Die Hörder Burg in Dortmund sieht von weitem aus wie ein Bauwerk aus hellen Legosteinen. Verzierte Giebel, Türmchen, alles spricht in einer aufgeräumten Puppenstuben-Ästhetik.
Und sie soll verkauft werden. So eine Zuckerbäcker-Architektur zieht erfahrungsgemäß drei Gruppen von Geldgebern an:
1) Millionäre, die etwas „Hübsches für die Gattin“ suchen, um diese abzulenken.
2) „Gesundheitskonzerne“, die Schönheitskliniken für gelangweilte Millionärs-Gattinnen (und junge Damen, die dies schnell werden möchten), einrichten wollen
3) Sparkassendirektoren ohne jegliche Anflüge von Bescheidenheit, die einen „standesgemäßen“ Amtssitz suchen und nur durch strikte Denkmalschutzauflagen daran gehindert werden können, den Thronsaal zum Chefbüro zu machen.
Im Fall Hörde soll am Ende Gruppe Nummer drei ins Spiel kommen.
Die Hörder Burg in Dortmund wird gerade von der örtlichen Immobilienfirma Dreier gekauft. Das meldet „Der Westen“. Das Geschäft beinhaltet Burg, Vorburg, und ein Grundstück von 9300 Quadratmetern in bester Ruhrgebietslage direkt am 2010 gefluteten Phoenix-See.
Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Stadt ging bislang von einem Buchwert von 5,2 Millionen Euro aus. Der Rat muss dem Verkauf noch zustimmen.
Dortmunds Verwaltung versuchte schon seit längerem, die denkmalgeschützte Immobilie auf den Markt zu bringen. Zuletzt waren 2011 Pläne für ein Hotel gescheitert.
Dreier will sich mit der Burg und dem Grundstück offenbar für die Einrichtung eines zentralen Standorts der NRW-Sparkassenakademie bewerben. Die Burg in Dortmund-Hörde könnte Schulungszentrum für angehende Bankangestellte und Nachwuchs-Führungskräfte aus ganz NRW werden.
Eile ist geboten, da die Bewerbungsfrist bereits am 1. August endet.
Standortvorteil für die Burg
Bislang gibt es zwei Standorte für Sparkassen-Bildungszentren: Düsseldorf und Münster. Nach einer Fusion der beiden NRW-Sparkassenakademien soll es nur noch einen Standort geben. Und Dortmund liegt ziemlich genau auf halbem Weg zwischen Düsseldorf und Münster.
Es gibt auch schon eine Plan B: Sollte es mit der Sparkassenakademie in Dortmund nichts werden (diverse andere Kommunen haben sich ebenfalls für das lukrative Projekt beworben, zum Beispiel Essen), soll die Burg wohl zu einer anderen Art Schulungszentrum umgebaut werden…
Die Burg stammt ursprünglich (als Wasserburg) aus dem 12. Jahrhundert. 1614 fiel sie an Brandenburg-Preußen. Im Dreißigjährigen Krieg hat die Anlage gelitten. Aber erst die abziehenden Franzosen schafften es 1673, sie durch einen Brand stark zu zerstören.
Die Burg, die man heute sieht, ist ein Kind der Industrialisierung. 1840 hatte ein Fabrikant die Ruine gekauft und auf dem Gelände ein Walzwerk eröffnet, die spätere Hermannshütte (die Nutzung von Burgen als Fabriken war damals ziemlich gängig).
Später entstand daraus das Stahlwerk Phoenix-Ost der Hoesch Stahl AG.
Um dem Stahlwerk ein repräsentables Verwaltungsgebäude voranzustellen, wurde 1920 bis 1922 eine Vorburg im Stil des Historismus hochgezogen. Es ist speziell dieses schmucke „mittelalterliche“ Gebäude, das Investoren anzieht.
Dortmund kaufte Hörder Burg
Das Stahlwerk ist inzwischen abgebaut. Die Stadt Dortmund kaufte 2007 die Burg. Sie beherbergt heute ein Museum zur Hörder Heimatgeschichte.
Dann der Firma Dreier mal viel Glück mit dem neuesten Plan!
Der Artikel von Gaby Kolle bei „Der Westen“: „Hörder Burg vor Verkauf – Sparkassen-Akademie?“ ist nicht mehr online verfügbar.
Mehr Bilder und Infos zur Hörder Burg auf der Seite des Heimatvereins Hörde
Hier ein paar Videobilder der Burg:
Ein Interview mit der Dortmunder Denkmalbehörde zur Hörder Burg: