Kasteel de Haar und der Ansturm der Elfen



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Trailer für die Elfia 2014, die Elf Fantasy Fair auf Kasteel de Haar

Die Wasserburg Kasteel de Haar bei Utrecht / Foto: gemeinfrei
Die Wasserburg Kasteel de Haar bei Utrecht / Foto: gemeinfrei

Dieses Kasteel de Haar nahe Utrecht sieht aus wie eine Wasserburg, die eben noch ein bisschen Kulisse bei einer Operette gespielt hat: Jede Menge Türmchen mit Spitzdächern recken sich in den niederländischen Himmel. Als wäre ein etwas überladenes Loire-Chateau in den Ort Haarzuilens geplumpst.

Die Türme scheinen keinerlei militärischen Nutzen gehabt zu haben – außer vielleicht, potenzielle Belagerer durch die schiere Menge an Zielen für ihre Geschütze zu verwirren. Wassergräben umgeben die Anlage zwar, aber wohl eher aus optischen Gründen.

Angreifer müssten hier auch weniger gegen Mauern als gegen die ausgedehnten Blumenbeete des 45 Hektar großen Parks und Schlossgartens kämpfen.

Okay, was man da sieht ist jetzt nicht reines Mittelalter, sondern mehr die Vision davon. So, wie man sich im 19. Jahrhundert halt die „Ritterzeit“ vorgestellt hat.

Kasteel de Haar im Luftbild / Foto: Wikipedia / Iejoor40 / CC BY 3.0
Kasteel de Haar im Luftbild / Foto: Wikipedia / Iejoor40 / CC BY 3.0

Die Bauherren mussten bei der Verwirklichung ihrer Burgenbau-Pläne jedenfalls nicht aufs Geld achten: Baron Etienne van Zylen van Nyevelt van de Haar (1860–1934) war mit Hélène de Rothschild (1863–1947) verheiratet, einer Enkelin von James de Rothschild, Gründer des Pariser Zweigs der Bankiersfamilie.

Neben der Mittelalter-Sehnsucht hatte das Paar einen weiteren Spleen, der zur ersteren so gar nicht passt: Man achtete verstärkt auf Hygiene. Das fand seinen Ausdruck in den 30(!) Badezimmern der Burg. Da die Erbauer auch sonst auf moderne Bequemlichkeiten großen Wert legten, ließen sie gleich einen Stromgenerator, Lift und eine dampfgetriebene Zentralheizung einbauen.

Baron und Rothschild-Erbin hatten den Ort bewusst ausgesucht: Hier stand eine seit Ende des Dreißigjährigen Krieges verfallende mittelalterliche Burg. Ein eher kompaktes Gebäude ganz ohne Türmchen-Zierrat.

Das einfach nur historisch möglichst genau wieder aufzubauen, wäre natürlich viel zu langweilig gewesen…

Heute dient Kasteel de Haar tatsächlich als Kulisse, und zwar für die jährlich Ende April stattfindende Elf Fantasy Fair, die aufwendig gewandete Fantasy-Freunde, Larper, Steampunk-Fans und Reenactment-Akteure anzieht. Viele fantasievoll gewandete Menschen wandern dann zwischen Mittelalter-Schnickschnack-Ständen umher, schauen beim Ritterturnier zu und tummeln sich vor den pseudoalten Mauern – ein tolles Futter für Fotografen (siehe Videos).

Heute gehört der in den vergangenen Jahren sanierte Komplex der Stiftung Kasteel de Haar (Website). Ich muss es mir mal anschauen.

Und hier noch ein paar Bilder von der Elf Fantasy Fair 2013 auf Kasteel De Haar, auch mit deutschen Teilnehmern: