Lorient in der Bretagne war zwischen 1940 und 1944 der größte deutsche U-Boot-Stützpunkt am Atlantik.
Heute zeugen davon noch die weitgehend intakten Betonbunker auf der Halbinsel Keroman (vom selben Typ wie die klotzige Anlage in St. Nazaire).
Die ein- und ausfahrenden U-Boote passierten auf ihrem Weg von und zu den Geleitzugschlachten im Atlantik eine alte Festung. Die Zitadelle von Port Louis, die auf einer Felsenhalbinsel in den Fluss Blavet ragt und so seit Jahrhunderten die Reede von Lorient schützt.
Die deutschen Besatzer nutzen die Festung so nah an ihrem U-Boot-Hafen auf ihre Weise – als Gefangenenlager.
Gebaut wurde die Zitadelle 1590 vom spanischen Ingenieur Christobal de Rojas. Der damalige Gouverneur der Bretagne, Philippe-Emmanuel de Lorraine – streng katholisch -, revoltierte gerade gegen den gerade erst vom Preostantismus zum Katholizismus hinübergewechselten König Henri IV. („Paris ist eine Messe wert“).
Nun schwang sich der Fürst zum „Beschützer des katholischen Glaubens“ auf und rief die Spanier zu Hilfe. Die kamen gern und halfen, das kleine, strategisch ungemein günstige Fischerdorf Blavet mit einer Zitadelle zu befestigen.
Der einzige Zugang führt durch zwei Tore und über eine Steinbrücke. Während der Flut ist die Festung von Wasser umschlossen.
Die Gewölbe unter den Gebäuden wurden aus statischen Gründen sehr groß angelegt. Sie hätten 2000 Soldaten fassen können.
Acht Jahre lang konnte sich der meuternde Gouverneur mit seinen erzkatholischen Männern hinter den Bastionen halten, bevor er 1508 nach seiner Niederlage ins Exil nach Ungarn geschickt wurde und dort gleich in den nächsten Krieg zog – gegen die Türken.
Die Geschichte hat übrigens ein glamouröses Happy End: Philippe-Emmanuels Tochter Francoise heiratete 1609 einen unehelichen Sohn des Königs, Cesar de Bourbon…
König Ludwig XIII. ließ das Fort zwischen 1616 und 1636 erweitern und nannte den Ort nach sich selbst: Port Louis.
Die Bedeutung der Zitadelle stieg in den folgenden Jahren, denn Frankreich nutzte das gegenüberliegende Lorient als Hauptumschlagplatz für den Ostindienhandel.
Die Festung diente lange auch als Gefängnis. Sogar der spätere Kaiser Napoleon III. saß hier im Jahr 1836 ein. Ihm folgten später Mitglieder der Pariser Kommune und der im Untergrund gegen die Nazi-Besatzer kämpfenden Resistance.
69 Franzosen wurden von NS-Soldaten erschossen. Die Alliierten reagierten auf die Einrichtung des deutschen U-Boot-Hafens mit massiver Bombardierung.
Heute sind in der Zitadelle zwei Museen untergebracht: zum einen ein nationales französischen Marinemuseum (die anderen sind in Paris, Brest, Toulon und Rochefort – ein Besuch ist empfehlenswert). Das in Port Louis Musée de la Compagnie des Indes, beschäftigt sich mit der Geschichte des französischen Ostindienhandels und zeigt diverse Schiffsmodelle. Fotografieren innerhalb der Ausstellung ist leider verboten.
Von den Wällen aus kann man nach Lorient hinüberschauen und sieht dabei auch die U-Boot-Bunker von Keroman, die auch zu besichtigen sind.
Nahe der Festung zieht sich eine Mauer entlang. Wenn man durch eines der Törchen geht, kommt man von dort aus an den Grand Plage, einen prima Sandstrand, den es seit 1837 gibt. Sein Kennzeichen ist die lange Reihe roter Holztürchen vor den Umkleidekabinen.
Fotos: Burgerbe.de