In den Aichacher Nachrichten hat Linscheid die Serie „Schlossgeschichte(n) des Wittelbacher Landes“ gestartet. Das Wittelsbacher Land liegt zwischen Augsburg und München, dorther stammt die bayerische Herrscherdynastie, worauf man vor Ort in Altbayern mächtig stolz ist.
Die Serie besteht aus je einer Zeitungsseite, deren Artikel nur noch im Bezahl-Portal der Zeitung vorliegen (oder als Buch im Shop der Augsburger Allgemeinen).
Hinzu kommen professionell geschnittene und vertonte Kurzvideos zu den Gebäuden. „Sie waren Jagdschlösser oder Zweitwohnsitze, aber keine Residenzen. Die Schlösser im Wittelsbacher Land blicken aber auf eine bis zu 1000-jährige Geschichte zurück“, so die Einleitung.
Bislang gibt es vier Schloss-Vorstellungen als Sonderseiten der Augsburger Allgemeinen zu: Schloss Unterwittelsbach, Schloss Haslangkreit, Schloss Blumenthal und Schloss Mering.
Alles geschrieben und produziert von dem in Aichach lebenden Linscheid, der sich bereits mit „Architektouren“ (architektonischen Stadtführern auf DVD, etwa zu Leipzig und München) einen Namen gemacht hat.
In der Wittelsbacher-Schlösser-Serie erfährt man einiges über die Lokalgeschichte und – natürlich – über die spätere österreichische Kaiserin Elisabeth („Sissi“).
Die junge Wittelsbacherin soll auf dem Wasserschloss Unterwittelsbach (großes Foto oben) unbeschwerte Kindertage verbracht und im Dorfwirtshaus gar auf dem Tisch getanzt haben, erzählt zumindest die Kastellanin.
Sie versucht, zurzeit anhand von erhaltenen Listen, das Interieur des herzöglichen Schlosses zur Biedermeierzeit zu rekonstruieren. Bis November 2010 lief im Schloss die gut besuchte Ausstellung „Sisi – ihre Kleider machen Mode“, und dazu gibt es natürlich auch ein Video. Die Kleider wiegen im Schnitt übrigens 25 Kilo…
Die meiste Zeit ihrer Jugend verbrachte Elisabeth als Prinzessin von Bayern allerdings bekanntlich auf Schloss Possenhofen am Starnberger See. Dieses ist nur deshalb nicht so bekannt, weil das echte Possenhofen in den Sissi-Filmen aufgrund seiner wenig romantischen Optik kein Drehort war. Die Film-Sissi tollte statt dessen durchs Schloss Fuschl.
Das Wasserschloss Blumenthal bei Aichach trat im 13./14. Jahrhundert als Sitz der örtlichen Komturei des Deutschen Ordens in die Geschichte ein – Ordensleute sind bekanntlich hartnäckig, sie blieben bis zur zwangsweisen Säkularisation 1803.
Danach sicherten sich Nachfahren der Fugger das Schloss (von 1568), rissen es bis auf die Kirche ab – und bauten ein großzügiges Herrenhaus.
2006 kauften mehrere Münchener Unternehmerfamilien den Fugger’schen Stiftungen die Anlage ab – sie planen dort Wohnungen und ein Hotel: Der historische Ostturm, in dem einst Gefangene schmachteten, könnte so bald zum „Love-Tower“ mit Hochzeitssuite werden. Ein Biergarten existiert schon.
Von dieser Art der Präsentation könnten sich diverse Zeitungen und Städte eine Scheibe abschneiden. Ich hoffe, die Allgemeine zahlt ein vernünftiges Honorar. Immerhin bringt das Ganze nicht nur Prestige und Leser, sondern auch Geld, schließlich ist die Serie gesponsert von der örtlichen Sparkasse – und die Videos starten mit Werbung (Hornbach, Sparkasse). Ich bin auf Fortsetzungen und weitere Projekte dieser Art gespannt!
Link: Die Folgen der „Schlossgeschichte(n)“-Serie der Augsburger Allgemeinen stehen wie schon geschrieben leider inzwischen hinter der Bezahlschranke.
Hier der Link zur Folge über Schloss Mering.