Die Geschichte des bedeutendsten spätmittelalterlichen Schatzfundes Österreichs ist ein bisschen… seltsam. Auch davon erzählt die Ausstellung „Schatz-Reich“, die vom 13. April bis 30. November 2014
im Museum Mamuz auf Schloss Asparn an der Zaya in Niederösterreich gezeigt wird.
Warum seltsam?
Der Schatz besteht aus 217 Stücken mit einem Gewicht von fast 2,3 Kilogramm Silber, Gold und Kupfer: Vor allem Ringe, Spangen, Gefäße und Löffel hat ein Unbekannter vor rund 650 Jahren in Wiener Neustadt verbuddelt. Gefunden wurden sie vom Besitzer des Grundstücks, als dieser 2007 in seinem Garten ein Biotop anlegen wollte.
Knapp unter der Rasenfläche stieß er auf eine Verfärbung, die Metallobjekte enthielt. Angesichts eines heraufziehenden Gewitters wuchtete er den kompakten Klumpen Erde und Metall in einen Kübel, verstaute das Ganze im Keller – und vergaß es. „Wie ein Schatz hat das einfach nicht ausgeschaut“, sagt der Finder, der anonym bleiben möchte.
Drei Jahre(!) vergingen, ehe der Mann beim Aufräumen im Keller wieder auf seinen Fund stieß und nun genauer hinschaute. Er reinigte die Objekte und recherchierte. In einer Plastiktüte übergab er das Konvolut schließlich Nikolaus Hofer vom Bundesdenkmalamt.
Der Experte „dachte zuerst an eine Fälschung“ und sagte sich, „so etwas kann nicht einfach auf deinem Schreibtisch landen“. Genauere Analysen bestätigten aber recht schnell die Echtheit. Das Land Niederösterreich kaufte den Schatz schließlich für 450.000 Euro an.
Die Wissenschaftler vermuten, dass ein Händler oder Goldschmied die Wertsachen vergraben haben könnte. Die Funde sind nach derzeitigem Forschungsstand großteils in die Mitte bis zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts einzuordnen. Einige prunkvolle Stücke weisen auf ein höfisches Umfeld hin.
Um die Mitte des 14. Jahrhunderts war das heutige Wiener Neustadt die wichtigste Stadt im heutigen südlichen Niederösterreich.
Zur Beschreibung zitiere ich mal die Pressemitteilung des Museums: „Großteils handelt es sich um feuervergoldete Silberobjekte mit geringem, jedoch unterschiedlich hohem Kupferanteil. Mit dekorativen Ringköpfen sind die Ringe großteils hochwertig gefertigt und oft noch mit den originalen Steinen erhalten. Die Ringe zeigen zahlreiche figürliche und wappenartige Motive (Tiere, Handtreue und häufig Lilien).
Die Spangen waren für die Archäologen jedoch am bemerkenswertesten, weil sie zwar formal sehr ähnlich gestaltet sind, trotzdem aber viele individuelle Varianten aufweisen. Sternförmige Spangen mit acht Spitzen sind am häufigsten zu sehen, einige sind mit Steinen und Korallen besetzt. Die Gefäßteile des Hortes weisen große qualitative Unterschiede auf.
Kein einziges ist vollständig erhalten. Möglicherweise handelt es sich deshalb bei diesem Hortfund um Altmetall des Mittelalters, das zum Recycling bestimmt war.“
Der Hortfund wird in der Ausstellung nach Themengebieten gezeigt, um den Besuchern einen Einblick in das Leben im 14. Jahrhundert zu geben. Mit den Schalen, Bechern, Pokalen und Löffeln wird zuerst die Tafelkultur jener Zeit thematisiert. Was stand auf dem Speiseplan? Wer hatte die prunkvollsten Gefäße? Und wie streng waren die damaligen Tischmanieren?
Die vergoldeten, prunkvollen und großteils sternförmigen Gewandspangen des Hortfundes „machen den mittelalterlichen Kleiderkasten auf“. Was trugen Mann und Frau des europäischen Hochadels? Wie filigran waren die Gewandspangen gearbeitet und was wurde damit befestigt?
Prunkvoller Fingerschmuck
Mit Ringen zeigten schon damals die Frauen und Männer ihren Status. Mit Edelsteinen und Platten verziert, zeigt sich die Vielfalt des prunkvollen Fingerschmucks der Adeligen. Inschriften und Pseudoinschriften sind auf so manchem Ring zu sehen.
Schloss Asparn, das das Museum Mamuz beherbergt, ist etwa ebenso alt wie der Schatzfund (es steht allerdings auf den Resten einer noch älteren Burg). Sein heutiges Ausstehen erhielt das Schloss 1651 durch Sanierungsarbeiten nach dem Einfall schwedischer Soldateska im Jahr 1645. 1945 richteten wieder Besatzungstruppen größere Schäden an – diesmal sowjetische.
Das Museum war ursprünglich als Schau für österreichische Urgeschichte und Standort experimenteller Archäologie gedacht. Nun reicht sein Angebot bis ins Spätmittelalter. Sein Credo lautet: „40.000 Jahre Mensch“.
Infos zum Museum
Geöffnet ist das Museum Mamuz (Website)
Dienstag bis Sonntag: 10 – 17 Uhr
Tickets kosten für Erwachsene zehn Euro, für Kinder drei
Erlebnisführungen für die ganze Familie gibt es jeden Samstag, Sonn- und Feiertag, 13 und 15 Uhr