Während andere Sender ihren Zuschauern „Supermodels“ und Möchtergern-Sänger zum Fraß vorwerfen zur Abstimmung auf den Bildschirm zoomen, geht der MDR andere Wege. Der biedere Mitteldeutsche Rundfunk lässt die „schönste Burg Mitteldeutschlands“ wählen.
Am Mittwoch, 12. März 2008, stellte Schlagerstar Olaf Berger das Ergebnis nach der Tagesschau vor. Da war ein Großteil der eher älteren Zuschauerschar ja noch wach…
55 Burgen-„Kandidaten“ standen zur Auswahl. Nein, das ist kein Witz von mir, der MDR hat wirklich „Kandidaten“ geschrieben. Zur Wahl standen Anlagen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die Abstimmung erfolgte per Klick (hoffentlich wissen die Verantwortlichen, dass solche Abstimmungen der Manipulation Tür und Tor öffnen).
Leider hat der zuständige Online-Mitarbeiter zu jeder Burg nur maximal drei Sätze und ein Mini-Foto zugelassen. Auf Links zu weiteren Informationen hat der öffentlich-rechtliche Sender dann auch ganz verzichtet.
Wahrscheinlich wollte man die Zuschauer nicht mit zu viel Wissen überfordern. Die „TOP TEN“ (O-Ton MDR) der zehn „besten“ Burgen soll dann in kurzen Einspielungen vorgestellt werden.
Besagte Kandidaten reichten von der Eilenburg im sächsischen Eilenburg bis zur Wartburg. Auch die Burgen Greifenstein (Ruine in Thüringen), Falkenstein und Wettin (beide in Sachsen-Anhalt) waren vertreten. Einige eindrucksvolle Gebäude fehlen allerdings, wie z.B. Burg Rosslau.
Wenn ich mal einen Tipp abgeben dürfte: Die Wartburg wird das Rennen machen.
Die Idee wirkte ist zwar ein bisschen bemüht umgesetzt, aber so kommt immerhin mal eine größere Auswahl alter Gemäuer ins Fernsehen. Daher möchte ich dem MDR doch kurz danken.
Vielleicht erhöht das ja das Interesse an deren Unterhaltung – und verhindert so langfristig den Bau von wahnsinnigen Bürokratenprojekten wie 2008 den geplanten Brückenbau bei Burg Kriebstein, der erst durch das Einschreiten des ZDF-Magazins Frontal gestoppt wurde.
Burg Kriebstein ist ansonsten auch noch durch den Fund eines eingemauerten Schatzes bekannt und liegt völlig zurecht auf Platz 3 des Rankings…
Ich kann nur hoffen, dass sich bei der Sendung nicht plötzlich irgendwelche erzgebirgischen Volksmusikchöre vor die Denkmäler schieben und „Kein schöner Land“ trällern… Der Einsatz des Ex-DDR-Schlagerbarden („Es brennt wir Feuer“) lässt Übles erahnen.
Sendetermin: MDR, Mi. 12.März 2008, 20.15 Uhr
Nachtrag (12.3.2008): Die Wartburg hat natürlich gewonnen. Hier die „Top Ten“-Liste des MDR:
Platz 1: Die Wartburg
Platz 2: Die Burg Stolpen
Platz 3: Die Burg Kriebstein
Platz 4: Die Neuenburg
Platz 5: Die Osterburg Weida
Platz 6: Die Burg Falkenstein
Platz 7: Die Wasserburg Egeln
Platz 8: Die Burg Ranis
Platz 9: Die Burg Normannstein
Platz 10: Die Burg Elsterberg
Fotos: Screenshot / Die Wartburg (von mir)
Was schwebt Ihnen vor?
Pseudo-Mittelalter-Musik, von der heute keiner mehr weiß, wie sie wirklich geklungen hat?
Man kann da auch – ganz „stylish“ Clavichord- oder Lautenmusik anbieten, aber da kommt keiner.
Weil das in den Verblödungs-Funkmedien ja garnicht mehr vorkommt, kennt’s keiner mehr.
Die Leute läßt man malochen, daß die Schwarte knackt, da ist für Kulturelle Bildung weder Zeit noch Geld übrig, wenn man überdies nicht mal weiß, ob der Euro morgen noch was wert sein wird …
Mehr als inhaltlich billiger Tingeltangel geht ja in diesem einstigen Deutschland nicht mehr.
Und ansonsten immer schön auf dem Teppich bleiben.
Die große Masse der Bevölkerung sind kein Studierten.
Das liegt daran, daß ein Studierter nicht mehr in einen Schleusenschacht steigt und auch keine Jauche mehr fährt.
Aber auch das muß gemacht werden.
Also braucht es auch Musik für die Masse des einfachen Volkes.
Wenn also die vermeintlich Großkopfeten die Nase rümpfen, dann sollten sie das über ihre eigene Schei** tun, die ohne das „niedere“ Volk (mit seinen manchmal etwas simplen Vergnügungen) einfach liegenbleiben würde …
Hella
Ich habe mir die Sendung natürlich angeschaut und es war teilweise doch sehr peinlich…aber es hätte schlimmer sein können.