Das Schloss Menzingen nahe Karlsruhe galt als das Wasserschloss des Kraichgaus. Hier konnte man noch vor 80 Jahren genau sehen, wie ein Renaissanceschloss aussah, das auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg errichtet worden war.
Später haben die Herren von Mentzingen nur noch wenig daran herumgebaut, so dass die Architektur des 16. Jahrhunderts fast vollständig erhalten blieb.
Das änderte sich am 2. April 1945. US-Jagdbomber unterstützten den Vormarsch der amerikanischen und französischen Truppen im deutschen Südwesten. Ein eher unwichtiger Kriegsschauplatz. Dabei nahmen die Piloten im Vorfeld der Front alles aufs Korn, was ihnen irgendwie bedeutsam erschien. Schloss Menzingen lag für die Air Force wie auf dem Präsentierteller.
Rückblende: 420 Jahre hatte sich schon einmal eine ähnliche Szene abgespielt. Peter von Mentzingen stand 1525 wohl an derselben Stelle wie 1945 sein Nachfahre und blickte kopfschüttelnd auf die ausgebrannten Überreste seiner einst stolzen Burg.
Aufständische Bauern hatten den Sitz der Familie überrannt und zerstört. Dass der Burgherr durchaus als Freund und Förderer der Reformation galt, war ihnen egal. Die Zwingburg der Reichsritter mit dem Raben im Wappen musste weg.
Peter von Mentzingen wollte den Wiederaufbau. Er musste nur noch eben die Türken vor Wien bekriegen, was er erfolgreich erledigte. Als er 1529 von dieser „Dienstreise“ zurückkam, ging’s los: Die noch brauchbaren Teile der Ruine wurden zu Grundmauern einer dreiflügelige, von vier Türmen flankierten Schlossanlage im Stil der Renaissance, die 1539 nach zehnjähriger Bauzeit fertig wurde. Sie lag inmitten eines Teichs. Einziger Zugang war eine hochziehbare Holzbrücke.
Aber zur Zeit der französischen Revolution erinnerte sich die Familie wieder an das Kleinod: 1790 wurde das Gebäude aufgestockt und endlich eine Steinbrücke gebaut.
Das Schloss galt im Zweiten Weltkrieg als sicherer Rückzugsort. Das war auch der Grund, warum die Münzsammlung des kurpfälzischen Museums im Schlosskeller eingelagert wurde. Nach dem Krieg war an eine Bergung des verschütteten Schatzes kaum zu denken. Erst 1947 wurde er wieder ausgegraben.
Danach stand die Zeit hier buchstäblich still. Erst seit 1991 kommt man wieder über eine Steinbrücke auf die Insel. Sie ist heute im Besitz von Dominicus von Mentzingen. Nach 2000 konnte mit Hilfe von Fördergeldern der einsturzgefährdete Nordostturm stabilisiert werden.
Die Ruine ist normalerweise nicht zugänglich. Es finden aber gelgentlich Führungen am „Tag des Offenen Denkmals“ statt.