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Robin Hood: Was wurde aus Nottingham Castle?



So hab ich Robin Hood kennen gelernt: Die alte Europa-Schallplatte...
So habe ich Robin Hood kennen gelernt: Die alte Europa-Schallplatte… / Foto oben: Wikipedia / TimPollard / CC-BY SA 3.0
Der Showdown in Robin-Hood-Filmen findet unvermeidlich immer am gleichen Ort statt: Auf Nottingham Castle.

Normalerweise schleichen Robin und seine Gefährten in ihren grünen Strumpfhosen aus dem Sherwood Forest ja unbemerkt in die Burg des Sheriffs von Nottingham – und fangen dort erstmal eine zünftige Rauferei mit den Schergen des Sheriffs an.

Und dann kommt es zur Entscheidung…

Nottingham Castle ist ein sagenhafter Ort, der heute noch existiert. Tausende Touristen kommen jedes Jahr her (ziemlich genau in die Mitte von England), um die mittelalterliche Burg in Augenschein zu nehmen, die sie aus den Kino- und TV-Abenteuern diverser Robin Hoods zu kennen glauben.

Ein Plan, der nicht selten mit einer Enttäuschung endet. Denn der König der Bogenschützen würde den Platz heute garantiert nicht wiedererkennen…

Und das kam so:

Eine erste normannische Befestigung aus Holz entstand hier 1067 im Auftrag Wilhelms des Eroberers, der gerade ein Jahr lang englischer König war. Im 12. Jahrhundert wurden die Palisaden durch Steinwälle ersetzt. Es entstand eine Burg.

Und zwar eine der wichtigsten im Königreich – nah an einem Übergang über den Fluss Trend und am königlichen Jagdrevier Tideswell und den königlichen Wäldern Barnsdale und Sherwood Forest.

Johann Ohneland besetzt die Burg

Robin Hood und seine Mannen in Nottingham Castle (BBC 2010) Bild: Screenshot
Filmscene: Robin Hood und seine Mannen in Nottingham Castle (BBC 2010)/ Screenshot
Als König Richard Löwenherz zum Dritten Kreuzzug aufbrach und viele seiner Ritter ihm folgten, blieb die Burg angeblich unbesetzt. Sie soll dann vom Sheriff von Nottingham übernommen worden sein.

Historisch belegt ist jedenfalls, dass die Burg während Richards Abwesenheit von den Gefolgsleuten seines Bruders Johann Ohneland besetzt wurde. Und die gaben sie freiwillig nicht wieder heraus.

Der aus der Gefangenschaft auf Burg Trifels zurückgekehrte König Richard zog vor die Burg. Er konnte sie schließlich mit Hilfe von Belagerungsmaschinen einnehmen, mit denen er schon vor Jerusalem gekämpft hatte.


Durch Geheimgang an die Macht

Das wieder hergestellte Torgebäude von Nottingham Castle / Foto: Wikipedia / Cosmicutencil / Public Domain
Das mittelalterliche, in viktorianischer Zeit wieder hergestellte Torgebäude von Nottingham Castle / Foto: Wikipedia / Cosmicutencil / Public Domain
König Edward III. nutzte in der Nacht des 19. Oktober 1330 sogar einen Geheimgang der Burg, um an die Macht zu kommen.

Durch den Gang schlichen seine Gefolgsleute, um die Wachen des Regenten Roger Mortimer niederzumachen und diesen nebst Regentin Königinmutter Isabella von Frankreich gefangen zu nehmen.

Edward ergriff so selber die Macht. Roger Mortimer wurde einen Monat später im Tower hingerichtet.

Edward III. machte es sich in den Folgejahren selbst in der Burg bequem. Dabei hielt er die Türen des Geheimgangs ab sofort streng verschlossen.

Er veranstaltete hier Parlamente und richtete unter dem High Tower ein Gefängnis ein.

Auf der Burg hielt Eduard auch David II., König von Schottland, gefangen.

Ducal Mansion: Ein düsterer Kasten

Auf den Grundmauern der Burg: Das Ducal Mansion / Foto: Wikipedia / insignia3 /
Auf den Grundmauern der Burg: Das Ducal Mansion / Foto: Wikipedia / insignia3 / CC-BY-SA-3.0
Während der Rosenkriege und unter Heinrich VIII. blieb Nottingham Castle ein wichtiger militärischer Stützpunkt. Während des englischen Bürgerkriegs gab es einige Scharmützel um die Burg, die stark beschädigt und 1649 geschleift wurde.

Nach der Wiederherstellung der Monarchie ließ der Duke of Newcastle auf den Grundmauern der Burg einen düsteren Kasten von einem Schloss errichten, die Ducal Mansion.

Für die Bewohner der ausgedehnten örtlichen Slums muss der fürstliche Bau eine Provokation gewesen sein. Bei Unruhen 1831 gegen die reaktionäre Haltung des Dukes of Newcastle wurde das Haus von einer protestierenden Meute angezündet und brannte ab. 40 Jahre lang blieb es Ruine.

Robin-Hood-Statue vor Nottingham Castle / Foto: Wikipedia / Olaf1541 / CC-BY-SA-3.0
Robin-Hood-Statue vor Nottingham Castle / Foto: Wikipedia / Olaf1541 / CC-BY-SA-3.0
Erst 1875 begann der Wiederaufbau. 1878 konnte der Prince of Wales die neue Ducal Mansion eröffnen. Als erste öffentlich zugängliche Kunstgalerie in England außerhalb Londons und als Nottingham Castle Museum.

Das Museum gibt es heute noch. In der Long Gallery wird zeitgenössische britische Kunst gezeigt.

An die mittelalterliche Burg erinnern heute nur noch das wiederhergestellte Torhaus und in den Fels gegrabene Keller und unterirdische Gänge, die man besichtigen kann. Siehe dazu die Website von Nottingham Castle.

Einmal im Jahr wird natürlich ein Robin-Hood-Fest gefeiert. Eine Bronze-Statue des charmanten Strauchdiebs in Bogenschützen-Pose steht mittlerweile auch vor der Burg (irgendwas zum Fotografieren muss man den Touris ja schließlich bieten).


Das Schicksal der Burg von Nottingham interessiert auch Medien im Vereinten Königreich: Hier ein Online-Artikel von Sandish Shoker bei BBC News: „Robin Hood: What happened to Nottingham castle?

Weiterlesen:

Auch ganz interessant: Oliver Abraham auf SPON: „Nottingham: Auf den Spuren von Robin Hood

Übrigens gibt es auch eine Facebook-Gruppe „Archaeology and History of Medieval Sherwood Forest

Apropos Robin-Hood-Protagonisten: Unlängst haben Wissenschaftler eine Probe des einbalsamierten Herzen von Richard Löwenherz analysiert.

Robin Hood: Die jüngste Serie stammt von der BBC (und ist bei Youtube aus urheberrechtlichen Gründen nicht mehr verfügbar).

Und hier ein paar Bilder des Ducal Mansion, gemixt mit historischen Ansichten des Brands von 1831:



2 Gedanken zu „Robin Hood: Was wurde aus Nottingham Castle?“

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