durchgeschleust. Hier betraten u.a. der Erfinder Nikla Tesla, Entfesselungskünstler Houdini oder Verleger Joseph Pulitzer erstmals den Boden der USA.
Die Insellage hatte sich mit den Jahren auch erledigt: Mit Hilfe der ins Wasser gekippten Überreste der alten Grand Battery und durch angeschwemmten Sand war Manhattan kräftig gewachsen. Der Battery Park war entstanden.
Castle Clinton lag in den 1880er Jahren schließlich nicht mehr vor, sondern direkt an der Südspitze Manhattans. Auf dem neu geschaffenen Platz um die ehemalige Befestigung war der Battery Park entstanden.
Später nahm dann Ellis Island (ab 1896) die Aufgabe als Durchgangsstation und Kontrollstelle für Einwanderer wahr. Aber was tun mit dem steinernen Rondell, wenn es nicht mehr für die Neubürger gebraucht wird?
Die Lösung: Castle Clinton wurde aufgestockt und zum städtischen Aquarium umgebaut. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die sich hier tummelnden Fische eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten New Yorks – zu den Hauptzeiten kamen bis zu 5000 Besucher täglich.
Doch dann wollte die Stadt einen Tunnel von Manhattan nach Brooklyn bauen. Die Fundamente des alten Forts waren da im Weg, und das Aquarium musste schließen. Die New Yorker Verwaltung plante bereits des Abriss des Forts zugunsten einer neuen Straßenkreuzung.
Ein öffentlicher Aufschrei der Empörung und der Kriegsbeginn verhinderten dies. 1950 ging das Monument dann in den Besitz des Bundes über und wurde unter Schutz gestellt.
Dach und Aufbauten wurden entfernt. 1975 öffnete wurde das renovierte Castle Clinton wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Es sieht heute wieder so aus, wie kurz nach seiner Fertigstellung.
Man kann auch wieder einige der Kanonen sehen.
Heute wird das Fort vom Nation Park Service betrieben. Es ist ein Denkmal mit einigen musealen Schautafeln und Schaltern zum Kauf der Fährtickets Richtung Freiheitsstatue und Ellis Island.
Castle Clinton hat auch eine Website mit einer Übersicht über die jeweiligen Öffnungszeiten.
Und hier einige Videobilder: