Jetzt geht es Schlag auf Schlag in Sachen Schloss Ebelsbach in Unterfranken.
Der vom Gericht als sogenannter Nachtragsliquidator eingesetzte Würzburger Anwalt David Herzog hat das schwer ramponierte Renaissanceschloss für 330.000 Euro zum Verkauf freigegeben.
Gleichzeitig laufen Notsicherungen des Landkreises für 50.000 Euro an. Das meldet der Bayerische Rundfunk.
Damit keine windigen Geschäftsleute ohne Plan das Schloss erwerben, muss der Käufer ein Vermögen von zwölf Millionen Euro und ein stimmiges Nutzungskonzept vorweisen.
Die Zwölf-Millionen-Klausel dürfte den Kreis potentieller Käufer auf Schönheitskliniken, Softwaremillionäre, Oligarchen, Scheichs und Fifa-Funktionäre einschränken.
Interessenten fürs Schloss
Dem Bayerischen Rundfunk teilte der Anwalt mit, es hätten sich schon „eine handvoll“ finanziell potenter Interessenten bei ihm gemeldet.
Das ursprünglich gut erhaltene Schloss war im September 2009 von Unbekannten angezündet worden.
Der Hauptbau aus den 1560er Jahren blieb nur noch als Ruine zurück. Die Brandstifter wurden nie gefasst. Die Versicherung weigerte sich, die Versicherungssumme von 3,5 Millionen Euro auszuzahlen.
Der private Eigentümer plante zwar den Wiederaufbau, bekam dann allerdings nicht mehr hin als ein Notdach und eine Abdeckung mit Planen. Seine Betreiberfirma ging in die Insolvenz.
Mehrfach wechselte die Denkmalimmobilie danach den Besitzer – und verfiel zusehends. Dass die Decken des Hauptgebäudes nicht einstürzen, haben sie provisorischen Stützen zu verdanken.
Keine Stützen waren in den Stallungen vorhanden, deren Dach dann im Juni 2015 nach einem Gewitterregen einbrach.
Notreparaturen gefordert
Der Landkreis forderte angesichts des sich beschleunigenden Verfalls Notreparaturen, stand aber vor verwirrenden Eigentumsverhältnissen. Im Grundbuch stand noch die alte Verwaltungs-GmbH als Besitzer, die aber längst aus dem Handelsregister gelöscht war.
Dieser „veraltete“ Grundbucheintrag gab dem Landkreis die Handhabe, dem Schicksal des Schlosses eine neue Richtung zu geben. Der Landrat leitete beim örtlichen Amtsgericht eine „Nachtragsliquidation“ ein (das geht nur über Eigentum zuvor gelöschter Firmen).
Das Schloss ließ sich zwischen 1564 und 1569 Matthäus III. von Rotenhan zu Ebelsbach bauen. Zuvor hatte die Familie in einem heute überbauten, mittelalterlichen Wohnturm gelebt.
Das Gebäude bot zwar allerlei Annehmlichkeiten, hatte aber auch wehrhafte Seite wie diverse Schießscharten und einen Graben, der durch das Öffnen einer Schleuse geflutet werden konnte.
Die Familie wohnte bis ins Jahr 2000 auf dem Schloss, als sie an einen Investor verkaufte. Der wollte hier ein großes „Business-Center“ aufbauen, schlitterte aber bald in die Pleite.
Der Besitzer zum Zeitpunkt des Brandes hatte das Schloss einige Jahre zuvor für – wie man hört – zwei Millionen Euro gekauft. Er plante, Ferienwohnungen in den Nebengebäuden einzurichten.
Er soll noch angeboten haben, das Schloss dem Landkreis zu übertragen, wenn dieser ihn im Gegenzug „auszahlt“ und die Feuerversicherung verklagt.
Weiterlesen:
Alois Wohlfart schreibt in der Mainpost: „Schloss Ebelsbach sucht einen Käufer“ (nicht mehr online verfügbar)
Update Januar 2020:
Schloss Ebelsbach ist verkauft. Die Gemeinde Ebelsbach hat die Ruine erworben.
Sie will sie zunächst provisorisch sanieren. Allerdings will die Kommune das Schloss nicht dauerhaft selbst behalten.
Man sucht daher nun einen kapitalkräftigen Investor. Bürgermeister Walter Ziegler sagte dem Bayerischen Rundfunk, er schätze den Sanierungsaufwand auf 18 bis 28 Millionen Euro.
Der zunächst hier verlinkte Artikel auf der Seite des Bayerischen Rundfunks: „Gemeinde Ebelsbach kauft Schlossruine und sucht Investor“ ist mittlerweile nicht mehr online.
Da musste ich doch mal herzlich lachen: als Interessenten kommen wohl nur … und Fifa-Funktionäre in Frage“. Absolut treffende Bemerkung und auch noch mit der vollendeten Chuzpe angebracht, die diese Herrschaften sich fleißig erarbeitet haben.
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