Eine Immobiliengesellschaft aus Köln plant, das Untere Schloss Mirow zu kaufen und für fünf Millionen Euro zu sanieren.
Nach Angaben von NDR Online will die Gesellschaft dort gemeinsam mit der Cöllnischen Stiftung ein Schulungs- und Ferienzentrum einrichten. Hinzu kommen sollen „exklusive Gästezimmer“ und Gastronomie.
Die Stiftung, die mit im Boot ist, wurde „mit dem Ziel gegründet, jenen ein Lächeln zu schenken, die aus eigener Kraft nicht an den Freuden des alltäglichen Lebens oder des kölnischen Brauchtums teilhaben können“, wie es auf ihrer Homepage heißt.
Das Untere Schloss könnte also eine Art Außenstelle des kölnischen Frohsinns in Mecklenburg werden.
Eigenartige Vorstellung.
Die Mirower Stadtverwaltung begrüßt den Plan jedenfalls und wartet auf ein Kaufangebot für das langjährige Schulgebäude. Das dürfte allerdings das kleinste Problem sein, denn das Untere Schloss ist wie viele herrschaftliche Denkmalimmobilien auf dem Gebiet der ehemaligen DDR für verhältnismäßig kleines Geld zu haben.
Laut eines Verkehrsgutachtens hat das gesamte Gebäudeensemble (Haupthaus, Nebengebäuden und Scheune) einen Wert von lediglich etwa 310.000 Euro
Mirow, ursprünglich eine Gründung des Johanniterordens, war seit 1701 Teil des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Die Kleinstadt wurde als Witwensitz oder zur Unterbringung nachgeborener Prinzen genutzt.
Das Schloss entstand 1735 als Residenz von Prinz Karl zu Mecklenburg. Als jüngster Spross des Herzogs bekam er allerdings keinerlei Regierungsgeschäfte übertragen und konnte sich so ganz auf Hofstaat und Gattin konzentrieren.
Das Ergebnis waren zehn Kinder.
Seine Tochter Sophie Charlotte (1744-1818) wurde es im überschaubaren Mirow rasch zuviel. Sie verließ als 17-Jährige ihre Heimat – und heiratete König George III. von Großbritannien. Im Herbst 1761 wurde die Mecklenburgerin in London feierlich zur Königin von England gekrönt. Keine schlechte Karriere…
Sie „galt als sehr einfach, und mischte sich nie in die Politik ein“, heißt es bei Wikipedia – sicher kein Nachteil. Die Dame aus Mirow blieb 57 Jahre lang Königin von Großbritannien und Irland.
Sie musste in der zweiten Hälfte ihrer Ehe vermehrt für ihren Mann sorgen, bei dem sich immer stärkere Anzeichen von Geisteskrankheit zeigten.
Das Untere Schloss Mirow wurde seit 1820 als Schulgebäude genutzt, eine Funktion, die es bis 2006 behielt.
Mirow ist als einstige „Neben-Residenzstadt“ reich an historischen Gebäuden. Den Kern bildet das Ensemble auf der Schlossinsel am Mirower See aus Schloss, Kavaliershaus und Johanniterkirche und Nebengebäuden, wo es sich der Hof bequem machte. Heute wird die Geschichte dort im Drei Königinnen Palais erzählt. Das hier erwähnte Untere Schloss steht etwas abseits.
Der hier zunächst verlinkte Artikel bei NDR-Online: „Schloss Mirow: Interessent will investieren“ ist nicht mehr verfügbar.