
Japanische Enklaven gibt es in Deutschland ja so einige: Diverse rheinische Städte sorgten für fernöstliche Gärten und Tempel; nahe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs erstreckt sich ein Viertel voller Manga-Shops und Sushibars.
Und am Mittelrhein ist seit 1989 gleich eine ganze Burg in japanischem Besitz: Die berühmte Burg Katz über St. Goarshausen.
Es hätte alles so schön werden können: Satoshi Kosugi, Unternehmensberater mit Vorliebe für Heines Loreley-Gedicht, hatte die Burg für 4,3 Millionen D-Mark von der Bundesvermögensverwaltung erworben. Die klamme Stadt St. Goarshausen (etwas verärgert, weil der Bund ihr die Burg nicht schenken wollte) verzichtete aufs Vorkaufsrecht.
Der „Samurai vom Rhein“
Nun hatte Kosugi also seine Burg, plante ein sechs Millionen Mark teures Luxushotel für – na logisch – japanische Reisende mit einem Panorama-Café fürs kuchenmampfende Touri-Volk. Er bekam reichlich Vorschusslorbeeren von der Presse. „Die Zeit“ stellte ihn im Mai 1989 gleich als „Samurai von Rhein“ vor.

„Der Spiegel“ ließ auch grantelnde Einheimische zu Wort kommen, die schon die Invasion aus Nippon an die Wand malten. Eine eher putzige Befürchtung in einem Ort, der zu etwa 95 Prozent vom Tourismus lebt und ALLES getan hätte, um Ziel eines Einmarschs wohlhabender Japaner zu werden….
Dummerweise blieb in den Folgejahren der Ansturm der Japaner ebenso aus, wie die Burgtore zu blieben. Kosugi (damals 52) gründete die Hotel Burg Katz Gmbh, setzte seinen Bauplan dann aber doch nicht in die Tat um. Eventuell war die Burg dazu schlicht zu klein, vielleicht war es auch einfach zu teuer.
Besucher müssen draußen bleiben
Seitdem gibt es keinen neuen Stand. Die Burg ist weiter im Besitz von Kosugi und die Öffentlichkeit ausgesperrt. Man darf gespannt sein, ob der Japaner – oder eines Tages seine Erben – die Anlage nicht doch wieder verkaufen und somit ein neues Kapitel beginnt.
Glücklicherweise gab es nie Bestrebungen, das Denkmal etwa abzubauen und Stein für Stein nach Japan zu verfrachten.

So eine Idee kam Rheinromatik-vernarrten Japanern 1988 durchaus schon mal im Zusammenhang mit der Marksburg. Es endete schließlich damit, dass in einem tropischen Vergnügungspark auf der Insel Miyako-jim ein originalgetreuer Marksburg-Nachbau entstand.
Burg Katz kann auf eine lange Geschichte zurückblicken: Ihr Bau um 1360/70 als Zollburg durch die Grafen von Katzenelnbogen war eine Ergänzung der auf der anderen Rheinseite gelegenen Burg Rheinfels und wohl auch eine Reaktion auf den Bau der nahen Burg Maus durch Kurtrier. Der Hauptturm war stolze 40 Meter hoch.
Belagerungen wegen Familienstreit
Gefährlich wurden der Burg in erster Linie Familienstreitigkeiten zwischen den Linien Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt.
Diese spielten sich mitten im Dreißigjährigen Krieg ab und führten zu gelegentlichen Belagerungen und in der Folge zu Besitzerwechseln der Burg Katz. Alle noch so kriegerischen Zeiten überstand die Burg bis 1806.
90 Jahre später: Die Rheinromantik stand in voller Blüte, und Bauarbeiter waren in der Kaiserzeit vergleichsweise günstig zu haben. Das nutzte Landrat Ferdinand Berg, um den Wiederaufbau anzuordnen.
Auf das ursprüngliche Aussehen nahm man dabei wenig Rücksicht. Der alte Bergfried blieb stehen, darum gruppierten sich die historisierenden Neubauten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Burg dann als Notquartier für ein Internat genutzt und war bis Ende 1987 Erholungsstätte des Sozialwerks der Bundesfinanzverwaltung. Wegen nicht ausreichend vorhandener Fluchtwege stieß der Bund die Immobilie schließlich ab.
Weiterlesen:
Die private Website Burg-Katz.de berichtet ausführlich über Geschichte und Architektur der Burg.
Nachtrag 2020:
Nichts neues von Burg Katz. Das Denkmal ist weiterhin für die Öffentlichkeit gesperrt. Keine Veränderung in Sicht. Abwarten.
Ein paar YouTube-Luftbilder von Burg Katz und dem Rhein:
Ein Gedanke zu „Burg Katz: Japaner kam, kaufte und sperrte zu“
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