U-Boot-Bunker Elbe II: Wo liegen Hamburgs verschüttete U-Boot-Wracks?



Boote wie dieses vom Typ VII C (heute in Laboe) wurden in Hamburg produziert und im Elbe II-Bunker ausgerüstet / Foto: Wikipedia / Wassen /
Boote wie dieses vom Typ VII C (heute in Laboe) wurden in Hamburg produziert und im Elbe II-Bunker ausgerüstet / Foto: Wikipedia / Wassen / CC-BY-3.0

Archäologen wären in einigen hundert Jahren sicher für diesen Tipp dankbar: Unter der Sandaufschüttung für ein Terminal im Hamburger Hafen liegen deutsche U-Boot-Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Hightech der Kriegsmarine sozusagen.

Hintergrund: Die Hamburger Howaldswerke hatten sich im Krieg auf den Bau von U-Booten der Typen VII C und VII C/41 spezialisiert. Gerade fertiggestellte U-Boote waren allerdings ein gefundenes Fressen für die alliierte Luftwaffe.

In der Werft konnten sie aber nicht ewig bleiben, weil ja ständig Nachschub an Booten produziert wurde.

Also musste ein langgezogener Bunker her, in dem die von der Werft kommenden Tauchboote ausgerüstet werden konnten, ohne von Fliegerbomben gefährdet zu werden.

Im einstigen Hamburger Vulkanhafen, auf dem Gebiet der Howaldswerke Hamburg, lief daher von Anfang 1940 bis Dezember 1941 der aufwendige Bau des U-Boot-Bunkers Elbe II.

U-Boot-Reste unter Trümmern

Seine Überreste sind heute eingeebnet und Teil des Containerterminals Tollerort. Etwas gruselig: Unter Sand und Trümmern verschüttet liegen noch die Reste mehrerer ausgeschlachteter U-Boote der bei Kriegsende modernsten Bauart: U-Boot-Wracks quasi mitten im Hamburger Hafen.

Saint-Nazaire: Der Bunker bot 14 U-Booten Platz
Beispiel für einen U-Boot-Bunker mit 14 Nassboxen an der Atlantikküste in Saint-Nazaire. Foto: Burgerbe.de

Der Bau des U-Boot-Bunkers war eine Herausforderung. Wegen des nachgiebigen Bodens aus Schwemmsand mussten zunächst 2500 Pfähle in den Grund des Hafenbeckens getrieben werden, um das Bunkerfundament hinreichend zu stabilisieren.

Um das überhaupt trockenen Fußes bewältigen zu können, setzten die Ingenieure riesige Senkkästen ein, die unter leichtem Überdruck standen.

Der Luftdruck presste das Wasser zurück, so dass der Aushub Stück für Stück bewältigt werden konnte.

Bunker-Platz für zwölf Boote

Der Bunker hatte schließlich eine Grundfläche von ca. 120 x 55 Metern und bot in zwei so genannten Nassboxen (von jeweils 112,5 x 22,5 Metern) insgesamt zwölf U-Booten Platz.

Auf das drei Meter dicke Stahlbetondach setzten die Konstrukteure noch Werkstätten und Büros, um die Funktion des Gebäudes zu verschleiern. Die alliierte Luftaufklärung ließ sich jedoch nicht täuschen.

Während der schweren Angriffe des Jahres 1944 auf Hamburg und den Hafen schlugen mehrere Bomben auf dem Bunkergelände ein. Sie konnten die Decke aber nicht durchdringen.

Erst der Treffer einer überschweren Tallboy-Bombe im Frühjahr 1945 brachte das Dach dazu, sich durchzubiegen. Ein erneuter Bombentreffer am 8. April 1945 richtete schwere Schäden an den Bunkertoren an.


Der Bunker Fink II vor der Sprengung / Screenshot: Youtube
Der Bunker Fink II vor der Sprengung / Screenshot: Youtube

Als britische Truppen im Mai 1945 auf Hamburg vorrückten, versenkten die Besatzungen selbst die Boote U-3004, U-2505 und U-3506 im Bunker. Vor dem Bunker wurden die Flutventile von U-2501 geöffnet.

Alle Boote gehörten zum damals modernsten Typ XXI: Elektroboote der Werft Blohm & Voss aus Hamburg.

U-Boote im Bunker ausgeschlachtet

Die Briten hoben in den folgenden Jahren lediglich U-2501 und ließen es abwracken. Die anderen Boote blieben im Bunker und wurden so gut es ging ausgeschlachtet.

Im November 1945 sprengten britische Pioniere den Bunker Elbe II und den noch größeren Fink II in Finkenwerder.

Elbe 2 zeigte sich dabei widerspenstig. Teile des Dachs stürzten zwar ein und zermalmten U-3506, aber der restliche Bunker blieb ansonsten einfach stehen.

