Das Foltermuseum auf Schloss Waldeck



Schloss Waldeck thront 220 Meter über dem Edersee / Foto: Wikipedia / Ot / CC-BY-CA 3.0 / Foto oben: „Folterstuhl“ von der Vlotburg
Wenn ein Burgbesitzer Touristen anziehen will, richtet er eine „Folterkammer“ ein und verlangt horrenden Eintritt. Grusel geht immer.

Die Exponate beschränken sich in der Regel auf Streckbank, Pranger, Daumenschrauben, Bilder diverser Hinrichtungsarten – und die Eiserne Jungfrau (deren Verwendung im Mittelalter genauso eine neuzeitliche Erfindung ist wie die angeblichen Hörner an den Wikingerhelmen).

Eine solche Dauerausstellung unter dem Titel „Hinter Schloss und Riegel“ gibt es auch auf Schloss Waldeck am Edersee in Nordhessen (der Eintritt ist mit 4/2 Euro noch zivil).

Darin werden die diversen Strafen des Mittelalters und der frühen Neuzeit erklärt.

Ein drehbarer Käfig

Für mich neu: Ein rotierender Käfig, der angeblich als eine Art Pranger diente (jeder durfte den Delinquenten mal kräftig drehen).

Der Innenhof von Schloss Waldeck / Foto: Wikipedia / GDelhay / CC-BY-SA 3.0

Die Hessische/ Niedersächsische Allgemeine hat den unten eingebundenen fünfminütigen Film ins Netz gestellt, bei dem eine junge Dame völlig emotionslos die Geschichte von Schloss und Foltermuseum herunterbetet. Auch Museumsleiter Jochen Herzog kommt zu Wort.

Bei den ausgestellten Instrumenten (ohne Eiserne Jungfrau) handelt es sich weitgehend um Nachbauten, hergestellt von – ausgerechnet – Insassen der JVA Schwalmstadt. Die dürften froh sein, dass derartige Gerätschaften heute nicht mehr zum Einsatz kommen.


Zuchthaus und Frauengefängnis

Schloss Waldeck war von 1734 bis 1868 Zuchthaus und in der Endphase Frauengefängnis. Zuchthäusler, die im 18. Jahrhundert auf Waldeck einsaßen, mussten sich angeblich einem alten Brauch unterziehen.

Sie sollen, eingespannt in ein Streckbank artiges Gerät, zum „Willkommen“ und zum „Abschied“ 25 bis 60 Schläge mit diversen Peitschen erhalten haben.

Rekonstruierter Pranger im Innenhof von Schloss Waldeck / Foto: Wikipedia / GDelhay / CC-BY-SA 3.0
Je nach Härte der Schläge und Beschaffenheit der Schlaginstrumente, kann die Haut so bereits nach einem Bruchteil der Strafe aufplatzen.

Schloss Waldeck ist aber in erster Linie wegen seiner phänomenalen Lage in den grünen Hügeln 220 Meter über dem Edersee sehenswert. Bis 1655 war die 1120 erstmals erwähnte Burg die Residenz der Grafen von Waldeck.

Ältester bis heute erhaltener Teil ist der Bergfried aus bis zu drei Meter dickem Edersee-Grauwacke-Gestein (vom Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts).

Der Burgbrunnen aus dem 16. Jahrhundert ist stolze 120 Meter tief. Um Frischwasser zu bekommen, musste ausgiebig gekurbelt werden. Seit 1920 ist die Anlage in öffentlichem Besitz.

Die „Burg am Edersee“

Das Schloss – auch die „Burg am Edersee“ genannt – ist eines der Wahrzeichen der Region Waldeck. Oben gibt es ein Vier-Sterne-Hotel und ein Restaurant. Empfehlenswerteste Art des Aufstiegs ist die Benutzung der Gondeln der putzigen Waldecker Bergbahn

Nicht verwechseln sollte man Schloss Waldeck mit der von Hannes Wader gern besungenen Burg Waldeck. Die liegt im Hunsrück in Rheinland-Pfalz.

Und in der Oberpfalz gibt es noch eine Burgruine Waldeck

Öffnungszeiten des Museums auf Schloss Waldeck:

April bis September: 10 bis 18 Uhr, Oktober bis März 12 bis 16 Uhr, An Wochenenden und Feiertagen ab 10 Uhr, montags geschlossen