Nottingham Castle ist ein sagenhafter Ort, der heute noch existiert. Tausende Touristen kommen jedes Jahr her (ziemlich genau in die Mitte von England), um die mittelalterliche Burg in Augenschein zu nehmen, die sie aus den Kino- und TV-Abenteuern diverser Robin Hoods zu kennen glauben.
Ein Plan, der nicht selten mit einer Enttäuschung endet. Denn der König der Bogenschützen würde den Platz heute garantiert nicht wiedererkennen…
Und das kam so:
Eine erste normannische Befestigung aus Holz entstand hier 1067 im Auftrag Wilhelms des Eroberers, der gerade ein Jahr lang englischer König war. Im 12. Jahrhundert wurden die Palisaden durch Steinwälle ersetzt – es entstand eine Burg: Und zwar eine der wichtigsten im Königreich – nah an einem Übergang über den Fluss Trend und am königlichen Jagdrevier Tideswell und den königlichen Wäldern Barnsdale und Sherwood Forest.
Historisch belegt ist jedenfalls, dass die Burg während Richards Abwesenheit von den Gefolgsleuten seines Bruders Johann Ohneland besetzt wurde, die sie freiwillig nicht wieder herausgaben.
Der aus der Gefangenschaft auf Burg Trifels zurückgekehrte König Richard zog vor die Burg und konnte sie schließlich mit Hilfe von Belagerungsmaschinen einnehmen, mit denen er schon vor Jerusalem gekämpft hatte.
Edward ergriff so selber die Macht. Roger Mortimer wurde einen Monat später im Tower hingerichtet.
Edward III. machte es sich in den Folgejahren selbst in der Burg bequem (und hielt die Türen des Geheimgangs streng verschlossen). Er veranstaltete hier Parlamente und richtete unter dem High Tower ein Gefängnis ein. Auf der Burg hielt er auch David II., König vo Schottland, gefangen.
Nach der Wiederherstellung der Monarchie ließ der Duke of Newcastle auf den Grundmauern der Burg einen düsteren Kasten von einem Schloss errichten, die Ducal Mansion.
Für die Bewohner der ausgedehnten örtlichen Slums muss der fürstliche Bau eine Provokation gewesen sein. Bei Unruhen 1831 gegen die reaktionäre Haltung des Dukes of Newcastle wurde das Haus von einer protestierenden Meute angezündet und brannte ab. 40 Jahre lang blieb es Ruine.
An die mittelalterliche Burg erinnern heute nur noch das wiederhergestellte Torhaus und in den Fels gegrabene Keller und unterirdische Gänge, die man besichtigen kann. Siehe dazu die Homepage von Nottingham Castle.
Einmal im Jahr gibt es natürlich ein Robin-Hood-Fest. Eine Bronze-Statue des charmanten Strauchdiebs in Bogenschützen-Pose steht mittlerweile auch vor der Burg (irgendwas zum Fotografieren muss man den Touris ja schließlich bieten).
Das Schicksal der Burg von Nottingham interessiert auch Medien im Vereinten Königreich: Hier ein Online-Artikel von Sandish Shoker bei BBC News: „Robin Hood: What happened to Nottingham castle?“
Weiterlesen:
Auch ganz interessant: Oliver Abraham auf SPON: „Nottingham: Auf den Spuren von Robin Hood“
Übrigens gibt es auch eine Facebook-Gruppe „Archaeology and History of Medieval Sherwood Forest“
Apropos Robin-Hood-Protagonisten: Unlängst haben Wissenschaftler eine Probe des einbalsamierten Herzen von Richard Löwenherz analysiert.
Robin Hood: Die jüngste Serie stammt von der BBC (und ist bei Youtube aus urheberrechtlichen Gründen nicht mehr verfügbar.
Und hier ein paar Bilder des Ducal Mansion, gemixt mit historischen Ansichten des Brands von 1831:
Interessanter Artikel, wieder was dazugelernt, danke!
PS: Hast Du die Robin Hood-Serie von der BBC ganz gesehen?
Nee, nicht ganz, hab mal durchgezappt.