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Drehorte: Wo liegt das Spukschloss im Spessart?

Deutschland zur Wirtschaftswunderzeit: Quer durch den malerischen Spessart wird eine Autobahn gebaut. Umweltschützer und archäologische Bedenkenträger saßen noch im Sandkasten.

Rücksichtslos fräsen sich die Bagger durch die Grundmauern eines jahrhundertealten Wirtshauses. Bis sie auf ein Skelett stoßen und dadurch ein paar Geister eingemauerter Räuber wecken.

Also eingemauert noch zu Lebzeiten, was dann in der folgenden Einstellung dokumentiert wird.

Filmplakat zum Spukschloss im Spessart, das mittig-rechts zu sehen ist.

Die Anfangsszene des „Spukschloss im Spessart“ (1960) schließt an die Handlung des zwei Jahre zuvor gedrehten Kinokrachers Das Wirtshaus im Spessart an, mit teilweise denselben Schauspielern, nur in der damaligen Gegenwart, der Adenauer-Zeit.


Comtesse wohnt im Schloss

Um erlöst zu werden, müssen die Räuber nämlich eine gute Tat vollbringen.

Und ganz in der Nähe wohnt die verarmte Comtesse Charlotte von Sandau (Liselotte Pulver) auf ihrem Schloss, einer alten Ritterburg.

Die braucht dringend Geld, um den Notverkauf und die Umwandlung in ein Luxushotel zu verhindern. Da kommt der Besuch eines (etwas exzentrischen) ausländischen Potentaten (Hans Clarin) mit seiner Entourage gerade recht.

Prima Stoff für ein „Grusical“.

Wo steht die Burg?

Das Spukschloss im Spessart / Foto: Screenshot Youtube

Preisfrage: Wo liegt diese Burg mit ihrem prägnanten Rundturm?

Im Spessart kann man sie lange suchen. Da finden sich zwar das Wirtshaus aus Teil 1, Miltenberg und das schmucke Wasserschloss Mespelbrunn, wo die damalige Comtess von Sandau (auch Liselotte Pulver) ihren Vater zur Verzweiflung trieb – aber kein Spukschloss, das dem Filmschloss auch nur annähernd ähneln würde.

Drehort in Norddeutschland

Kein Wunder: Das Filmteam um Regisseur Kurt Hoffmann hat es für die Außenaufnahmen in die norddeutsche Provinz verschlagen.

Und zwar nach Schloss Oelber im Ortsteil Oelber am weißen Wege in Baddeckenstedt, einem Ort zwischen Salzgitter und Hildesheim.


Ursprünglich eine Wasserburg

Schloss Oelber mit Treppenturm heute / Foto: Wikipedia/Axel Hindemith/gemeinfrei

Die heutige Schlossanlage ist rund und steht auf den Fundamenten einer Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert. 1580 wurde das im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gelegene Schloss, das seit Jahrhunderten der Familie von Cramm gehört, im Stil der Renaissance umgebaut.

Treppenturm in Wehrturm-Optik

Ende des 19. Jahrhunderts passten die Cramms die Anlage erneut dem Zeitgeschmack an – unter anderem erhöhten sie den Treppenturm, bis der wie ein mittelalterlicher Wehrturm aussah, inklusive Einbau von sogenannten Maschikulis (also Öffnungen zum Beschießen von Belagerern).

In den 1930er Jahren wurde das Schloss als Heimat des „Tennisbarons“ Gottfried Freiherr von Cramm bekannt. Der stand gut 50 Jahre vor Boris Becker (1935) im Finale von Wimbledon, das er allerdings verlor.

War also nix mit Matchball für Nazi-Deutschland.



Vergleicht man die Bilder des Schlosses von 1960 mit dem heutigen Zustand, fällt gleich die farbige Renovierung der Fassade auf. Wo im Film helles Braun dominierte, strahlt das Schloss jetzt weiß, mit rotbraunen Tür- und Fensterrahmen und langem Balkon.

Keine Schlossbesichtigungen

Regelmäßig besichtigen kann man das Schloss leider nicht. Aber seit 1998 sitzt hier die Oelber Event Agentur von Helena Freifrau von Cramm und Anna von Veltheim – und die organisiert Veranstaltungen auf dem Schloss.

Von Firmenevents bis hin zum Christkindlmarkt und zu Ritterspielen.

Im Zusammenhang mit Events wie dem Weihnachtsmarkt wird natürlich gern vom „Spukschloss“ gesprochen. Doch von Geistererscheinungen ist bislang nichts bekannt. Zumindest nicht bei nüchternen Besuchern des Marktes.

Und hier mal der Trailer zum „Spukschloss im Spessart“:

Und hier geht’s zur Website von Schloss Oelber



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