Das Städtchen hat Charme. Das liegt wohl auch daran, dass Bad Wimpfen zu den wenigen Fachwerk-Orten zählt, die den Zweiten Weltkrieg fast völlig unbeschadet überstanden haben.
Stolze Türme prägen seine Silouette. Dafür hätte der Dreißigjährige Krieg die Stadt im Schutz der Staufer-Pfalz allerdings fast ausgelöscht.
Ursprünglich hat die Siedlung keltische Wurzeln. Die Römer bauten hier bereits um das Jahr 98 n.Chr. das Kastell Wimpfen im Tal als Teil des Neckar-Odenwald-Limes.
Eine hölzerne Römerbrücke kündete noch im frühen Mittelalter von der nachhaltigen Ingenieurskunst des Imperiums – sie stand noch lange nach seinem Untergang.
Der Brücke wurde schließlich nach den Jahrhunderten ein besonders starker Eisgang des Neckars zum Verhängnis.
Der Ort, 829 als Wimpia erstmals erwähnt, entwickelte sich um die erste Jahrtausendwende prächtig. Um das Jahr 1200 entstanden oberhalb des Orts auf dem Eulenberg genannten Bergrücken die heute noch sichtbaren Bauten der Staufer-Pfalz. 1227 ging der Ort als Lehen an die Staufer.
Die Staufer-Kaiser planten großzügig: Die Wimpfener Pfalz ist mit 215 x 88 Metern die größte erhaltene Pfalzanlage nördlich der Alpen. Das Foto links zeigt die Mauer der Pfalz an der Neckarseite.
Weiter Blick vom Blauen Turm
Höchstes Bauwerk der Pfalz war der heute der 58 Meter hohe Blaue Turm: ein Bergfried, der heute Wahrzeichen der Stadt ist. Seit 650 Jahren amtiert dort ein Türmer. Er brannte bislang drei Mal: 1674, 1848 und 1981. Nach dem ersten Brand erhielt er eine barocke Haube, 1848 bekam er seine heutige Form.
Zweiter Bergfried ist der Rote Turm: Ein kleinerer Fluchtturm für die königliche Familie, der reich ausgestattet war. 1647 brannte er völlig aus. Der erhaltene Stumpf ist 23 Meter hoch.
Von den Wohngebäuden der Pfalz hat sich das Steinhaus erhalten (heute Museum). Hier wohnten vermutlich die jeweiligen Staufer-Königinnen.
Die staufische Siedlung wurde bald bedeutender als das alte Wimpfen im Neckartal.
Friedrich Barbarossa soll hier 1182 schon logiert haben (für den Aufenthalt seines Hofstaats kam freilich die Stadt auf). Von seinem Nachfolger Heinrich VI. sind drei von Friedrich II. sogar acht Aufenthalte belegt. In diesen Zeiten war die Wimpfener Pfalz Mittelpunkt des Reiches. In diesen Mauern wurde die zeitweise die „Weltpolitik“ der damaligen Zeit entschieden.
So am 12. Juli 1235, als Friedrich II. hier seinen ungestühmen, 24-jährigen Sohn Heinrich VII., der für den ständig in Italien weilenden Kaiser über Deutschland herrschte, zur öffentlichen Unterwerfung zwang.
Heinrich hatte sich vorher mit diversen Fürsten gegen seinen Vater verbündet und wurde anschließend von diesem in Worms zu lebenslänglicher Haft verufteilt.
Heute erinnert hier unter anderem das empfehlenswerte Bad Wimpfener Steinhausmuseum (Foto links, das Gebäude mit dem roten Dach) an die Stauferzeit.
Es beherbergt unter anderem die auf natürlich Weise entstandene Totenmaske der Hildegard von Egisheim, der Stamm-Mutter der Staufer-Kaiser – das einzige lebensechte Abbild eines mittelalterlichen Menschen, den wir namentlich kennen.
Nach dem Untergang der Staufer war es allerdings mit der Kaiser-Herrlichkeit vorbei. Aber immerhin war Wimpfen ab 1300 freie Reichsstadt.
Die Reformation fiel in Wimpfen auf fruchtbaren Boden. 1588 lebten hier nur noch 30 Katholiken. Diese wurde allerdings toleriert und durften die – nunmehr protestantischen – Kirchen weiter nutzen.
Die schlimmste Zeit ihrer Geschichte erlebte die Stadt mit dem Dreißigjährigen Krieg. Eine der blutigsten Schlachten des Krieges vom Mai 1622 mit rund 5000 Toten ist nach Wimpfen benannt. Stadt und Pfalz wurden mehrfach besetzt und geplündert.
Am Ende des Krieges hatte Wimpfen neun Zehntel seiner Einwohner verloren. Es verarmte und brauchte rund 150 Jahre, um sich von diesem Blutzoll zu erholen.
Der Bau-Boom des Barock ging daher an Wimpfen fast völlig vorbei, und es behielt sein von Fachwerk geprägtes mittelalterliches Stadtbild.
Aus heutiger Sicht ein Vorteil…
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der ehemals hessische Ort nach einer Volksabstimmung zu Baden-Württemberg, was das Bundesland Hessen bis heute nicht so recht akzeptiert hat.
Es toleriert lediglich die baden-württembergische Verwaltung.
Sollte die Bundesrepublik irgendwann mal zerfallen, dürften sich die beiden Länder noch heftig um die historischen Stätten zanken.
Der beschauliche Ort macht richtig Lust zum Flanieren. Auf Blauen und Roten Turm kann man hinaufkraxeln, was einen hervorragenden Überblick bietet. Ich kann einen Besuch wirklich nur empfehlen.
Link: Ausführtlicher Wikipedia-Eintrag.
Und hier noch ein paar Fotos:
Bilder: Burgerbe.de
Sehr geehrte Damen und Herren, Mein Verband der Meisterinnen der Hauswirtschaft mochte gerne Ihrer Stadt zu einem Besuch im kommendem Jahr im Mai kommen. Narürlich mit einer guten Stadtführung. Ich schreibe so rechtzeitig , weil unser Programm im Herbst veröffentlicht wird.
Vielen Dank, mit freundlichen Grüßen Barbara Eichner
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