Wasserschloss Menzingen: Ruine seit April 1945

Das Wasserschloss Menzingen heute / Das Foto oben zeigt es um 1906 (Bilder: gemeinfrei)

Das Schloss Menzingen nahe Karlsruhe galt als das Wasserschloss des Kraichgaus. Hier konnte man noch vor 80 Jahren genau sehen, wie ein Renaissanceschloss aussah, das auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg errichtet worden war.

Später haben die Herren von Mentzingen (mit „tz“) nur noch wenig daran herumgebaut. Das hatte den Vorteil, dass so die Architektur des 16. Jahrhunderts fast vollständig erhalten blieb.

Das änderte sich am 2. April 1945. US-Jagdbomber unterstützten den Vormarsch der amerikanischen und französischen Truppen im deutschen Südwesten. Ein eher unwichtiger Kriegsschauplatz.

Schüsse aufs Wasserschloss

Dabei nahmen die Piloten im Vorfeld der Front alles aufs Korn, was ihnen irgendwie bedeutsam erschien. Schloss Menzingen lag für die Air Force wie auf dem Präsentierteller.

Schloss Menzingen heute / Foto: Wikipedia / Schmelzle (Peter Schmelzle) / CC-BY-SA 3.0
Das Schloss wurde getroffen und brannte völlig aus. Das Dach stürzte ebenso ein wie die Brücke zur Schlossinsel.

Übrig blieben Mauern, leere Fensterhöhlen – und ein verschütteter Münzschatz aus dem kurpfälzischen Museum Heidelberg.

Der Freiherr von Mentzingen blickte nur noch auf die rauchenden Trümmer seines Familiensitzes.

Rückblende: 420 Jahre zuvor hatte sich schon einmal eine ähnliche Szene abgespielt. Peter von Mentzingen stand 1525 wohl an derselben Stelle wie 1945 sein Nachfahre und blickte wahrscheinlich kopfschüttelnd auf die ausgebrannten Überreste seiner einst stolzen Burg.

Aufständische Bauern hatten den Sitz der Familie im Bauernkrieg überrannt und zerstört. Dass der Burgherr durchaus als Freund und Förderer der Reformation galt, war ihnen egal. Die Zwingburg des Reichsritters mit dem Raben im Wappen musste weg.

Peter von Mentzingen wollte den Wiederaufbau. Er musste nur noch eben die Osmanen vor Wien bekriegen, was er erfolgreich erledigte.

Als er 1529 von dieser „Dienstreise“ zurückkam, ging’s los.

Renaissanceschloss im Teich

Die noch brauchbaren Teile der Ruine wurden zu Grundmauern einer dreiflügeligen, von vier Türmen flankierten Schlossanlage im Stil der Renaissance.

1539 wurde diese nach zehnjähriger Bauzeit fertig. Sie lag inmitten eines Teichs.

Einziger Zugang war eine hochziehbare Holzbrücke.



Der Nordostturm des Wasserschlosses heute / Foto: Wikipedia / Schmelzle (Peter Schmelzle) / CC-BY-SA 2.5
Der Nordostturm des Wasserschlosses heute / Foto: Wikipedia / Schmelzle (Peter Schmelzle) / CC-BY-SA 2.5
Im Dreißigjährigen Krieg entging das Schloss der Zerstörung. Lediglich eine Renovierung wurde nötig.

Da die Herren von Mentzingen ihre Residenz von Mentzingen nach Gondelsheim verlegten, stand das Wasserschloss von 1723 bis 1790 leer.

Aber zur Zeit der französischen Revolution erinnerte sich die Familie wieder an das Kleinod. 1790 wurde das Gebäude aufgestockt und endlich eine Steinbrücke gebaut.

Das Schloss galt im Zweiten Weltkrieg als sicherer Rückzugsort. Das war auch der Grund, warum die Münzsammlung des kurpfälzischen Museums im Schlosskeller eingelagert wurde.

Die Münzsammlung des kurpfälzischen Museums war im Schlosskeller versteckt. Bild: Burgerbe.de/KI generiert

Nach dem Krieg war an eine Bergung des verschütteten Münz-Schatzes kaum zu denken. Zumindest wurde er nicht geplündert, sondern 1947 wieder ausgegraben.

Danach stand die Zeit hier buchstäblich still. Erst seit 1991 kommt man überhaupt wieder über eine Steinbrücke auf die Insel.

Sie ist heute im Besitz von Dominicus von Mentzingen. Nach 2000 konnte mit Hilfe von Fördergeldern der einsturzgefährdete Nordostturm stabilisiert werden.

Und hier ein paar YouTube-Bilder der Ruine:

Die Ruine ist normalerweise nicht zugänglich. Es finden aber gelegentlich Führungen am „Tag des Offenen Denkmals“ statt.