Scheiterhaufen auf Burg Hexenturm



Der Hexenturm in Idstein / Foto: Burgerbe.de
Der Hexenturm in Idstein / Foto: Burgerbe.de / Bild oben: Ein historisches Flugblatt (gemeinfrei)
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in der Frühen Neuzeit muss der Romanwelt Harry Potters geglichen haben: Überall wimmelte es von Hexen, die angeblich die Rückkehr von Du-weißt-schon-wem vorbereiteten und den unbedarften Muggeln und deren Vieh Schaden anhexten.

Der Ruf der mutmaßlichen Schwarzmagierinnen war derart legendär, dass jedes Städtchen, dass etwas auf sich hielt, ein Bauwerk zum Hexenturm erklärte.

Die (früher oder später unter der Folter) geständigen Frauen wurden während Untersuchung und Prozess dort eingesperrt, um sie anschließend zu verbrennen oder zu ertränken. In letzterem Fall war ihre Unschuld erwiesen, was aber keine weiteren irdischen Folgen hatte.

Ganz so einfach war es natürlich nicht, denn ein Großteil der erhaltenen „Hexentürme“ war in der betreffenden Zeit einfach Teil der Stadtbefestigung und beherbergte bestenfalls gelangweilte Wachleute.

Gruselgeschichten für Touristen

Nach Niederlegung der Festungswerke bekam das oft einzige erhaltene Bollwerk im romantisierenden 19. Jahrhundert durch schlaue Ratsherren den Namen „Hexenturm“ verpasst. Mit solcherart Anspielungen auf alte Gruselgeschichten wollte man den Tourismus ankurbeln und die örtliche Geschichte hochhalten.

Der Hexenturm in Jülich wurde lange nach den Verfolgungen so benannt / Foto: Wikipedia/de:Benutzer:FJK71/CC-BY-SA-3.0-migrated
Der Hexenturm in Jülich wurde lange nach den Verfolgungen so benannt / Foto: Wikipedia/de:Benutzer:FJK71/CC BY-SA 3.0

Ein definitiv echter Hexenturm vom Bautyp „Butterfass“, der einst bei Hexentribunalen als Gefängnis für die unglücklichen Opfer diente, steht zum Beispiel im malerischen Fachwerkörtchen Idstein im Taunus.

Der Jülicher „Hexenturm“ hingegen diente zwar als Gefängnis des Haupt- und Kriminalgerichts des Herzogtums Jülich. Er hieß allerdings Jahrhunderte lang Rurtor, „Gefängnußthurm“ oder Hessenturm (zur Mahnung an die Untaten der hessischen Landsknechte des Dreißigjährigen Krieges).

Erst seit dem 18. Jahrhundert erinnert sein Name an die schlimme Zeit der Hexenverfolgungen. Es gab in der Region allerdings nur wenige belegte Fälle.


Die Reste von Burg Hexenturm / Foto: Wikipedia/Joachim Haller/CC-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported
Die Reste von Burg Hexenturm / Foto: Wikipedia/Joachim Haller/CC BY-SA 3.0
Und dann gibt es auch noch die Ruine der Felsenburg Hexenturm bei Sigmaringen in Baden-Württemberg. Ihre Reste thronen unzugänglich auf einer steilen Felsenklippe nahe der heute als Jugendherberge dienenden Burg Wildenstein.

Burg Hexenturm diente der Sagen nach als Askaban Gefängnis für magisch begabte Delinquentinnen aus der näheren Umgebung.

Die Sage erklärt auch den ruinösen Zustand der Burg: Vor der geplanten Hinrichtung der letzten Hexe sei nämlich die baufällige Brücke zusammengebrochen, woraufhin die Frauen den Hungertod fanden. Kurz danach sorgte angeblich ein Blitzschlag für Tabula Rasa…

Der Hexenturm von Burg Burghausen

Dass Hexengeschichten auch heute noch viele Interessierte anziehen, wird auf Europas längster Burg gezeigt: Auf Burg Burghausen gibt es natürlich einen Hexenturm, wo noch 1751 die letzte Burghausener Hexe in ihrer Zelle saß.

Im nur wenige Meter entfernten Schergenturm/Schindernest ist mittlerweile ein privates Foltermuseum eingerichtet, das auf mittelalterliche Verhörpraktiken und die Zeit der Hexenverfolgung Bezug nimmt.

Eine noch nicht vollständige Liste deutscher und österreichischer Hexentürme findet sich bei Wikipedia.

Beim näheren Blick lernt man, dass viele Türme bereits zur Zeit der Hexenverfolgung existierten und eine Rolle als Quartier der Verdächtigen gespielt haben könnten.

Einige Hexentürme wurden allerdings erst im 19. Jahrhundert so benannt, möglicherweise in der Hoffnung, mit dem gruseligen Image Besucher anzulocken.