Im malerischen Ahrtal gibt es nur noch eine bewohnte Burg: Burg Kreuzberg.
Dieser konnte auch die Flutkatastrophe 2021 nichts anhanben, denn sie steht auf einem Felsen über Altenahr-Kreuzberg. Die Burg gehört seit fast 200 Jahren der Familie von Boeselager.
Die Burg stammt aus dem 14. Jahrhundert: Ihr ursprünglicher Grundriss war dreieckig – angepasst ans Felsplateau. Heute steht noch ein weiß gestrichener, runder Bergfried und ein barocker Wohnbau aus Bruchstein.
Aufgeteilt unter mehreren Familien
Die Burg war ein Lehen des Erzbistums Köln. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs war sie unter mehreren Familien aufgeteilt (eine so genannte Ganerbenburg, was in der Regel zu heftigem Streit führte).
Wer im Rheinland Rang und Namen hatte, dem gehörte irgenwann auch ein Stück der Burg Kreuzberg: z.B: den von Gymnich, Nesselrode, von der Heyden und den auch heute noch bestens bekannten von der Leyen.
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Burg stark beschädigt. 1781 folgte der Wiederaufbau als Schloss auf den alten Grundmauern (aus diesem Jahr stammt die Wetterfahne auf dem Turm).
Jagdschloss der von Boeselager
1820 fiel die Burg durch Heirat an die von Boeselager. Die nutzten die damals komplett in Weiß gestrichene Burg vorwiegend als Jagdschloss.
Die Anlage liegt derart abgelegen, dass sie im Zweiten Weltkrieg trotz der intensiven alliierten Luftangriffe auf den Raum Köln-Aachen keine Bombenschäden erlitt. Ihr Keller wurde im Krieg zum Luftschutzraum für die Nachbarn.
Die Burg war übrigens Alterssitz von Philipp Freiherr von Boeselager (1917-2008): einem der Verschwörer des Stauffenberg-Attentats vom 20. Juli 1944.
Von Boeselager war schon 1943 an einem unbemerkt gebliebenen, versuchten Bombenattentat auf den Diktator beteiligt. Die Bombe in einem Gepäckstück sollte beim Rückflug Hitlers von einem Besuch an der Ostfront explodieren.
Allerdings fror der Zünder im ungeheizten Gepäckraum der „Führermaschine“ offenbar ein.
Der letzte der Hitler-Attentäter des 20. Juli: Heute vor 14 Jahren starb Philipp Freiherr von Boeselager https://t.co/MePWzUKwSn (aus dem @SPIEGEL_Gesch-Archiv) pic.twitter.com/M6h5u9gWol
— Jochen Leffers (@joleffers) May 1, 2022
Von Boeselager, später ein erfolgreicher Forstwirt, war einer der am längsten lebenden Zeitzeugen aus dem engsten Kreis um den Grafen Stauffenberg (Link zu Spiegel-Online). In der Nacht zum 1. Mai 2008 verstarb er auf Burg Kreuzberg im Alter von 90 Jahren.
2012 folgte eine Sanierung von Fassade und Dächern der Burg – sie wurden mit Schiefer gedeckt. Möglich machten das 120.000 Euro Fördergelder vom Bund.
Der Bonner General-Anzeiger schrieb dazu: „Burg Kreuzberg wird in altdeutscher Weise neu eingeschiefert„.
Die Burg ist nicht öffentlich zugänglich. Man kann allerdings in der Burgkapelle von 1485 (am Fuß der Burg) heiraten. Von der umlaufenden Straße aus hat man einen guten Blick auf die Burg.
In Sichtweite befindet sich die einige Kilometer entfernte Ruine der Burg Are.
Video: Der heutige Burgbesitzer Albrecht Freiherr von Boeselager wird von der örtlichen Bundestagsabgeordneten Mechthild Heil (CDU) zur Sanierung von 2012 interviewt:
Der SWR über Burg Kreuzberg: