Schloss Ahrensburg: Kampf gegen Teichschlamm




Kissen voller Schlamm ("Geotubes") liegen vor Schloss Ahrensburg / Fotos: Burgerbe.de
Kissen voller Schlamm („Geotubes“) liegen vor Schloss Ahrensburg / Fotos: Burgerbe.de

Das Renaissanceschloss soll ab 2015 saniert werden
Das Renaissanceschloss soll ab 2015 saniert werden
Der Park von Schloss Ahrensburg zeigt sich Besuchern im Moment von seiner schlammigen Seite. Wer die Schlossfassade aus dem normalerweise optimalen Winkel fotografieren will, steht vor einem Wall riesiger Kissen in der aparten Farbe von nassen Nordseerobben.
Und das schon seit Monaten: Aus einigen Nähten sprießt bereits Gras.

Das Ganze sieht aus wie eine verunglückte Kunstinstallation oder ein hastig improvisierter Hochwasserschutzwall, ist aber ein 620.000 Euro teures Gewässerschutzprojekt mit Vorbild-Charakter.


Die raumgreifenden Riesenkissen, sogenannte Geotubes, enthalten Schlamm aus Schlossteich und -Graben. Das darin enthaltene Modderwasser soll erstmal versickern, das erleichtert den späteren Abtransport zur Deponie.

Schloss Ahrensburg: Die Geotubes aus der Nähe
Schloss Ahrensburg: Die Geotubes aus der Nähe
Mehr als 30 Jahre lang war der Bereich nicht mehr „entschlammt“ worden. Mit der Zeit hatten sich derart viele vermoderte Pflanzenteile angesammelt, dass der Wasserzufluss zum Inneren Schlossgraben gestört war.

Die Pumpe, die den Graben mit Wasser versorgte, war immer wieder verstopft. Das heißt: Es bestand die Gefahr, dass das Fundament aus Eichenpfählen nicht mehr von Wasser umspült und so geschädigt werden könnte.

Im Frühjahr sah sich zunächst der Kampfmittelräumdienst die Gewässer an und entdeckte einen Tresor, alte Schlitten und Verkehrsschilder, jedoch keine Munition oder Bomben. Dann rückten nun die Bagger an. Die Kissen wurden per Saugrohr mit Schlamm gefüllt und tropfen nun ab.

Die Arbeiten am Teich waren nur ein erster Schritt. 2015 soll dann die Sanierung des Schlosses in Angriff genommen werden.

Das Renaissanceschloss 30 Kilometer nördlich von Hamburg war um 1585 aus Resten der benachbarten mittelalterlichen Arnesvelder Burg entstanden.

Der Kaufmann Heinrich Carl von Schimmelmann, ein Getreidelieferant des preußischen Heeres während des Siebenjährigen Krieges baute das Schloss in den 1760er Jahren im Stil des Spätbarock um. 1845/46 ließ Graf Ernst Schimmelmann den bis heute an der Straße oberhalb des Schlosses erhaltenen Marstall errichten (heute ein Kulturzentrum). 1932 lebte seine Familie dort in siebter Generation.

Ein Schild am Bauzaun weist auf die laufende Entschlammung hin
Ein Schild am Bauzaun weist auf die laufende Entschlammung hin
Danach kaufte die Sparkasse das leer stehende Gebäude. Seit 2003 ist es im Besitz einer Stiftung. Die Kosten für den Erhalt werden aus dem Eintritt für das Schlossmuseum bezahlt, das jährlich circa 20.000 Besucher anzieht (Öffnungszeiten: Täglich außer montags; 11 bis 17 Uhr).

Zu sehen sind Räume aus Rokoko, Klassizismus, Biedermeier und Historismus. Hochzeitspaare können sich im Schloss auch trauen lassen.

Leider wird mit den Schließungszeiten des Museums auch der Bereich rund ums Schloss abgesperrt. Sehr schade, denn ich könnte mit vorstellen, dass viele Ahrensburger auch abends gern direkt am Schloss entlangspazieren würden…


Weiterlesen:

Mira Frenzel schreibt im Hamburger Abendblatt: „Jetzt kommt der Schlamm weg aus Ahrensburgs Schlosspark
Der hier zunächst verlinkte Artikel bei Ahrensburg24.de: „Frischepackung für die Außenanlagen rund um das Schloss“ ist leider nicht mehr online.

Mehr zu Schloss Ahrensburg im NDR: