Wenn eine alternde Schauspielerin ihr „Luxus-Schloss“ loswerden will, ist das immer eine Meldung wert.
Ist schließlich eine tolle Gelegenheit für die Medienwelt das Darstellerinnenleben in vielbildrigen Fotoklick-strecken Revue passieren zu lassen (vor allem, wenn es in den 1970ern mal freizügige Aufnahmen gab).
Und das Schloss lässt natürlich auch kurz zeigen, aber bitte nicht zu viel Historie, sowas schreckt die Leute ja ab…
Konkret geht es gerade um die inzwischen 70 gewordene Cathrine Deneuve, deren große Zeit Mitte der 60er unter den Regisseuren Roman Polanski und Luis Buñuel begann. In Frankreich „La grande“ genannt.
Schloss für 4 Millionen Euro
Sie möchte nun ihr schickes Château de Primart im Ort Guainville (etwa 75 Kilometer westlich von Paris) an den Millionär/die Millionärin bringen. Kaufpreis: 3.990.000 Euro.
Aber da ist ja sicher noch ein bisschen Luft nach unten.
Dafür bekommt man ein Schlösschen aus dem 18. Jahrhundert mit 1200 Quadratmeter Fläche und eher bescheidenen acht Zimmern. Mit dem Verkauf ist die Maklergesellschaft „Sotheby’s International Realty“ beauftragt.
Zum Chateau kommt noch ein 18 Hektar großer Park (designed vom namhaften belgischen Landschaftsgärtner Jacques Wirtz, der ansonsten für den Präsidenten der französischen Republik in Sachen Hecken unterwegs ist) mit Verwalter-Haus, Pool, Gewächshaus und Weide, alles idyllisch gelegen am linken Ufer des Flüsschens Eure.
Tiefste französische Provinz, wo selbst den Weltstar beim morgendlichen Baguette-Kauf (sofern das nicht die Dienstboten übernehmen) nicht mehr als ein bisschen genuschelter Smalltalk erwartet. Heile Welt mit gutem Essen und würziger Luft. Ich hoffe aber mit Wlan…
Da die Nachricht aus französischen Zeitungen den Weg zu dpa gefunden hat, taucht die Meldung nun (in der Regel gleichlautend) in so ziemlich allen deutschen Online-Medien auf. Die Einheitsberichterstattung ist schon etwas beängstigend.
Die Mühe, zumindest mal auf die Original-Nachricht in einer französischen Zeitung zu schauen und zu verlinken – in diesem Fall auf den Figaro (der wiederum beim Makler abschreibt), hat sich nur Arne Gottschalck, Redakteur beim Management-Magazin gemacht.
Herausgekommen ist ein informatives Stück: „Die Grande Dame und ihr großes Schloss“ über die „französische Beinah-Nationalheilige“ (Link zum Artikel).
Angesichts von so viel Medien-Unterstützung wär’s doch gelacht, wenn sich kein kapitalkräftiger Investor finden würde. im Trend würde übrigens der Kauf durch reiche Chinesen liegen…
Und so sieht das Ganze von oben aus:
Nschtrag: Das Angebot des Pariser Maklers: „Chateau de Primard“vist nicht mehr online verfügbar.