Der Vormarsch der Terrormiliz Daesh („IS“) bedroht das kulturelle Erbe im Gebiet des von den Terroristen ausgerufenen „Kalifats“ im Irak und in Syrien. Der Hass der Fanatiker richtet sich gegen Statuen, Gräber und alle bildlichen Darstellungen. Das Abbilden von Menschen und Tieren verstößt nach Ansicht der Fanatiker gegen den Koran. Antike Götterstatuen sehen sie als „Götzenbilder“, die vernichtet werden müssen.
Im Netz kursieren bereits Fotos von der Zerstörung einer assyrischen Statue aus dem Ruinenhügel Tell Ajaja in Nordostsyrien. Dort hatten in den späten 1980er-Jahren auch Archäologie-Studenten der FU Berlin gegraben.
Die Zerstörung der Bhudda-Statuen von Bamiyan (eine Unesco-Welterbestätte) durch die Taliban im März 2001 hat gezeigt, wozu selbsternannte „Glaubenskrieger“ fähig sind.
Relikten und archäologischen Stätten drohen zurzeit diverse Gefahren:
– Bewusste Zerstörung durch fanatische „Bilderstürmer“
– Zerstörung bei Kämpfen
– Wilde Grabungen durch Kriegsparteien zwecks Finanzierung des Kriegs
– Raubgrabungen durch Zivilisten
– Diebstähle aus Museen und Plünderung von Grabungsstätten
Jetzt rücken die Bestände des Museums in Mossul (Irak) in den Fokus. 2003, während der US-Invasion, war das Museum der 2,8 Millionen-Metropole am Tigris bereits gezielt geplündert worden.
Nach Informationen des US-Journalisten Christopher Dickey haben die Dschihadisten des IS im Juni die Kontrolle über das Museum übernommen und sich durch Aufbrechen der Schränke in den Lagerräumen einen Überblick über den Bestand an Statuen verschafft. Ihm wurde mitgeteilt, die IS-Leute warteten nun auf den Befehl, die „unislamischen“ Relikte zu zerstören.
Bis Anfang Juli war dieser offenbar nicht eingetroffen. Das ganze Interview bei „National Public Radio“ (engl.) siehe hier: „The Plight Of Mosul’s Museum: Iraqi Antiquities At Risk Of Ruin“
Gleichzeitig lief eine Online-Petition für ein internationales Verbot des Handels mit syrischen Antiken-Fundstücken. Ein entsprechender Bann war 2003 auch schon gegen Fundstücke aus dem Irak erlassen worden, die nach der Plünderung des Nationalmuseums in Bagdad auf den internationalen Kunstmarkt strömten.
Zu den Kriegszerstörungen in Syrien siehe auch hier im Blog: „Krak des Chevaliers: Fotovergleich zeigt schwere Schäden“
In Rimini fand in dieser Woche eine internationale Konferenz zum Zustand der archäologischen Stätten in Syrien statt.
Auf Youtube gibt es einen 1,5-stündigen Mitschnitt (Gefunden dank Archaelogik):