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MDR exhumiert Knochen aus Dunkelgräfin-Grab


Der MDR Thüringen meldet den Beginn der Graböffnung / Screenshot MDR
Der MDR Thüringen meldet den Beginn der Graböffnung / Screenshot MDR
Der Zuschauer will seine Gruselshow – der Gebührenzahler zahlt’s – die Politik erlaubt’s: Für ein neues History-Doku-Drama hat der Mitteldeutsche Rundfunk Thüringen (MDR) heute trotz Bürgerprotesten in Hildburghausen die sterblichen Überreste der sogenannten sogenannten Dunkelgräfin exhumiert.

Die gefundenen Skelettteile sollen morgen untersucht werden.

Der MDR möchte mit einem DNA-Test herausfinden, ob es sich bei der im Jahr 1837 Verstorbenen um die Tochter des hingerichteten französischen Königs Ludwig XVI., Marie Thérèse Charlotte von Frankreich, genannt Madame Royale, handelt.

Damit könnte ein altes Rätsel gelöst und gleichzeitig Thüringen um eine Legende ärmer werden.


Marie Antoinette mit ihren Kindern, links ihre älteste Tochter Marie Thérèse. Foto: Wikipedia/Musée de France
Marie Antoinette mit ihren Kindern, links ihre älteste Tochter Marie Thérèse. Foto:
Wikipedia/Musée de France

Mitarbeiter des städtischen Bauhofs und einer Steinmetzfirma haben bereits die Sandsteinquader abgebaut, aus denen der Sockel der Grabpyramide zusammengesetzt ist.

Bürger protestieren mit einer Mahnwache gegen das aus ihrer Sicht pietätlose Historienspektakel. Bei einem vorherigen Bürgerentscheid hatten 70 Prozent der Teilnehmer gegen den Plan des Senders votiert.

1656 Hildburghausener forderten an der Wahlurne ein Verbot der Aktion, 732 stimmten für die Probenentnahme.

Der MDR hatte anschließend keinerlei Probleme, sich über die Bedenken der Mehrheit hinwegzusetzen. Er weist darauf hin, dass die Bestattung bereits 175 Jahren her ist und das Grab schon einmal, 1891, geöffnet wurde.

Damals nahm man allerdings keine Proben der Knochen. DNA-Analysen waren noch Zukunftsmusik.

MDR-Redakteurin Eva Hempel unterstreicht, die moderne Wissenschaft werde nun helfen, das Schicksal der Dunkelgräfin aufzuklären. Man werde „mit der notwendigen Würde“ vorgehen.

Das Vorgehen des Senders ist durchaus legal, denn um die Filmleute an der vom Stadtrat genehmigten Graböffnung zu hindern, wären 322 weitere Nein-Stimmen nötig gewesen.

Insgesamt waren 10.000 Hildburghausener zur Stimmabgabe aufgerufen gewesen (mein Kommentar zum Ausgang des Bürgerentscheids: siehe hier).

Bürger protestieren mit einem Kranz und einer Mahnwache gegen die MDR-Aktion
Bürger protestieren im August mit einem Kranz und einer Mahnwache gegen die MDR-Aktion – und anschließed saß diese Katze auf dem Grab / Foto: Bürgerinitiative
Der MDR möchte die Aufklärung der Identität der Dunkelgräfin als TV-Dokumentation aufziehen, wie schon beim „Schiller Code“. Das fertige Material soll dann 2014 gesendet werden.

Der Sender erreicht mit dem Mystery-Faktor zurzeit bundesweite Aufmerksamkeit.

Im August hatten Gegner der Aktion noch einen frischen Kranz auf dem Grab abgelegt und eine Mahnwache abgehalten. Eine Teilnehmerin berichtet von einem eigenartigen Erlebnis.

„In dieser Zeit schlich immer eine schwarze Katze in der Nähe vom Grab. Eine Sopranistin sang das Ave Maria u.a., es war richtig mystisch und ging unter die Haut. So haben wir uns praktisch verabschiedet, da fest stand, wir können es nicht mehr aufhalten.

Nach der Mahnwache, als wir noch so zusammen standen, sprang diese Katze auf das Grab. Daher habe ich sie fotografiert und das Bild für den Tag der Graböffnung aufgehoben. Mysteriös dabei, es ist historisch belegt, das die Dunkelgräfin eine Katzenliebhaberin war.“

Der Bericht auf der Seite des MDR Thüringen: „Exhumierung der Dunkelgräfin hat begonnen“ ist nicht mehr online.


Mehr dazu:
FAZ: „Dokumentation „Dunkelgräfin“: Ein Leichenschauermärchen