„Red Obsession“: Reiche Chinesen kaufen Wein-Châteaux



Etikett eines Chateau Loudenne
Etikett eines Chateau Loudenne
Umbruch auf Frankreichs altehrwürdigen Weingütern: Investoren aus Fernost haben die Châteaux als Geldanlage und Prestigeobjekte entdeckt und kaufen rund um Bordeaux auf, was sie kriegen können.

Geld spielt keine Rolle: Für 20 Millionen Euro sicherte sich jetzt die Guizhou Moutai Wine Industry das traditionsreiche Château Loudenne im Médoc, bekannt für seinen Cru Bourgeois Supérieur.

Das waren elf Millionen mehr als der Vorbesitzer für das Gut und das Schloss aus dem 17. Jahrhundert bezahlt hatte. Auch so kann Globalisierung also laufen…

Im Jahr 2012 übernahmen Chinesen in der Region Weingüter in der Größe von 440 Hektar, unter anderem das bekannte Château Bellefont-Belcier nahe Saint-Emilion. Zu dieser Entwicklung gibt es jetzt sogar einen Kinofilm: „Red Obsession“.


Was geht da vor? Offenbar suchen reiche Chinesen im Zeichen ständiger Währungsschwankungen nach krisensicheren Geldanlagen. Die oft jahrhundertealten Weingüter stehen im Reich der Mitte hoch im Kurs.

China ist schließlich einer der weltweit größten Absatzmärkte für die edlen Tropfen aus Frankreichs Südwesten. Ein bisschen Exotik und Renommierlust spielen sicher auch eine Rolle.



Etikett eines Château Bellefont-Belcier
Etikett eines Château Bellefont-Belcier

Der Film zeigt den gigantischen Rummel, der in Fernost um den Rebensaft gemacht wird. Es  dürfte selbst hartgesottene französische Wein-Fans überraschen, wenn einzelne Flaschen von Models über einen Laufsteg getragen werden (im Vordergrund steht dabei der Wein, nicht das Mannequin).

Bei der jüngsten Weinmesse in Bordeaux sahen sich die Vertreter der französischen Châteaux plötzlich 1500 neugierigen und vielfach äußerst kaufkräftigen Gästen aus China gegenüber.

Nun stellt sich natürlich die Frage, ob die neuen Herren versuchen werden, den Produktionsprozess zu optimieren und eventuell den Ausstoß alter Weingüter zu vervielfachen. Das dürfte nicht so einfach werden, denn der Ertrag ist auf maximal 65 Hektoliter Wein pro Hektar festgesetzt.




Übrigens geht mit jedem verkauften Château nicht unbedingt auch ein historisches Schloss in chinesische Hände über. „Château“ steht in diesem Fall einfach für Weingut. Oft verbunden mit einem Schlösschen, es kann aber auch nur ein simples Herrenhaus bürgerlicher Winzer sein.

Das Interesse aus Fernost stößt nicht überall auf offene Arme. Chinesische Weinbau-Studenten, die zurzeit am Château La Tour Blanche ausgebildet werden, wurden jetzt von französischen Jugendlichen attackiert. Einer Studentin wurde dabei das Nasenbein gebrochen. Davon berichtet die Badische Zeitung.

Das Vorgehen der Chinesen erinnert ein bisschen daran, wie reiche Russen zurzeit versuchen, deutsche Burgen aufzukaufen. An deutschen Weinen zeigen die Oligarchen allerdings weniger Interesse…

Hier der Trailer zum Kinofilm „Red Obsession“:

Weitere Infos:
Einen Überblick zu dem Thema bietet ein ausführlicher Artikel von Axel Veiel aus der Badischen Zeitung (der mich überhaupt erst auf dieses Thema gestoßen hat): „Kulturrevolution auf dem Chateau: Chinesen kaufen Weingüter auf

Mehr zum Film „Red Obsession“ und seiner Deutschland-Premiere auf der Berlinale steht in einem Artikel von Marijke Engel in der Frankfurter Rundschau mit dem originellen Titel: „Im Gaumen der Globalisierung