Dachs findet slawische Fürstengräber bei Burg Stolpe




Der Turm von Burg Stolpe: Mit 18 Metern der dickste Bergfried Deutschlands / Foto: Wikipedia / Rainer Kunze / CC-BY-SA-3.0-migrated
Der Turm von Burg Stolpe: Mit 18 Metern der dickste Bergfried Deutschlands / Foto: Wikipedia / Rainer Kunze / CC-BY-SA-3.0-migrated
Das frühe 12. Jahrhundert war im östlichen Brandenburg eine verdammt kriegerische Zeit. Räuberische Überfälle auf Dörfer waren an der Tagesordnung.

Durch die Wühlarbeit eines Dachses kam jetzt das Skelett eines der letzten heidnisch-slawischen Fürsten der Gegend ans Licht. Und die bei Burg Stolpe in der Uckermark gefundenen Gebeine sprechen Bände.

Die Knochen des etwa 40-jährigen Mannes zeigen verheilte Beinbrüche, Spuren von Schwerthieben und Stürzen vom Pferd. Archäologen gehen angesichts der kostbaren Beigaben davon aus, möglicherweise den damaligen Herrn der Burg Stolpe vor sich zu haben. Darüber berichtet jetzt die dpa.

Seit dem 7./8. Jahrhundert bestand auf einem Hügel am Ufer der Oder bei Stolpe eine slawische Wallanlage. Einen Nachbau einer solchen Fliehburg kann man sich bei bei Vetschau im Spreewald ansehen.

In den Jahren um 1100 war die Gegend um Stolpe in der Uckermark eine Insel der heidnischen Wenden, umgeben von bereits mehr oder weniger gewaltsam christianisierten Gebieten, in die weitere Kolonisten strömten: Ein Pulverfass.

Erst 1147 mit dem Wendenkreuzzug sollte auch dieser Felcken gewaltsam zum wahren Glauben geführt (und die Führungsschicht ausgetauscht) werden.

Als vor einigen Monaten aus einem Dachsbau im Uferbereich der Oder menschliche Knochen herauslugten, rief der örtliche Denkmalpflege Archäologen der Universität Göttingen zu Hilfe. Die schauten genauer hin und gruben im Herbst 2012 acht Gräber aus, darunter zwei Bestattungsorte von hohen Würdenträgern.


Burg Stolpe: Neben dem Turm sind noch Reste der slawischen Wallanlage zu sehen / Foto: Wikipedia / Doris Antony / CC-BY-SA-3.0-migrated
Burg Stolpe: Neben dem Turm sind noch Reste der slawischen Wallanlage zu sehen / Foto: Wikipedia / Doris Antony / CC-BY-SA-3.0-migrated
In dem am prächtigsten ausgestatteten Grab wurde ein zweischneidiges Schwert gefunden, das der Tote über der Schulter trug, eine Bronzeschalte zum Händewaschen und eine Gürtelschnalle mit Schlangenköpfe: ein Import aus Skandinavien.

Dass es sich bei den Begrabenen um noch nicht christianisierte Wenden handelt, schließen die Forscher unter anderem aus einer Münze im Mund einer Frau. Dieser traditionelle Lohn für den Fährmann ins Jenseits war eine antike, heidnische Tradition.

Die Die Funde in Stolpe sollen jetzt restauriert und ausgestellt werden. Man darf gespannt sein, ob die Forscher noch die Todesursache des Wenden-Fürsten von Burg Stolpe herausfinden.

Nach der Christianisierung wurde die Burg durch die Herzöge von Pommern weiter befestigt.  Nur zwei oder drei Generationen nach dem Tode des slawischen Kriegers entstand (um 1170/119o) entstand der heute noch sichtbare Burgturm: Mit 18 Metern Durchmesser der dickste Bergfried in Deutschland. Im Volksmund wird er wegen seine Form „Grützpott“ genannt.

Und hier geht’s zum dpa-Beitrag (erschienen u.a. in der Berliner Zeitung): „Dachs buddelt Fürstengrab aus – Archäologe: Besonderer Fund

Mehr zum Thema hier im Blog: „Slawenburg Raddusch: Wiederaufbau in der Niederlausitz