Burg Oebisfelde: Brandstiftung im Innenhof


Burg Oebisfelde / Foto (und Foto oben): gemeinfrei
Burg Oebisfelde / Foto (und Foto oben): gemeinfrei
Unbekannte haben in der Nacht zum 14. Dezember 2015 vier Restmülltonnen an der Fassade des Innenhofs der Burg Oebisfelde angezündet. Die Flammen züngelten 20 Meter an den Burgmauern hoch, bis knapp unter den hölzernen Dachstuhl.

Ein paar Zentimeter mehr und das Feuer hätte auf die Balken übergegriffen und eine Katastrophe ausgelöst: Im Obergeschoss befindet sich das mit kubikmeterweise trockenem Papier bestückte Stadtarchiv Oebisfelde-Weferlingen.


Die Feuerwehr rückte nicht aus, da der Brand nicht bemerkt wurde. Erst gestern morgen fielen die geschmolzenen Tonnen und die verruste Burgmauer auf. Der Sachschaden wird laut Allgemeiner Zeitung auf rund 3000 Euro geschätzt. Die zum Teil arg verruste Mauer muss nun schonend gereinigt werden.

Burg Oebisfelde: Der Bergfried / Foto: Wikipedia / Losch
Burg Oebisfelde: Der Bergfried / Foto: Wikipedia / Losch / CC-BY-SA 3.0
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Es war bereits die zweite Brandstiftung auf dem Burggelände im Jahr 2015.

Burg Oebisfelde gilt als eine der ältesten erhaltenen „Sumpfburgen“ Europas. Sie entstand im zehnten Jahrhundert auf einer Sandbank der Aller, inmitten der sumpfigen Drömling-Niederung.

Neben der Burg bildete sich ein rasch wachsendes Städtchen (heute: Oebisfelde-Weferlingen). Um 1300 wurden die Burgmauern Teil der Stadtbefestigung von Oebisfelde.

Die Verteidigungsfähigkeit der Wälle wurde dann mehrfach auf die Probe gestellt, mit nicht immer zufriedenstellendem Ergebnis. 1547, im Zuge des Schmalkaldischen Kriegs, wurden Burg und Stadt verwüstet – das wiederholte sich im Dreißigjährigen Krieg.

Die Burg verlor um 1710 ihren Charakter als Verteidigungs-Bau. Der 27 Meter hohe Bergfried wurde 1938 durch Einbau eines riesigen Betonbehälters kurzerhand in einen Wasserturm umfunktioniert. Dieser versorgte die umliegenden Gemeinden einige Jahrzehnte lang mit Trinkwasser.

Besuche nur mit Antragt

Zu DDR-Zeiten lag die Allerstadt mit ihrer Burg im streng kontrollierten Grenzgebiet zum Westen. Besuche mussten beantragt werden und wurden je nach Laune des zuständigen Stasi-Mitarbeiters gern abgelehnt. Entsprechend gering war die Motivation in der DDR-Verwaltung, an der Burg für Reparaturen zu sorgen.

Erst nach der Wende wurde die Burg in einer Gemeinschaftsleistung saniert. Zwei Millionen D-Mark kamen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. 1997 wurde der Betontank aufwendig entfernt.

Heute kann man auf das Dach des Turms klettern und die Aussicht über die nicht mehr ganz so sumpfige Gegend genießen. In der Burg sitzen heute die örtliche Touristeninformation, die Heimatstube des Oebisfelder Heimatvereins, eine Bibliothek und das Archiv.

Im Sommer auf dem Burggelände ein Mittelalterspektakel statt.


Weiterlesen:

Monika Schmidt berichtet in der Allgemeinen Zeitung: „Brand an der Burg hätte das Archiv vernichten können
Ein Volksstimme-Artikel erzählt ausführlich von der Burg-Geschichte: „Oebisfelde: Sumpfburg als Wahrzeichen
Eine Höhepunkt im Stadtleben ist das Oebisfelder Burgfest. Hier ein Artikel der Zeitung Volksstimme zum Burgfest im Juli 2016.


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