Schloss Hettingen: Als Nachbarn die Narrenburg



In Schloss Hettingen befindet sich die Verwaltung des Städtchens…
Schloss Hettingen bei Sigmaringen findet man am besten, wenn man den Pfeilen in Richtung „Narrenburg“ folgt. Der Name weckt bei mir als Rheinländer natürlich Assoziationen: Eine Burg in der Hand von Karnevalisten? Eine Zitadelle des Frohsinns? Eine Insel der Albernheit im Meer des alltägliches Ernstes?

Naja, wenn man rauffährt, findet man Schloss Hettingen, heute Rathaus der Stadt und daneben einen Neubau, die Narrenburg.

Diese beherbergt heute das Fastnachtsmuseum Narrenburg, ein europäisches Karnevalsmuseum. Gezeigt werden internationale Faschingsbräuche und natürlich die Utensilien der schwäbisch-allemannischen Fastnacht. Karfreitag ist geschlossen.

Das Haus hat auch ansonsten etwas eigenwillige Öffnungszeiten (sonn- und feiertags von 13.30 bis 17 Uhr) und war, als ich ankam, leider gerade zu.

Die frühere Burg hat eine recht wechselvolle Geschichte. Um 1120 ließen die Grafen von Gammertingen die Burg mit dem heute verschwundenen Bergrfried über dem Laucherttal errichten.

Ab 1240 hatten die Grafen von Vehringen das Sagen. Sie ließen die Burg weiter in Richtung Festung ausbauen. Die Vehringen nutzten sie auch als Gefängnis und kerkerten hier Deutschordensbrüder des Klosters Althausen ein, um Lösegeld zu erpressen.

Der Frevel brachte ihnen kein Glück (vielleicht war der Orden auch einfach zu knauserig), jedenfalls mussten die Vehringer die Anlage verpfänden. 1415 starb die Linie aus, und die Burg landete 1447 bei dem in Stuttgart residierenden Ulrich V. von Württemberg.

Dem Fürsten war der Weg jedoch zu weit und er verkaufte an die Brüder Bubenhofer. 1524 kam dien Anlage an die Familie der Freiherren von Specht, die sie 300 Jahre im Besitz behielten. Jetzt wird die Burg auch erstmals als Schloss bezeichnet.



Der Dreißigjährige Krieg hinterließ die Burg ausgeplündert. Ein schwedischer Kommandant hatte hier gehaust.

1720 baute Franz Anton von Speth das Schloss auf ziemlich rabiate Art um: Er ließ den kompletten ersten Stock des Wohntraktes abtragen und setzte zwei neue Stockwerke auf. Das heutige Schloss geht auf ihn zurück. Wenn man nur immer so einfach sanieren könnte…

Nebenbei legte er im (nicht erhaltenen) Nordflügel noch einen 21 Meter langen Rittersaal an. Die Befestigungen (die Burg war Teil der Stadtmauer) behielt von Speth bei.

1827 kaufte die Fürstenfamilie Hohenzollern-Sigmaringen den gesamten Besitz der von Speth auf, inklusive Schloss Hettingen. Wie Ulrich von Württemberg hatte man aber keine rechte Verwendung für die Immobilie.

So waren die Fürsten froh, ab 1836 die schweizerische Firma Vögeli dazu bewegen zu können, in der Burg eine Seidenweberei einzurichten. Danach wohnte nur noch der fürstliche Förster im Schloss. Diverse Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen.

Die Nordmauer ist der einzige Überrest der mittelalterlichen Burg
Im Ersten Weltkrieg wohnte die Witwe des 1914 im Seegefecht bei den Falkland-Inseln umgekommenen Vizeadmirals Maximilian Graf von Spee auf dem Schloss.

Der Admiral war als Flottenchef mit der SMS Scharnhost gesunken und umgekommen. Auch seine beiden Söhne starben bei dem Gefecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlingsfamilien in den Räumen untergebracht.

1978 kaufte die Stadt Hettingen den Hohenzollern-Sigmaringern das Schloss ab. Anfang der 1990er Jahre wurde das Schloss saniert und für 4,2 Millionen Mark zum Rathaus umgebaut.

2006 eröffnete in einem Neubau direkt neben dem Schloss das Karnevalsmuseum Narrenburg mit seinen 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Und das ist auch ziemlich gut ausgeschildert.

Quelle: Info-Tafeln an der Burg

Lage: Am Schloss, 72513 Hettingen

Fotos: Burgerbe.de



Ein Gedanke zu „Schloss Hettingen: Als Nachbarn die Narrenburg“

  1. bourtange liegt zwischen emmen und groningen. fast direkt hinter der grenze.
    also heute ist da auch noch das spektaculum 😉
    ansonsten ist die festung immer auf und somit jederzeit zu besichtigen. die häuse sind normal bewohnt inkl. restaurants und geschenkeläden etc. 😉

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