Noch bis 1995 stand die Bunkerruine im Becken des Vulkanhafens. Bei Niedrigwasser waren auch die U-Boot-Wracks zu sehen.

Im Herbst 1995 wurden die Nassboxen mit Sand verfüllt. 2001 folgte eine erneute Sprengung, die aber wieder nicht das gewünschte Ergebnis brachte.

Die teilweise eingestürzte Bunkerdecke und die weiter aufrechten Wände standen ungerührt im trüben Wasser des Hafenbeckens.

Trümmer bedeckten U-Boot-Wracks

Blick auf das Terminal Tollerort von Altona aus / Foto: Burgerbe.de
Blick auf das Terminal Tollerort von Altona aus / Foto: Burgerbe.de

Erst gezielte kleinere Sprengungen und der Einsatz hydraulischer Brechwerkzeuge konnten den Bunker schließlich in einen Haufen Trümmer verwandeln, der die U-Boot-Wracks vollständig bedeckte.

Auf die zerkleinerten Bunkerreste wurde Erde gekippt. Der gesamte Vulkanhafen wurde zugeschüttet.
Auch die Reste des Bunkers Fink II versanken 1973 unter Erdmassen.

U-Boot-Reste unter parkenden Autos

Heute ist der Komplex ein ausgedehnter Parkplatz und Teil des Containerterminals Tollerort. Vom Bunker Fink II in Finkenwerder sind hingegen wieder einige sichtbare Betonfragmente im Hafenbecken übrig.

Dass man in Finkenwerder heute Bunkertrümmer sehen kann, liegt (auch) an Airbus. Die mit dem Bau der für das dortige Airbus-Flugfeld nötigen Start- und Landebahn beauftragte Realisierungsgesellschaft, ließ dort 2006 ein Mahnmal errichten.

Die Seite Gedenkstätten in Hamburg schreibt dazu:

„Nach einem Entwurf von Anja Bremer (geboren 1966) und Beate Kirsch (geboren 1966) wurden die Fundamentstreifen des U-Boot Bunkers teilweise wieder freigelegt, mit schwarzen Schottersteinen eingefasst, und die Dimension der Anlage großflächig sichtbar gemacht.“

Mehrere Infotafeln geben Auskunft über die Geschichte der Anlage.

Perspektive für U-Boot-Wrack-Sucher?

Man darf gespannt sein, ob in einigen Jahrzehnten nicht doch mal jemand auf die Idee kommt, unter Asphalt und Trümmern des Terminals Tollerort nach den zerbeulten und ausgeschlachteten Hüllen von U-3004, U-2505 und U-3506 zu suchen…


Einen sehr ausführlichen Bericht über den Bunker Elbe II und die anderen Bunker in Hamburg hat Christel Grube auf der Seite Geschichtsspuren.de verfasst: „U-Boot-Bunker in Hamburg

Es gibt auch einen englischen Artikel über die U-Boot-Wracks auf „The Vintage News“: „Amazing: Three U-Boats missing until 1985 when found in a U-boat bunker in Hamburg

Literatur:

Sönke Neitzel, Die deutschen Ubootbunker und Bunkerwerften: Verbunkerte Ubootstützpunkte und Ubootwerften der deutschen Marine im Zweiten Weltkrieg (nur noch im Antiquariat, Link zu Amazon)

Filmbilder von Elbe II habe ich nicht gefunden. Es existiert allerdings ein „Welt im Film“-Beitrag über die Sprengung des Bunkers Fink II im Herbst 1945:

Der Standort heute: Der verschüttete U-Boot-Bunker mit den U-Boot-Wracks liegt unter dem Containerterminal Tollerort:



3 Gedanken zu „U-Boot-Bunker Elbe II: Wo liegen Hamburgs verschüttete U-Boot-Wracks?“

  1. Ich war als Lehrling 1978 in den alten U-Bootbunkern gewesen. Durch Freunde in der Berufsschule, die bei Blohm & Voss lernten, bekam ich den Tipp mir das einmal anzusehen. Mein Großvater, den ich nie kennengelernt habe, hat im 2.WK bei Blohm & Voss U-Boote konstruiert und war maßgeblich an der Entwicklung den berühmten U-Bootstahls beteiligt.

    Schade, das man dieses Stück Geschichte, auch wenn es noch so abscheulich war, nicht bewahrt hat.

  2. Schade das diese Bunker und U-Boote begraben wurden aber ich bin mir sicher, sie werden wieder das Licht der Welt erblicken. 🙂

  3. Die Geschichte der Schiffe hat mich schon immer sehr fasziniert, und diese Bilder und Videos sind sehr interessant. Der Schiffbau hat sich wirklich sehr entwickelt und ich bin neugierig auf das, was uns in der Zukunft noch erwartet.

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