Was einst als trutziges Bollwerk staufischen Deutschtums im annektierten Elsass gedacht war, ist heute eines der meistbesuchten nationalen Monumente Frankreichs.
1899 hatte das elsässische Schlettstadt (Selestat) dem Monarchen die Burg geschenkt. Aus einer Ruinenlandschaft hat Burgenforscher Bodo Ebhard dann innerhalb von acht Jahren im Auftrag des mittelalterverrückten Kaisers einen Traum von einer Burg geschaffen.
Geld spielte keine Rolle
Wie beim Flottenbau spielte Geld übrigens keine Rolle, da Elsaß-Lothringen für einen Großteil der Kosten (zwei Millionen Goldmark) aufkam.
Bergfried-Rekonstruktion an alter Stelle
Architekt Ebhard baute nicht auf Geradewohl drauf, sondern untersuchte erstmal die historischen Mauerreste.
Beim Wiederaufbau bemühte er sich dann um Originaltreue und sich an den unregelmäßigen historischen Grundriss, ließ Bergfried, Palas und Wehrgänge an alter Stelle neu entstehen.
Wobei die Originalburg nicht ganz so prächtig und hoch ausgesehen haben dürfte. Die überdachten Wehrgänge waren beim Vorbild wohl auch eher aus Holz-Fachwerk als aus Stein. Ebhard versah einen der Türme mit einer Mühle, die historisch nicht verbürgt ist, aber immerhin gut und passend aussieht.
Über die Bauarbeiten heißt es auf der Burg-Homepage: „Je nach Jahreszeit arbeiteten zwischen 40 und 220 Arbeiter auf der Baustelle. Es wurde eigens eine Pumpstation errichtet, die noch bis Ende 2012 in Betrieb war.
1901 traf der erste Kran ein, der zum Wiederaufbau des Bergfrieds bestimmt war; im Jahr darauf folgte ein zweiter. Der Strom dafür wurde von einem eigens für die Burg eingerichteten Stromaggregat erzeugt.“
Der Hohenzoller sah sie als symbolisches Gegenstück zur Marienburg in Ostpreußen. Hier eine Festung der deutschen Ritter gegen die Franzosen, da des Ritterordens gegen die Slawen.
Letztlich wollte der Kaiser mit dem Nachbau auch aus eher kleinem Adel stammenden Hohenzollern (ihre Vorfahren waren lediglich Nürnberger Burggrafen) als rechtmäßige Nachfolger der imperialen Dynastien der Hohenstaufer und Habsburger auf dem Kaiserthron legitimieren.
Kaiser Karl V. war ein Vorbesitzer der Burg. Wilhelm lässt natürlich sein eigenes Wappen höher hängen als das des Habsburgers.
Am Festtag spielten mehr als 500 Komparsen in stilechten Kostümen die Inbesitznahme der Hohkönigsburg durch die Sickinger im Jahr 1533 nach. Dummerweise regnete es bei dem pompösen Schauspiel in Strömen.
In der Burg zeigt eine Ausstellung mit Vorher-Nachher-Bildern des Wiederaufbaus und allerlei Überbleibsel der deutschen Zeit, zum Beispiel einen Feuerlöscher und diverse Kanonen.
Link: Infos zum Besuch, zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen der Haut-Koenigsbourg gibt es auf der Burg-Website.
Fotos: Burgerbe.de
Gerade jetzt im Sommer bei herrlich warmen Temperaturen kann man eine schöne Wanderung dorthin machen. Sehenswert!
Die Burg ist ein Tagestrip wert. Am besten kommt man natürlich an einem Tag, wo es nicht in Strömen regnet… ;-)
Vielen Dank für den Artikel und die aussergewöhnlich schönen Bilder.
Ja, die Hohkönigsburg ist wirklich sehenswert. Man, d.h. kleine und große Buben, fühlt sich ins Mittelalter versetzt. Dabei schadet auch nicht, dass sie nur ein Wiederaufbau und nicht das Original ist. Von oben hat man eine schöne Aussicht auf die Rheinebene und den Schwarzwald, wie man auf dem Bild von oben sehen kann. Der mittelalterliche Garten rechts vom Eingang ist sehenswert und sehr lehrreich.
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