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Schloss Erlangen: Beim Brand von 1814 gefror das Löschwasser




Ein beißender Frost von bis zu minus 25 Grad hatte sich im Januar 1814 über Franken gelegt. Heute würden wir das „Russenpeitsche“ und „Jahrhundertkälte“ nennen und auf den Klimawandel verweisen.

Im miserabel isolierten Markgräflichen Schloss Erlangen – es diente als Witwensitz – wurde derweil vor 200 Jahren gefroren und dagegen kräftig angeheizt.

Kubikmeterweiser wanderten Holzscheite in die Öfen. Aus den zehn Schornsteinen stieg unaufhörlich dichter Rauch.

Der tagelange Dauerbetrieb der überhitzten Schlote war sicherheitstechnisch keine gute Idee: Im Dachboden geriet schließlich am Mittag des 14. Januar 1814 Gerümpel in Brand.

Eine gefährlichere Stelle für den Ausbruch eines winterlichen Feuers hätte man sich kaum aussuchen können.

Zwar wurde der Brand schnell entdeckt und die Dorfbevölkerung durch Glockenläuten alarmiert. Die Erlanger Feuerspritzen waren  auch bald in Position, und die Besatzungen begannen aus Leibeskräften zu pumpen.

Doch aus den Rohren ergoss sich nur ein müdes Rinnsal. Beim strengsten Frost seit Menschengedenken gefror sogar das Löschwasser in den Schläuchen.



Die Wiesen im Schlossgarten: Heute Entspannungsort für gestresste Studenten / Foto: Burgerbe.de
Die Wiesen im Schlossgarten: Heute Entspannungsort für gestresste Studenten / Foto (und Foto oben): Burgerbe.de
Mühsam musste das Löschwasser erst angewärmt werden. Als die ersten Liter endlich durch die Schläuche flossen, ereilte die Zuschauer der nächste Schock: Die Wasserstrahlen reichten nicht bis zum Dach, das zudem von einer Balustrade umgeben war.

Der Druck, den die Handpumpen erzeugen konnten, war viel zu schwach.

Vor den Augen der Erlanger breitete sich der Brand weiter aus. Die Schlossbediensteten schafften es noch, das Mobiliar zu retten. Das zu diesem Zeitpunkt erst 110 Jahre alte Barockschloss brannte derweil aus und wurde zur Ruine.

Eine Woche lang sollen die Trümmer noch geglimmt und die nahe Erlanger Bürgerhäuser durch Flugasche bedroht haben. Nur die dichte Schneedecke rettete die Stadt vor einem Übergreifen der Flammen.

16 Figuren auf dem Dach des Schlosses, im Volksmund Sandsteingötter genannt, überstanden das Feuer übrigens ungerührt und stehen noch heute an ihrem Platz.

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Bei Wikipedia wird erzählt, wie es weiterging: „Erst 1821 bis 1825 wurde das Schloss nach Plänen des Universitätsbaumeisters Friedrich-Wilhelm Oertel wieder aufgebaut und für die Zwecke der Friedrich-Alexander-Universität hergerichtet. Das Gebäude erhielt ein wesentlich flacheres Dach.“

Zunächst zogen Uni-Bibliothek, Hörsäle und Seminarräume ins Schloss. Während beider Weltkriege wurde es als Lazarett genutzt. Seit 1945 sitzt hier Erlangens Uni-Verwaltung. Und draußen im Schlossgarten machen es sich im Sommer die Studenten auf den großen Wiesen bequem.

Der Wiederaufbau und die Weiternutzung des Schlosses sind Glücksfälle, schließlich bildet die 1704 fertiggestellte Anlage zusammen mit Schlossgarten, Orangerie und Konkordienkirche das erste vollständige neu konzipierte, in sich geschlossene Barockensemble Frankens.

Im Archiv der Nürnberger Zeitung findet sich ein Text von 1964 vom Schossbrand, den Nordbayern.de netterweise digitalisiert und online gestellt hat: „Vor 150 Jahren brannte das markgräfliche Erlanger Schloss völlig aus