Der Ruf des Malteserordens nach 1565 war legendär. Die Glaubenskrieger in den roten Mänteln hatten die dreimonatige Belagerung ihrer Insel durch vielfach überlegene osmanische Kräfte abgewehrt.
Damit bescherten sie Sultan Suleyman dem Prächtigen eine peinliche Schlappe.
Nun war die Frage: Würden die Türken die Revanche suchen? Viel hatte ja nicht gefehlt, und Malta wäre Teil des osmanischen Großreichs geworden.
Ausgehend von dem Gedanken wurde die Hauptstadt der Insel an strategisch günstiger Stelle neu erbaut. Sie erhielt den Namen des Ordens-Großmeisters, der den Türken erfolgreich widerstanden hatte: (Jean de) La Valletta.
Und im Zentrum der neuen, landseitig von einem für damalige Verhältnisse unüberwindlich tiefen Einschnitt ins Felsgestein gesicherten neuen Stadt liegt der Palast des Großmeisters („il Palazz“, „The Grandmasters Palace“).
Wie es sich für einen Staat der Kriegermönche gehört, war dieser erstmal ganz schön karg. Sämtliche Holzbalken mussten vom europäischen Festland geholt werden, da alle greifbaren Bäume der Insel bei der Belagerung verarbeitet woren waren. Kalkstein als Baumaterial gab es dagegen in Hülle und Fülle.
1575, nach mehreren Jahren Bauzeit, konnte der Großmeister schließlich in das größte Gebäude Valettas (97 x 83 Meter, was aber auch ab den zwei großen Innenhöfen liegt) einziehen. 21 Ordens-Großmeister versahen hier ihren Dienst.
Und die Türken kamen nicht wieder.
Dafür aber die Franzosen. Napoleons kleine Armada, die 1798 eigentlich Ägypten erobern sollte, machte vor Malta Station. Man signalisierte dem deutschstämmigen Großmeister Ferdinand von Hompesch zu Bolheim, dass die Truppen nur Wasser und Proviant aufnehmen wollten.
Er ließ sie gewähren, schließlich verbot eine Ordensregel den Kampf gegen Christen.
Mit dem Ergebnis, dass dem kleinen Korsen innerhalb eines Tages gelang, woran der prächtige Sultan gescheitert war. Er machte sich zum Herren von Malta.
Das hatte zur Folge, dass Hompesch der einzige deutschstämmige Großmeister der Malteser blieb. Auf ihm lastete fortan der Makel, die Insel kampflos übergeben zu haben.
Das Eiland vor Sizilien interessierte den künftigen Kaiser Napoleon aber nicht sonderlich. Er ließ eine Garnison zurück und segelte weiter gen Nildelta.
Lange hatten die Franzosen allerdings keine Freude am Regieren im Palast. Genervt von der britischen Flotte, die die Insel blockierte, zogen sie 1800 ab.
Nun übernahmen die Engländer das Kommando. Malta wurde Kronkolonie. Und im Gouverneurspalast zog imperialer Glanz ein.
Prächtige Fußböden im Großmeister-Palast
Die prächtigen Marmorfußböden, über die man heute etwa im wappengeschmückten Armoury Corridor rutscht schreitet, stammen aus den Jahren nach 1858.
Die viktorianischen Briten wollten mit der Pracht des British Empire nicht hinter dem Berg halten. 1860 eröffneten sie in der ehemaligen Waffenkammer der Großmeister das erste Museum Maltas.
Die historische Waffensammlung wird heute in einem anderen Teil des Palasts gezeigt. Und sie ist wirklich groß. Auch wenn Franzosen und Briten einige Stücke für die Kollektionen in Louvre und Tower mitgehen ließen. Der Rest kann sich noch durchaus sehen lassen.
Während des Zweiten Weltkriegs kam es zur sogenannten zweiten Belagerung von Malta. Diesmal durch Deutsche und Italiener – wieder erfolglos. Dabei wurde der Palast in Valletta schwer beschädigt.
Nach dem Krieg entstand die alte Pracht wiederum neu. Heute ist der Palast nicht nur Museum, sondern auch Sitz des maltesischen Parlaments.
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Mehr zu Museen und archäologischen Stätten auf Malta auf der Seite Heritage-Malta
Fotos: Burgerbe.de